Was würden wohl Pilger ohne Ohropax anfangen?
In der gestrigen 4-Bett Kammer auf dem Bauernhof mit Etagendusche und WC sicherten sie uns den wohlverdienten, nächtlichen Schlaf und so sitzen wir ausgeruht am nett gedeckten Frühstückstisch. Knapp 900 Höhenmeter sind heute angesagt und so wird kräftig zugelangt und eingepackt. Knuspriges Brot, Bergkäse, selbstgemachte Marmelade und guten Kaffee lassen wir uns schmecken und so brechen wir leicht verspätet erst gegen 8:30 Uhr auf.

Tolles Wanderwetter erwartet uns heute und so geht es zügig ….. gerade einmal 700 Meter weit. Am Himmel fasziniert ein Testpilot der Flugzeugwerke Pilatus, der „nur“ für uns eine private Flugshow abliefert. Loopings, Turns und Trudeln – wir kommen aus dem Staunen gar nicht heraus. Für Heinz ist der Sound der Turboprop Musik in den Ohren. So toll die Flugmanöver auch sind, wir müssen weiter und sind wenig später in dem kleinen schönen Städtchen Stans am Fluss Engelberger Aa.
Ab hier wird’s bergig! Noch ein großer, kalter Schluck aus der Quellwasser Bar, dann die Trinkflaschen auffüllen und uffi gats – der Berg ruft.

Heute läuft’s sich super, denn das Wetter ist herrlich. Zum ersten Mal werden die Sonnenbrillen ausgepackt, tollkühn vorhandene Wegweiser ignoriert und wenig später teuer mit Mehrkilometern bezahlt. Die erhoffte Abkürzung erweist sich als fatale Entscheidung und so geht es den ganzen Berg wieder hinab bis zur Gabelung, wo auch der Wegweiser stand und dann auf dem richtigen Weg wieder hinauf. Dumm gelaufen, das hatten wir uns anders vorgestellt.
Nur Klaus hat diesen Unsinn nicht mitgemacht, er erwartet uns relaxed sitzend auf einer Bank, während wir doppelt Höhenmeter reißen.
Weiter geht’s über Wiesen mit hüfthohem Gras und durstigen Zecken, die alle schon ganz wild auf unser frisches Pilgerblut sind.

Mittagsrast ist in St. Jakob geplant. Die Enttäuschung ist riesengroß, da das einzige Gasthaus am Platze mit dem Namen „Ewige Ruh“ ausgerechnet heute Ruhetag hat. Also kein kühles Bierchen und keine heiße Suppe, stattdessen trockenes Käsebrot und Wasser. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und mampfen unsere Brote, während Klaus die Pilgerstempel aus der nahen Jakobskirche holt.

So gestärkt geht es auf Wald- und Wiesenpfaden immer bergauf und bergab Richtung Flüeli-Ranft. Gegen 15 Uhr schlägt zu unserem Ärger auch noch das Wetter um. Regenwolken ziehen auf und wir schnell die Regenklamotten an. Gerade noch rechtzeitig, denn schon gießt es aus allen Eimern.

Bei einem Bauern finden wir Unterschlupf und warten erst mal das schlimmste ab, bis es auf die letzten Kilometer geht. Hier lassen wir unsere letzten Körner. Erst geht es steil zur Ranft Kapelle in Sachseln hinab und dann wieder 303 Stufen steil hinauf nach Flüeli-Ranft.
Keuchend und mit der Welt fertig, der Drehzahlmesser immer im roten Bereich, schleppen wir uns die letzten Metern zu unserem Hotel Klausenhof. Die Überraschung ist groß, unser Quartiermeister Hubertus hat zur Abwechslung tolle Doppelzimmer mit Bad gebucht. Es ist warm und gemütlich, aber nach den verregneten und schweren ersten Tagen haben wir das auch verdient.