Unsere gestrige Pousada war definitiv überbelegt, so viele Pilger tummelten sich in allen Ecken der Herberge bzw. saßen auf der kleinen Terrasse. Wir bummelten nach einer kurzen Siesta durch die kleinen Gassen des Bergdorfes, besuchten das Benediktinerkloster und hielten dort ein Schwätzchen mit Bruder Thomas, einem fast waschechten Kölner Jung. Er lud uns zu den Vespergesängen in der Kapelle am Abend ein und das ließen wir uns nicht zweimal sagen. So saßen wir brav in der gut besuchten Kapelle und lauschten dem Gottesdienst, der komplett von den Mönchen gesungen wurde. Nach der Kirche gingen wir in das Restaurant Rural und hatten dort nicht nur einen klasse Abend mit Pilgerfreunden, sondern auch ein hervorragendes Menü. Ob Kohl-Bohnensuppe, gegrilltes Kalbskotelett oder Sepia in der eigenen Tinte, alles war mega lecker und der Weiße aus dem Bierzo brachte mit dem Pacharan als Betthupferl die nötige Bettschwere. Nach einem etwas dürftigen Frühstück mit Automatenkaffee machten wir uns auf den Weg nach Foncebadon. Frühmorgens kurz nach Sonnenaufgang zu laufen, hat einfach was und die nächsten knapp 6 Kilometer durch einen Heidelandschaft immer bergauf sind großartig. Der Ausblick auf die Berge von Leon und in die Hochebene Maragateria sind bei dem herrlichen Wetter einfach grandios und so schrauben wir uns immer höher nach Foncebadon. Nach einer kleinen Trinkpause gehts auf dem Bergweg hoch zum Cruz de Ferro, einem der symbolträchtigsten Punkte und ein Kraftort des Jakobsweges. Über einen gewaltigen Steinhaufen erhebt sich ein 5 Meter hoher Eichenstamm, der an seiner Spitze ein Eisenkreuz trägt. Hier legt jeder Pilger einen mitgebrachten Stein lt. der tausendjährigen Tradition nieder und auch wir haben unsere Steine – von zu Hause mitgebracht – dort niedergelegt. Ergaufbund bergab gehts dann zur winzigen Bergsiedlung Manjarin, wo wir eine Cola trinken und einen Pilgerstempel holen. Die nächsten 8,5 Kilometer auf einem Bergpfad sind zwar anstrengend aber die Landschaft mit blühendem Stechginster, Farnen, kleinwüchsigen Steineichen ist einfach grandios. Steil gehts dann auf felsigen Pfaden fast 1,5 Kilometer hinab nach El Acebo und nicht nur uns tun Knie und Füße höllisch weh, als wir das Dörfchen erreichen. Gleich in der ersten Kneipe entdecken wir unsere Pilgerfreunde Nina, Svenja, Silvie, Edu und Enrico und schon sitzen wir mit am Tisch und lassen uns Salat und Radler schmecken. Gemeinsam gehts dann über steinige und steile Bergpfade nach Riego de Ambros, wo wir in der kleinen Eremitage einen Pilgerstempel ergattern. Die nächsten 6 Kilometer durch das Nachtigallental sind zwar heftig, aber duftende Kräuter, Blumen, nach Weihrauch riechende Zistrosen verschmerzen den steinigen und felsigen Bergweg, der richtig in die Beine geht. Molinaseca erreichen wir gegen 16:00 Uhr und zu unserem Leidwesen bietet keins der Restaurants mehr was zu Essen an. Zum Glück zählt ja in Bayern ne Halbe als Mahlzeit und so sitzen wir in einer kleinen Bar am Fluss Merulelo, lassen die Wanderseele baumeln und trinken nach dem anstrengenden Tag ein wohlverdientes Bierchen.