Rückblick Via de la Plata

Nach knapp 8 Wochen und 1200 Kilometer auf der Via de la Plata kann ich sagen:                         Die „Plata“ war bis jetzt der eindrucksvollste und schönste Pilgerweg den ich laufen durfte. Einsamkeit, eine Handvoll Pilger, viel Natur mit traumhaften blühenden Landschaften – einfach einmaligJ. Kilometerlang wanderten Sebastian und ich auf Originaltrassen der einstigen Römerstraße, bummelten in historischen Städten wie Zafra, Mérida, Caceres, Salamanca, Zamora und Ourense, die mit monumentalen Steinbrücken, Amphitheatern, Aquädukten und Tempeln aus der Römerzeit mehr als beeindrucken. Zu den teilweise langen Etappen kam die Sonne mit bis zu 40 Grad – und das schon Ende April. Die ersten Wochen waren hart, heiß und zehrend – trotzdem möchte ich keine Minute davon missen. Bis nach Salamanca war es in erster Linie eine Reise durch die Extremadura – unwirtlich, trocken, einsam und wunderschön. Stein- und Korkeichen säumten den Weg in den Weiten der Dehesas, wo im Schatten der Bäume sich Kühe und die bekannten schwarzen iberischen Schweine vor der sengenden Sonne tummelten. Letztere sind neugierig, lieben Eicheln und wir – Vegetarier bitte verzeiht – den unglaublich leckeren Jamon Iberico de Bellota, ein luftgetrockneter Schinken zum Niederknien. Apropos Essen: Feinschmecker kommen hier auf ihre Kosten, denn neben dem erwähnten Schinken gibt es beste Hausmannskost und der regionale Rotwein aus teils winzigen Anbaugebieten trank sich hervorragend. Nicht zu vergessen natürlich „Hierbas“, ein köstlicher Kräuterlikör/-schnaps der am Abend für die nötige Bettschwere sorgteJ. Richtig Höhenmeter gab´s dann erst wieder hinauf zum Pass „Puerto de Bejar“, wo wir Südspanien und damit Hitze, Durst und Einsamkeit mit den Bergen der Sierra de Gredos hinter uns ließen. Hier beginnt die Provinz Kastilien & Leon und die Meseta, die uns erst mit angenehmen Temperaturen, später dann mit Unwetter und Hagelstürmen empfing. Knapp 100 Kilometer weiter im Dörfchen Granja de Moreruela bogen wir nach Westen auf den Camino Sanabrés ab, um nicht bei Astorga auf den überlaufenen Camino Frances zu landen. Die Höhenmeter nahmen nun täglich zu, sehr bald waren wir im grünen Galizien und auf dem höchsten Punkt der Via de la Plata, dem „Portilla de Padornelo“ mit 1.352 m Höhe. In Ourense badeten unsere müden Knochen in den heißen Quellen uralter römischer Thermen, bevor es auf die letzten Kilometer nach Santiago de Compostela ging. Überlaufen und hoffnungslos touristisch, das Eintreffen in Santiago de Compostela war wie immer ernüchternd und ein krasser Kontrast zur Via Plata. Trotzallem ist es immer wieder schön und ergreifend vor der Kathedrale mit den vielen Pilgern zu stehen. Zum Glück war unsere Reise noch nicht zu Ende und der ruhige Camino zum Atlantik nach Muxia und Finesterre war ein wundervoller Abschluss unserer diesjährigen Pilgerung. Wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich nicht nur mächtig stolz auf unsere Leistung, sondern auch, dass wir knapp 1200 km ohne nennenswerte Probleme gemeistert haben. Hier zahlte sich die gute Vorbereitung und Planung aus, ein wenig Demut und Gottes Segen schaden hier aber sicherlich auch nicht. Mit das Wichtigste auf dem Weg waren auf jeden Fall all die netten Bekanntschaften (Conny, Helene, „unsere Franzosen“, Johann u. Angel, Mathias, Umberto u. Annick, ….), mit denen wir eine tolle Zeit und viel Spaß hatten.  Vielen Dank euch allen – ihr werdet uns fehlen. So, jetzt ist´s aber genug – schließlich gilt es den Camino für´s Jahr 2024 zu planenJ.

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