Unsere gestrige Unterkunft war leider ein saukaltes und feuchtes Zimmer im Souterrain, wo sich zwar die Spinnen wohlfühlten, wir aber während der kleinen Siesta bibbernd unter Bett- und Wolldecken lagen. O Cebreiro ist zwar klein, hat aber eine Menge zu bieten und so waren wir ab 16:00 Uhr auf Achse. Erst besichtigten wir ein „Palloza“ (keltische Haus mit Strohdach), dann das kleine ethnographische Museum, im Anschluss die Kirche mit dem Kelch von Galicien und letztendlich eines der ältesten Gasthäuser auf dem Camino, das Santuario do Cebreiro, wo wir in der Sonne saßen, galicischen Weißwein tranken und ne Runde chillten. Die Messe am Abend war proppenvoll, ergreifend und schön, zum Abschluss bekam jeder Pilger noch einen kleinen Stein mit Pfeilmotiv für seinen Weg und dann ging’s nach dem Pilgersegen mit Karina aus Dänemark in ein kleines uriges Restaurant zum Essen. Der Abend war lustig, sehr gesellig und wurde mit einer Runde Pacheran gebührend beendet. Die Nacht war lausig kalt und wir froren in unserem Keller wie die Hunde. Zum Glück brachte uns die heiße Dusche am Morgen auf Betriebstemperatur, der Kaffee in der benachbarten Bar tat sein übriges und so ging’s bei Sonnenaufgang Richtung Triacastela. Wir entscheiden uns für den älteren, ruhigeren und schönen Weg bergauf und durch den Wald nach Linares. Der Camino führt uns heute auf Schotterwegen oder schmalen Flurstraßen bergauf zur Passhöhe von San Roque und über Hospital da Condensa gehts nochmal steil auf den 1337 m hohen Alto do Poio, dem höchsten Punkt des galicischen Jakobsweges. Neben einer fantastischen Rundumsicht gibts zum Glück auch eine leckere Tortilla und einen guten Café von leche in der Bar Puerto und nach 20 Minuten Rast blasen wir zum Endspurt. Gleich hinter Fonfria werden wir von einer Bullenherde in dem schmalen Hohlweg ausgebremst und so bummeln wir erst mehrere Minuten hinter den Rindviechern her, nehmen dann aber unser Herz in die Hand und überholen wagemutig😁👌. Die nächsten knapp 14 Kilometer laufen wir entlang an grünen Kuhweiden und lichten Buschwäldern, es geht stetig bergab und wir durchqueren immer wieder kleine galicische Bauernsiedlungen. Triacastela erreichen wir gegen 13:30 Uhr und da der Magen knurrt, steuern wir gleichmal das Restaurant Xacobeo an, wo das Pilgermenü für 12 Euro richtig gut klingt.
Das Kirchlein von Triacastela 🙂
Gab’s denn im Xacobeo noch eine Flasche Wein je Pilgermenü?
Tja, was soll ich sagen, 2 Tage vor Abflug zum Camino Portugues hat mich Ende März ohne Vorankündigung ein Herzinfarkt erwischt.
Eigentlich wollte ich den CP jetzt endlich in den Herbstferien laufen, mein Kardiologe hat mir aber geraten, noch bis Frühjahr 2023 zu warten. Den Camino francès bin ich 2019 gegangen, seitdem lässt mich der Pilgervirus nicht mehr los. Aber ihr seid ja bald am Ziel! Noch viel Spaß und Erkenntnisse (neudeutsch: „Learnings“) auf dem Weg.
Buen Camino!