Das gestrige Unwetter war so gegen 17.30 vorbei und und so konnten wir noch das bekannte schwäbische Schmuckstück, die Schloß- und Wallfahrtskirche Hohenstadt, besuchen. Beeindruckend ist die im Inneren vollständig in Weiß gehaltene barocke Kirche, reiche Stuckaturen schmücken Wände und Decken und im Chorraum kann man die Familiengruft der Grafen Adelmann und Adelmannsfelden sehen. Leider war das nebenan gelegene Schloß nicht zu besichtigen und auch der Schloßgarten, der zu den ältesten geometrischen Heckengärten Europas zählt, war wegen „Corona“ geschlossen. Sehr schade und da Hohenstadt nicht wirklich viel zu bieten hat, ging´s wieder zurück auf´s Zimmer und wir bereiteten unser Abendessen zu. Das in der Dorfmetzgerei gekaufte Fertiggulasch mit Spätzle war auf der Herdplatte schnell warm gerührt und schmeckte erstaunlich lecker. Das Erdinger tat sein übriges und so lagen wir zeitig in den Federn.
Das Frühstück war nicht gerade sehr üppig und nach einem Abstecher zur Schloßkirche und dem Abstempeln der Pilgerpässe wanderten wir Richtung Börrat. Auf der geteerten Flurstraße ging´s zügig entlang der Mais- und Gemüsefelder in den kleinen Weiler, wo uns ein freilaufender dicker Bernhardiner mit lautem Gebell begrüßt. „Der will hoffentlich nur spielen“, sagen wir uns und schleichen mutig an dem Koloss vorbei. Kaum aus dem Dorf sehen wir schon auf den Wegen überall die Warnschilder, die auf den Eichenprozessionsspinner hinweisen. Da wir die nächsten Kilometer immer am Waldesrand bzw. im Wald laufen, ziehen wir uns vorsorglich mal die Halstücher bis zur Nasenspitze. Ob´s hilft werden wir ja sehen und erreichen so die „Klotzhöfe“, wo wir die kleine schmucke Jakobuskapelle besuchen und eine kleine Rast einlgen. Ab hier bis Heuchlingen finden sich jetzt immer wieder Stelen mit Meditationstexten, die uns jedesmal kurz inne halten lassen. So schön die Landschaft und Flur auch ist, dass stetige Laufen auf den geteerten Flurstraße geht ganz schön in die Beine und nervt einfach irgendwann. An endlosen Mais- und Gemüsefelder vorbei geht es hinab ins Leintal und nach Heuchlingen. Der kurze Abstecher zur Mariengrotte ist ein Muß, dann besuchen wir die hoch auf dem Kirchenbühl stehende Pfarrkirche St. Vitus und hören einige Minuten dem Organisten zu, der schon fleißig für den Sonntagsgottesdienst übt. Da ein unverschämt leckerer Brotduft in der Luft liegt, geht´s der Nase nach schnurstracks in die Dorfbäckerei. Die Kuchen und Torten in der Auslage sind einfach eine Augenweide und müssen natürlich probiert werden. Der empfohlene Johannisbeerkuchen ist genau das Richtige für die Pilgerseele, der Cappucino tut sein übriges und nach der kleinen Zwischenmahlzeit geht´s bester Laune weiter. Erst zum Mühlsteg und dann über die Lein Richtung Brackwang wandern wir stetig auf Teerstraßen bergauf bis zu den „Außenhöfen“. Hier treffen wir auf einen geschwätzigen Jungbauern, der uns bei einer Trinpause mit allen Neuigkeiten unterhält und selbst auch irgendwann mal nach Santiago laufen will. Nach einem herzlichen Buen Camino geht’s auf den „Limesweg“ Richtung Böbingen. Wir überschreiten in einer Rechtskurve den ehemaligen römischen Grenzwall, machen einen kurzen Abstecher zu den Überreste und Grabhügel im Wald und wandern dann auf Flurstraßen am Braun-, Kraus- und Birkhof vorbei hinunter nach Böbingen. Unser heutiges Nachtquartier ist schnell gefunden und nach einer heißen Dusche besuchen wir noch die Ausgrabungen eines römische Kastells sowie die evangelische Michaelskirche.
Ich wünsche euch weiterhin trockene Tage und schöne Gegend.