Tag 34, von Portomarín nach Palas de Rei (26 km)

Der gestrige Abend mit den Stuttgartern Sabine und Alex im Restaurant Mirador war nicht von schlechten Eltern und da der Spanier Nadal am Nachmittag die French Open gewonnen hatte, war eine Mordstimmung in der Kneipe. Die Spanier feierten lautstark ihren Helden, ließen ihn immer wieder mit Hochprozentigem hochleben und die Stimmung steckte einfach an. Die Spezialität des Hauses lag in der Zubereitung von Pulpo, mehr als zehn Gerichte mit der Krake standen auf der Karte und so aßen wir die Empfehlung „Pulpo á feira“. Für den Vitaminhaushalt gab´s als Vorspeise leckeres Kanninchenfutter (grüner Salat mit Tomate und Oliven) und dann einen wunderbar zarten und bestens gewürzten Pulpo. Der galicische Weißwein Albarino dazu trank sich hervorragend und nach einem Espresso bzw. einem kleinen Gläschen Orujo (=Tresterbrand) machten wir uns auf den Heimweg ins Hostal. Ein heftiges Unwetter mit Blitz und Donner ließ uns bzw. mir, da Heinz wie ein Murmeltier schlief, in der Nacht kein Auge zu tun und auch am Morgen sah das Wetter nicht viel besser aus. Das Frühstück war ehrlich gesagt „Schlecht“, trockenes Weißbrot, eklige Konfitüre und lauwarmer Kaffee machten nicht wirklich Freude. Zumindest ließ der Regen, als wir Richtung Palas de Rei aufbrachen, etwas nach und nach einem kurzen Abstecher in die Kathedrale (=Pilgerstempel) geht´s Richtung Belesar-Stausee und dort überqueren wir einen Nebenarm des Sees, bevor es auf einem schönen Waldweg fast 2 Kilometer erst berghoch und dann an auf der Landstraße nach Gonzar geht.

Jakobsweg unter Wasser

westwärts im Regen

Die grüne hügelige Landschaft mit den großen Weiden und den braunen Rindern hat auch bei diesem Wetter „etwas“, störend sind eigentlich nur die vielen stinkenden Schweine- und Gefügelmastbetriebe, deren Geruch einem schon von weitem in die Nase steigt. Im Dorf Gonzar genehmigen wir uns erstmal eine zünftige Brotzeit und die Spiegeleier mit Speck sowie der Kaffee lassen das fade Frühstück im Hotel vergessen. Gut gestärkt geht’s bergauf nach Castromaior und der abseits liegenden Befestigungsanlage Castro de Castromaior aus der Eisenzeit. Der kurze Abstecher zur beeindruckenden archälogischen Anlage lohnt sich und der Rundumblick von dort oben ist gigantisch. Nach einer kleinen Trinkpause laufen wir mit dem Pilgerstrom immer in unmittelbarer Nähe zur Landstraße bergauf und bergab nach „Hospital de la Cruz“ und „Ventas de Nardon“, bis es dann direkt auf der Asphaltstraße nach Ligonde und Airexe geht.

mystische Eichen und Eukalyptus Wälder

Digitalis, ein Herzkraut

Nach nunmehr 17 Kilometern wird es Zeit für eine Mittagspause und die kleine Cafebar in Airexe sieht zwar nicht gerade einladend aus, aber der knurrende Magen lässt uns keine Wahl. Zu unserer Überraschung schmeckt die Kartoffel-Kohlsuppe ausgezeichnet und auch das Schinkenbaguette ist dick belegt und gut. Bevor`s losgeht gibt’s noch einen Café Cordado und ist mal wieder Regenkleidung angesagt. Die Wetter-App verspricht für die nächsten Stunden keine wirkliche Besserung und so laufen wir im strömenden Regen nach Palas de Rei. Bei dem Sauwetter sind die nächsten 8 Kilometer kein Zuckerschlecken und in unserem heutigen Quartier haben wir nicht mal Bock auf ein Bierchen. Uns ist saukalt, alles trieft, die Stimmung ist nicht gerade die Beste (Heinz kämpft mit Wetterdepressionen?) und so will jeder nur schnell unter die heiße Dusche und zur Abwechslung mal einen großen Pott Tee mit Rum !!!

hier hat jemand gekokelt, verbrannte Wälder

Ein Gedanke zu “Tag 34, von Portomarín nach Palas de Rei (26 km)

  1. Ihr lieben Pilger Heinz und Gerd,
    daß ihr schön langsam eine Wetterdepression bekommt kann ich verstehen.
    Es ist wirklich unglaublich welch Pech ihr mit dem Wetter habt. Ihr tut mir richtig leid.
    Aber in 3 Tagen habt ihr euer 1. großes Ziel eurer letzten Etappe
    Santiago de Compostela erreicht. Sensationell !!!!
    Somit wünsche ich euch endlich gutes Wetter, Durchhaltevermögen ….
    Seid ganz herzlich gegrüßt
    Eure Elli

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