Tag 7, von Lonsee nach Ulm (28 km)

Dem Herbergsvater vom Forsthaus in Lonsee verschlug’s gestern erstmal die Sprache, als er uns klatschnasse Pilger vor seiner Haustür sah. „Ausziehen und wehe ihr macht’s was dreckig“, lautete seine herzliche Begrüßung und so zogen wir brav Regenklamotten und Wanderschuhe schon im Hausflur aus und durften dann in die heiligen Gemächer, sprich unser Doppelzimmer. Kaum war der Meister verschwunden, hingen an sämtliche Gardinenstangen und Heizkörpern des Zimmers unsere nassen Sachen und Rucksäcke zum Trocknen. Nach einer heißen Dusche ging’s uns schon besser und später in der Pizzeria Dolce Vita waren wir restlos begeistert. Super Essen, leckerer Hauswein, freundliche Bedienung und zum Abschluss einen doppelten Amaro Averna, der für die nötige Bettschwere sorgte. Herz was willst du mehr !!!!
Der Regen hörte irgendwann in der Nacht auf und so starteten wir gegen 7.30 Uhr (im Forsthaus wird kein Frühstück angeboten) gutgelaunt zum Frühstücken Richtung Dorfbäckerei. Das Urlaubsschild an der Ladentür trübte nicht nur die gute Laune, sondern versprach auch gleich die ersten Mehrkilometer. Lt. eines netten Bauarbeiters gibts Kaffee und Brötchen nur noch im „Rewe“ und der liegt ca. 2 km außerhalb des Ortes. Jammern hilft bekanntlich nicht viel, also auf zur „Rewe“ und nach zwei Bechern Kaffee und einem ofenfrischen Schokocroissant starteten wir heute endlich unseren Camino. Ein schmaler Flurweg bringt uns hinter Lonsee hinauf in den Wald, wo es steil hoch zu einer Wiese geht. Frühmorgens gleich solch heftig Anstrengungen nach dem Frühstück sind nicht wirklich unser Ding und so wird oben erstmal eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Weiter geht’s durch hügeliges Feldgehölz, Fasane und Rebhühner flattern mehrmals vor uns auf und wir kommen richtig flott voran. Die Kirche in Scharenstetten ist, wie so viele auf dem Weg, leider verschlossen und so wandern wir entlang von Äckern und Maisfelder bis zum naheliegenden Wald. Nach wenigen hundert Metern im Wald geht’s einen glitschigen Steig hinunter nach Temmenhausen, queren noch einen Pilgerlehrpfad mit einigen Schautafeln (so was gibt´s wirklich !!!)  und freuen uns auf den geplanten Frühschoppen in der Dorfkneipe „Zum Berg“. Aber mal wieder zu früh gefreut! Die Gaststätte hat geschlossen und so findet unsere Rast wenig später auf ner Bank am Dorfbrunnen statt. Die nächsten Kilometern auf einer asphaltierten Flurstraße immer entlang der Autobahn sind mega ätzend und als auch noch Petrus seine Schleusen öffnet, heißt es mal wieder: Regenklamotten raus und alles flugs trocken verpacken. Schnurgerade geht’s später auf einer angeblich alten Römerstraße Richtung Wald, an dem wir einige hundert Meter entlang laufen und danach uns über einige Zeckenwiesen kämpfen. Das Gras steht teilweise kniehoch, ein Pfad ist nicht wirklich zu erkennen und wir verlassen uns, was die Richtung angeht, einfach auf unser Bauchgefühl. Generell ist die Wegkennzeichnung wie auch in den letzten Tagen ne mittlere Katastrophe und irgendwann nervt das schon. Zum Glück entdecken wir einen Wegweiser, ist zwar keine Muschel, an einer alten Buche und biegen rechts ab auf einem Schotterweg Richtung Mähringen. Der Forstweg führt uns an einer schön gelegenen Waldwiese hinab in ein romantisches Trockental, wo wir immer mal wieder über entwurzelte Bäume auf dem Weg kraxeln. Markante Felstürme schmücken das schmalen Tal und es macht einfach Spaß hier zu laufen. Schweißtreibend geht´s aber am Talende bergauf durch prächtige Wacholderheiden und auf der Höhe sehen wir zum erstenmal unser heutiges Tagesziel Ulm. Also auf zum Schlussspurt, denn noch liegen 6 Kilometer vor uns. Noch dazu müssen wir hinab ins Schammeltal und auf einem steilen Trampelpfad hinauf Richtung Bundeswehrkrankenhaus. Beim Abstieg gibt’s plötzlich Probleme, Gabis Knie zwickt und schmerzt. Die kleine Erholungspause bringt kaum Besserung und so dauert’s ein bisschen länger bis Ulm, dass wir gegen 16.30 Uhr erreichen. Das Hotel in der Nähe des Münsters ist schnell gefunden und wir freuen uns auf den morgigen Ruhetag. Da gilt nämlich nur eins: Ausschlafen, Ulm anschauen, unsere Wehwehchen auskurieren und was leckeres essen.

2 Gedanken zu “Tag 7, von Lonsee nach Ulm (28 km)

  1. Morgen gibts wieder Sonne vielleicht scho heut nacht einen Mond, seid Ihr mutig, mein voller Respekt, herzliche Grüsse bis zum Krüner Wiedersehen, Ameli

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