Nach längerem Suchen hatten wir gestern zwar endlich die private Pilgerunterkunft bei Fam Hepp gefunden, nur war leider kein Mensch zu Hause. Alles Klingeln bzw. Rufen half nichts und so standen wir erstmal eine Weile vor verschlossener Haustür bis wir zufällig die Handynummer hinter der Klingelanlage fanden. Ein kurzer Anruf und schon war der Haustürschlüssel im Blumentopf gefunden !!! Unser Doppelzimmer war ok, die Bettwäsche leider schon benutzt und nach einer heißen Dusche lernten wir Loretta und Gabriele kennen. Wie wir erfuhren, war Fam. Hepp auf Urlaubsreise und in deren Abwesenheit kümmerten sich die Beiden um die wenigen Pilger, die zu Coronazeiten unterwegs waren. Gabriele servierte pünktlich um 18.00 Uhr eine sehr übersichtliche Portion „geschnetzelte Maultaschen“ mit Zwiebeln und Knoblauch, machte sich dann aber gleich mit Loretta vom Acker. Aus dem erhofften gemütlichen Abend mit vielen Pilgergeschichten wurde somit leider nichts und nach ein paar Bierchen lagen wir in unseren Betten und hatte eine ruhige Nacht.
Das Frühstück war nicht viel besser, zumindest der Kaffee war genießbar. Während wir Altbrot und abgezählten Aufschnitt serviert bekamen, hatten die beiden Grazien plötzlich frische Brötchen, etc.. auf´m Tisch als wir gegen 8.00 Uhr das Haus verließen und nach Laupertshausen aufbrachen. Das nenn ich doch mal Gastfreundschaft !!! Auf einem Betonplattenweg geht´s Richtung Wald und dann durch den prächtigen Mischwald bis vor den Ort. So frühmorgens durch den Wald zu laufen macht einfach Laune und ist purer Genuss. Die Luft ist kühl und frisch, man riecht feuchte Erde, geschlagenes Holz – „Waldbaden“ in Perfektion und dazu noch kostenlos. Die Jakobuskirche in Laupertshausen wird z.Zt. renoviert und ist leider geschlossen, somit marschieren wir durch den Ort gleich weiter zu einem Feldweg, der hinab zu einer Moorsenke führt. Nun folgt ein wahrer „Zeckenweg“ erst entlang und dann quer durch den Wald. Das Gras geht uns teils bis zur Hüfte und als wir endlich wieder einen Schotterweg erreichen, heißt es Hosenbeine ordentlich abklopfen und alles genau nach den kleinen Blutsaugern absuchen. Das Dörfchen Mettenberg, dass wir kurze Zeit später erreichen, bietet nicht gerade viel und leider ist auch die Pfarrkirche St. Alban verschlossen. Auf und ab wandern wir durch die Flur, meist an Wiesen und Äckern entlang und so erreichen wir nach 4 Kilometern Biberach an der Riß. Durch Wohngebiete führt der Jakobsweg hinunter ins Stadtzentrum und durch das Ulmer Tor zum historischen Marktplatz, der zu den Schönsten Süddeutschlands zählt. Hier steht auch die dreischiffige gotische Basilika St. Martin, der wir einen längeren Besuch abstatten und in ihr vergeblich nach einem Pilgerstempel suchen. Zum Trost gönnen wir uns nach einem kleinen Altstadtbummel einen dicken Eisbecher bei „Gino&Vanessa“. So schön es auch in Biberach ist, wir müssen weiter. Noch sind 13 Kilometer zu laufen und so marschieren wir an der Stadthalle und dem „Weißen Turm“ vorbei stadtauswärts ins romantische Wolfental. Der Schotterweg führt uns am Wolfentalbach immer geradeaus bis zu einer stillgelegten Mühle und dann weiter nach Reute. Das kleine Dorf hat mal wieder „nix“ und so halten wir in einem Bushäuschen Siesta. Die Sonne knallt mittlerweile unbarmherzig vom blauen Himmel, es sind knapp 30 Grad – kein Lüftchen weht und da tut jede Trinkpause gut. Bergauf geht’s später erst auf der Kreisstraße aus dem Dorf, bevor ein Graspfad links in den Wald führt. Hier ist es schön schattig, aus dem Graspfad wird ein Waldweg und so kommen wir gut voran. Auf einer kleinen Waldlichtung sehen wir äsende Rehe, die sich von uns Pilgern aber auch gar nicht stören lassen. Eine Zeit lang beobachten wir die Idylle, dann geht’s weiter bergauf Richtung Grodt. Hier oben steht ein Feldkreuz nebst Ruhebänkchen mit einer fantastische Weitsicht auf die Alpenkette. Bei der Sicht schmeckt das Käsbrot gleich doppelt gut und nach einem netten Schwätzchen mit einem älteren E-Biker machen wir uns wieder auf den Weg. Unser Zielort ist nicht mehr weit, dass spornt natürlich an und so laufen wir hinab nach Grodt und Muttersweiler. Die kleinen Kapelle St. Bartholomäus am Weg ist offen und nach einem kurzen Besuch marschieren wir weiter nach Steinhausen. Die prächtige Wallfahrtskirche St. Peter und Paul sieht man schon von weitem und der Jakobsweg führt entlang von Maisfeldern direkt zur Kirche und noch besser zum gegenüberliegenden Gasthof „Zur Linde“, unser heutiges Nachtquartier.