Tag 14, von Ravensburg nach Markdorf (28 km)

Petrus hatte wohl gestern ein Einsehen mit uns armen Pilgern, denn wir erreichten auf den letzten Drücker unsere Herberge den Gasthof Engel, bevor es schüttete wie aus Kübeln. Der geplante Stadtbummel fiel somit ins Wasser und nach einer kleinen Siesta saßen wir relativ früh am Abend in der warmen, gemütlichen Wirtsstube. Der Koch kam auf ein Schwätzchen aus der Küche und empfahl uns gleichmal seine hausgemachte Rinderroulade mit Buttergemüse und Püree. Nicht nur die Roulade war lecker, auch der süffige Dornfelder trank sich hervorragend und erschwerten den „Aufstieg“ in den 3. Stock, wo unser Zimmer lag.
Es regnete die ganze Nacht, aber pünktlich zum Frühstück verzogen sich die Regenwolken und die Sonne kam zum Vorschein. Auch wenn heute fast 30 km auf dem Programm stehn, lacht da natürlich das Wanderherz und so starteten wir gegen 8.15 Uhr Richtung Brochenzell. An der kleinen Mühlbruckkapelle vorbei ging’s bergauf und stadtauswärts zum Seniorenstift und von dort durch ein Wohngebiet weiter zum Ravensburger Forst. Hier laufen wir erst eine zeitlang am romantischen Güllenbach entlang, bis es dann auf schönen Waldwegen 13 Kilometer durch den Forst bzw. den Adelsreuther Wald geht. Nach dem nächtlichen Regen verströmt der Wald seinen ganz eigenen herrlichen „Duft“ und so fällt das Marschieren auf den gepflegten Forstwegen leicht. Es geht immerzu leicht bergauf und bergab und wir treffen in den nächsten Stunden bei unserem „Waldbaden“ keine einzige Menschenseele, bis wir an die Kreisstraße nach Laufenen kommen. Hier hatten wir einen kleinen Umweg geplant, wollen wir doch in Laufenen der dortigen Bonifatiuskapelle einen kurzen Besuch abstatten. Im Mittelalter gebaut, befindet sich im Inneren der schmucken Kapelle eine Strahlenmadonna sowie noch weitere wertvolle Figuren. Vergeblich suchen wir einen Pilgerstempel und so geht’s nach einem kurzen Gebet weiter auf Wiesen-und Feldwegen nach Brochenzell. Obwohl der Magen mittlerweile mächtig knurrt, besuchen wir noch die kath. Pfarrkirche St. Jakobus (deren Ursprung bis auf das Jahr 861 zurückgeht) und sind dann aber flugs in der Dorfbäckerei Ulmer zur ausgiebigen Mittagspause. Trotz Corona geht´s dort recht gesellig zu und schnell sind wir Pilger das Gesprächsthema bei den dortigen Kaffeetanten. Bäckermeister Ulmer ist nämlich den Jakobsweg vor langer Zeit bis nach Santiago gelaufen ist und hat sich dabei das Brotrezept für seine Spezialität dem „Jakobus-Laible“ ausdachte. Nach Brot ist’s uns jetzt nicht gerade, vielmehr lacht uns der Bienenstich in der Auslage an und schnell sitzen wir bei Kaffee und Kuchen am Bistrotisch und tratschen mit den Dorfmädels. Schweren Herzens brechen wir gegen 12.45 auf und verlassen das gesellige Kaffeekränzchen, denn noch sind knapp 15 Kilometer zu laufen und lt. Führer erwartet uns wieder mal nur „Asphalt“. Zäh werden die nächsten Stunden, auf kleinen geteerten Flurstraßen laufen wir die nächsten 12 Kilometer entlang von Apfel-, Birnen- und Zwetschgenplantagen, dabei geht’s immerzu bergauf und bergab. Die kleinen hübschen Dörfchen Zilisbach, Krehenberg, Blankenwand und Unterteuringen sind von Gehöfen der großen Obstbauern geprägt, wir sehen viele Erntehelfer in den Plantagen und Traktoren brausen immer wieder in einem Affenzahn mit vollen Obst an uns vorbei. So langsam macht sich das viele Laufen auf Asphalt bemerkbar, die Waden zwicken und plötzlich sind Gabis Knieschmerzen wieder da. Da hilft nur eine kurze Pause mit viel Voltaren in Salben und Tablettenform und so kommen wir zwar langsam, aber sicher bis nach Markdorf. Gegen 16.00 Uhr erreichen wir unser heutiges Hotel Wirtshof und gönnen uns erstmal ein kühles Weißbier als „Regenerationsgetränk“ in der Wirtsschenke, bevor es hoch ins Doppelzimmer geht.

 

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