Tag 35, von Palas de Rei nach Castañeda (26 km)

Trotz des miesen Wetters war gestern in Palas de Rei der Teufel los. Das lag vor allem an den jugendlichen Pilgergruppen aus den USA bzw. Neuseeland, die fleißig „Party“ machten und sich vom Sauwetter nicht die Laune verderben ließen. Nach der heißen Dusche ging’s uns gleichmal viel besser und während Heinz sich zur Siesta zurückzog, erkundete ich die Stadt. Viel Sehenswertes gab´s leider nicht und nach dem Besuch der Kirche San Tirso holte ich Heinz von der Siesta ab und zusammen mit Pilgerfreunden suchten wir das Restaurant „A Forxa“, das uns vom Hauswirt empfohlen wurde. Der Tipp erwies sich als leider als Flop, denn schon die farblose Gemüsesuppe erinnerte an pürierter Kost und schmeckte  sehr bescheiden. Das gebackene Lamm war super fettig und geschmacklos, nur die Käse-Caramelcreme zum Dessert war richtig lecker, aber davon gab´s leider keinen Nachschlag. Nach dem Abendessen besuchten wir erst noch die Pilgermesse und dann eine kleine Bar, wo wir mit Pilgern noch einen richtig lustigen Abend hatten.
In der Nacht froren wir uns den Hintern ab, so kalt war es. Galicier kennen anscheinend keine Heizung und so saßen wir am Morgen mit triefenden Nasen am Frühstückstisch in der gegenüberliegenden Bar und tranken Tee !!! Das reichliche, leckere Frühstück brachte uns wieder in Form und kurz nach 8.00 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Castaneda.

Alte Römerbrücke in Furelos

Lust auf Krake ?

Gleich hinter dem Ort laufen wir auf schönen Waldwegen durch Eichen und Buchenwälder bis ins verträumte Örtchen San Xulián. Die wunderschön renovierte Mühle „Casa Domingo“ kommt für den ersten Boxenstopp leider etwas zu früh, aber einen Pilgerstempel holen wir uns dort schon. Apropos Pilger!, bis 9.30 sind wir fast alleine auf dem Weg und genießen so die Landschaft und Ruhe noch bis zum Weiler Coto, wo wir in einem kleinen Straßencafe mal wieder auf Sabine und Alex treffen und bei einem Milchkaffee gleichmal eine Runde ratschen. Der Pilgerstrom, anscheinend alles Langschläfer, lässt nicht lange auf sich warten und während wir gemütlich mit den beiden Stuttgartern noch sitzen, zieht draußen die Pilgerschar mit lautem Geplärre und Rockmusik an uns vorbei. Nach 30 Minuten ist der Spuk schon fast wieder vorbei und wir wandern teils auf sehr schönen Feldwegen bzw. schmalen Asphaltstraßen bis nach Leboreiro, wo es in der romanischen Kirche einen Pilgerstempel gibt. Bergauf und bergab geht es jetzt bis zur mittelalterlichen Brücke von Furelos, über der wir den Fluss Rioka queren und kurze Zeit später vor der Pfarrkirche San Juan de Furelos stehen. Leider können wir nicht das schöne Altarbild bewundern, da gerade ein Chor in der Kirche probt und so lauschen wir nur ergriffen den wunderschönen, gesungenen Liedern. So kurz um die Mittagszeit meldet sich gewöhnlich unser Hunger und so suchen wir eine gute Kneipe für die Mittagsrast. Im Zentrum von Melide entdecken wir eine Pulpería, wo der Koch die Kraken in einem riesigen Topf kocht und uns sofort mit der Schere ein Scheibchen abschneidet und probieren lässt. Sehen wir schon so verhungert aus ?

Cafebar mit mehr als 1000 Kappen von Pilgern

Historische Maisspeicher

Soviel Engagement und Begeisterung überzeugen uns natürlich und schon sitzen wir vor einem großen Holzteller mit richtig leckerem “Pulpo al feira“, tauchen das frische Brot in die Öl-Paprikamarinade und lassen es uns schmecken. Zur besseren Verdauung gibt´s noch einen Café Cordado und so gestärkt besuchen wir das am Weg liegende romanische Kirchlein Santa Maria mit seinen schönen Wandmalereien. Einen Pilgerstempel gib´s auch und und verschmerzt das öde Laufen durch die Stadt. Kaum sind wir aus der Stadt führt uns der Weg durch Eichen- und Eukalyptuswälder bis nach Boente. Gleich hinter dem Dorf wird es dann richtig knackig, ein schmaler Apshaltweg führt steil hoch nach Castańeda. Der letzte Anstieg nach 24 Kilometern macht uns ganz schön zu schaffen und so brauchen wir am Ortseingang eine längere Verschnauf- und Trinkpause. Während wir uns erholen, kommt Marion um die Ecke und die „Wiedersehensfreude“ ist riesig. Zudem können wir moralische Unterstützung dringenst brauchen, erfahren wir doch von einem Bauern, dass unserer Hotel mehr als 2 Kilometer außerhalb der Ortschaft und dazu noch direkt an der Nationalstraße liegt. Na super und die nächsten 20 Minuten an der vielbefahrenen Nationalstraße sind heftig. Die Trucker fahren wir die Geistesgestörten in einem Höllentempo an uns vorbei, dass uns Angst und Bange wird. Mehr als einmal rettet uns nur ein Sprung zur Seite vor einem „Wischer“ und wir danken Jakobus als wir unser Quartier betreten. Die Fernfahrerkneipe mit Zimmervermietung macht nicht gerade den besten Eindruck, aber zu unserer Überraschung ist das frisch gezapfte Bierchen lecker, das Doppelzimmer mit Bad sehr anssprechend und die Hauswirtin super freundlich. Somit kann gar nichts mehr schiefgehen, oder ?

Pilger-Tankstelle

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