Unsere Herberge mit dem bezeichneten Namen „Engelsnest“ war ein schönes, altes Pfarrhaus mit modern und zweckmäßig eingerichteten Mehrbettzimmern. Stockbetten jagen uns keinen Schrecken mehr ein, aber die beiden zickigen Aussie`s mit im Zimmer waren eine ganz andere Hausnummer und raubten uns den Verstand. Nach dem „Kennenlernen“ der Beiden flüchteten wir sofort gegen 19.00 Uhr in den vollen Speiseraum, wo schon etliche Pilger aufs Abendessen warteten. Die Verständigung klappte relativ problemlos und mit der französischen „Seniorenpilgergruppe“ hatte wir eine Menge zu erzählen und mächtig viel Spaß. Herbergsmutter Cécile kochte sehr lecker und verwöhnte uns mit einem gemischten Salat und lauwarmen Ziegenkäse, dann folgte confierte Ente mit Couscous sowie zum Dessert beschwipste Pflaumen mit Vanilleeis. Der rote Hauswein?aus der Region schmeckte so gut, dass wir uns als Betthupferl noch ein Gläschen zusätzlich gönnten.
Das war auch dringend nötig, denn die beiden Australierinnen waren die reinsten Bissgurken. Das Zimmerfenster musste geschlossen bleiben und so hatten wir in dem stickigen und überhitzten Raum eine unruhige und schlaflose Nacht. Als wenn das noch nicht genug wäre, packten die Weiber in aller Herrgottsfrüh doch glatt ihre Rucksäcke und hauten einfach ab. Nach dem Lärm machten wir kein Auge mehr zu und frühstückten schon kurz vor 7.00 Uhr, bevor wir wenig später nach Montcuq aufbrachen. Es muss an der fehlenden Sauerstoffversorgung in der Nacht gelegen haben, aber kaum auf dem Camino liefen wir mal wieder in die falsche Richtung. Glücklicherweise bemerkten wir das schon nach wenigen hundert Meter und so ging’s flugs zurück und dann richtig zur Domaine de Saint-Géry bzw. Chapelle Saint-Jean hoch.
In der Nacht hatte es geregnet und die Morgenluft ist angenehm kühl und frisch. Auf den Schotterpfaden kommen wir durch den lichten Eichenwald super vorwärts und erreichen die Kapelle viel früher als gedacht. Neben der kleinen Kirche sprudelt eine Heilquelle aus dem Boden, die angeblich gegen Rheuma hilft. In unserem Alter ist Prophylaxe nie verkehrt und so trinken wir reichlich und füllen zudem unsere Trinkflaschen randvoll auf.
Die Kalk- und Lehmwege auf dem Plateau „Quercy Blanc“ sind auf Grund der Regenfälle stellenweise richtig schmierig und viel schlimmer, der Dreck klebt wie „Batz“ an unseren Schuhen. Die Burg von Montcuq sehen wir schon von weitem und so ist die erste Pause in Sicht. In der Boulangerie des Dörfchens kaufen wir noch Sandwiches und auf der Terasse der Cafébar gönnen wir uns einen großen Milchkaffee. Wir haben hier ein super Plätzchen, sitzen in der Sonne und betrachten das emsige Treiben der vielen Wochenendpilger. Es gibt viel zu sehen und noch mehr zu ratschen, aber bis Lauzerte sind es doch noch einige Kilometer und so brechen wir schweren Herzens auf.
Hinter Montcuq geht´s gleich für 2 Kilometer steil durch eine Mischwald bergauf zum Gehöft Roux. Der Steig ist zum Teil mit Stricken gesichert, rutschig und glatt. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit oben ankommen. legen wir eine Trinkpause ein und beruhigen unseren Drehzahlbegrenzer. Das war schon heftig !!! Gemächlich geht´s jetzt bis zum Weiler Rouillac, wo wir eine Wasserzapfstelle am Friedhof der Kirche finden und nochmal ins Baguette beißen. Die kleine Kirche hat ein sehr schönes Deckengemälde aus dem 13.Jh., beeindruckt aber eher mit ihrer prunklosen und schlichten Ausstattung. Wir laufen jetzt entlang von Sonnenblumen-, Erbsen- und Bohnenfelder bis nach Montlauzun und da der Magen knurrt, machen wir Mittagspause. Der Weiler hat leider gar nichts zu bieten und so sitzen wir auf einer Picknickbank an der Kirche und futtern unser restliches Baguette.
Ein wunderschöner Waldpfad führt uns jetzt fast bis nach Lauzerte, Das Ziel in Sicht geht´s aber erst nochmal auf brutal steilen Betonstufen hinab ins Tal und dann hoch in´s Städtchen, dass wie ein Adlerhorst am Felsen klebt. Auch das mittelalterliche Lauzerte zählt zu den 137 schönsten Dörfern in Frankreich und von hier oben hat man einen tollen Blick in das fruchtbare Tal der Barguelonne. Die letzten Höhenmeter zur Gite Les Figuiers ziehen sich wie Kaugummi und sind quälend lang, aber gegen 17.00 Uhr haben wir´s geschafft. In der Herberge geht´s zu wie im Ameisenhaufen, überall Pilger die herumschwirren und mittendrin der Herbergsopa, der sichtlich seinen Spaß hat. Auf den Stress können wir getrost verzichten und so genehmigen wir uns erstmal ein „1664“ Pils von Krounenburg in der Abendsonne und checken dann in aller Ruhe ein.
Glückwunsch zum Bergfest! Anita und ich wünschen Euch noch alles Gute für die restliche Wegstrecke. Immer gutes Wetter und beim nächsten Mal etwas jüngere und frischluftliebende Australierinnen.
Grüsst euch und ❤️lichen Glückwunsch zu eurer goldenen Mitte der gelaufenen km Anzalhl. Na ja, einige davon hättet ihr euch ersparen können, hättet ihr a bisserl mehr aufgepasst. Super Leistung bis jetzt und das alles ohne grössere Blessuren. Die miesepetrigen australischen Frauen habt ihr, trotz stickiger Luft, auch überstanden und werdet dafür mit der heutigen Unterkunft entschädigt. Macht weiter so und Bussi an euch drei (Hubertus bekommt 2) ????
Hallo ihr Drei
seht doch die positive Seite eures frühen erzwungenen Aufbruchs.
Somit habt ihr reichlich ganz frische Morgenluft genossen.
“ der frühe Vogel atmet intensiver “
Weiterhin gutes pilgern
Hape