Das gestrige Örtchen Tineo im Dauerregen, was bleibt einem da als Pilger wohl übrig? Richtig, man trifft sich mit anderen Pilgern in der Bar und hält ein Schwätzchen. Ich war in der Kneipe „La Griega“ mit Jane, Lucy und Mark aus England bzw. Neuseeland und hatte bis zum Abendessen überhaupt keine Langeweile. Die Drei erzählten von ihren Caminos (Hadrian‘s Way, West Highland Way, The Long Pathway) und ich sammelte Infos für zukünftige Wanderungen. Später ging’s ins Palacio, dort warteten schon Douglas und Therry und so hatten wir alle einen schönen Abend und ein leckeres Diner. Der Morgen begann, wie der gestrige Tag aufhörte – mit Regen und Wolken verhangenen Berge. Da ich in Borres und Umgebung kein Bett fand, die Hospitales Route aber gerne gehen will, schlafe ich heute in Cambiello und das ist ein Katzensprung von nur ca. 15 Kilometern. Gegen 9:00 Uhr geht’s gemütlich den ersten steilen Anstieg hoch, die ersten knapp 400 Höhenmeter auf Feldwegen, Pfaden und Hohlwegen durch den Wald laufen sich trotz des schlechten Wetters richtig gut und mittlerweile stört mich die fehlenden Aussicht auch nicht mehr. Dafür ist der Wald voller Leben, es duftet und riecht alles frisch u. würzig und oben angekommen sollten wir lt. Outdoor die Fernsicht auf die Berge genießen – heute gibts leider nur Nebelsuppe und eisigen Wind. Durch die hügelige Weidelandschaft (Asturien ist mit der wichtigste Milchproduzent Spaniens) gehts schnell bergab, auch wenn der Pfad felsig und glitschig ist in den Weiler Piedratecha und von dort auf teilweise steinigen Hohlwegen, bei denen man stellenweise die tief in den Fels eingegrabenen Pferdewagenspuren der Römer erkennen kann , durch den Wald bergab nach Villaluz. Die 3 Kilometer Asphaltstraße zum Zielort Campiello stören mich heute mal gar nicht, im Gegenteil – die dreckigen Schuhe laufen sich wieder einigermaßen sauber, alles andere muss sowieso gewaschen werden.