Tag 41, von Dumbria nach Fisterra (34 km)

Die Enttäuschung nach dem gestrigen verlorenen WM-Spiel (gegen Mexiko !!!) war riesig, ein wenig trösten konnte uns später das leckere Abendessen (Thunfisch mit Salat,gegrillte Fischplatte und Eis) und die Flasche galicischer Weißwein. An den Nebentischen saßen noch mehrere deutsche Fußballexperten? und so hatten wir den/die Schuldigen (Joggi + die halbe Mannschaft) schnell gefunden. Der desolate Auftritt machte uns allen Sorgen und auch das letzte Bierchen brachte da keine Hoffnung auf Besserung. Zur Geisterstunde ging´s ins Bett und wir hatten trotz eines kleinen Gewitters eine relativ ruhige Nacht.

Welch ein Traumtag

der Blick ans Kap Finisterre

Nach dem übersichtlichen Frühstück sind wir schon kurz nach 7.00 Uhr Richtung Cee unterwegs, denn die heutige Tagesetappe nach Fisterra ist mit 34 Kilometern recht lang und da brauchen wir unsere Zeit. Kaum vor der Haustür bläst uns schon ein eisiger Ostwind ins Gesicht und die Kälte schreit sofort nach einer Jacke. Der Wetterbericht verspricht zwar später Wärme und Sonnenschein, aber jetzt frieren wir wie die Hunde. Hinter Dumbria geht’s erstmal bergauf und nach ca 500 Meter laufen wir durch eine wunderschöne Heidelandschaft. Vom Tal und dem Stausee steigt so langsam der Nebel auf, man hört die Windräder auf dem Höhenkamm und nach wenigen Kilometern erreichen wir erst Logoso und wenig später Hospital de Logoso. Hier teilt sich der Jakobsweg. Rechts geht´s zum Heiligtum nach Muxia (auch ein Pilgerziel), unser Weg führt aber links nach Fisterra und die nächsten 15 Kilometer sind landschaftlich wohl mit die Schönsten des ganzen Caminos.

Pilgersport und noch immer nicht genug?.

Strand von Fisterra

Mittlerweile scheint die Sonne, ein kräftiger Wind bläst uns um die Nase und wir kommen auf dem Feldweg durch die wunderschöne Heide- und Strauchlandschaft gut voran. Am Manco do Couto, einem alten Steinkreuz, treffen wir wieder auf Pilger und am Kilometerstein 22,5 sehen wir zum ersten Mal das Meer und in der Ferne das Kap Finesterre. Ein irres  Glücksgefühl das Ziel so nah zu sehen und das spornt nochmal an. Doch jetzt heißt es auf die Zähne beißen, denn es geht bergauf zum Alto do Cruceiro de Armada und der Schotterweg hoch will einfach keine Ende nehmen. Der tolle Ausblick vom Berg San Pedro auf die Küste, den Dörfern bzw. den galicischen Bergen lässt die Strapazen schnell vergessen und nach einer kleinen Trinkpause geht´s richtig steil ins Küstenstädtchen Cee hinunter. Die Knie schmerzen und die Waden zwicken, als wir endlich das alte Fischerstädtchen Cee erreichen. Schon seit geraumer Zeit haben wir einen Bärenhunger, schließlich gab´s seit dem Frühstück grad mal eine Banane und das ist für zwei gestandene Mannsbilder auf Wanderschaft einfach zu wenig. Am Marktplatz finden wir eine gemütliche Bodega und die bestellten Spagetti Mariscos ( al dente und super lecker ) mit dem kleinen gemischten Salat ist genau die richtige Kohlenhydrat-bombe, die wir jetzt brauchen.

Am Kap Finesterre

Das Ende der Welt (Kap Finesterre)

Die Stunde Pause tut richtig gut und nach einem Abstecher in den gegenüberliegenden Supermarkt brechen wir wieder auf. Der Camino führt am Krankenhaus vorbei an den Strand und die hübsche Strandpromenade, auf der wir bis ins Örtchen Corcubión laufen. So unmittelbar neben dem rauschenden Atlantik zu pilgern, macht trotz der Mittagshitze einfach gute Laune. In dem Fischerdorf ist der Weg auf Grund einer Baustelle mehr als schlecht beschildert, und nachdem wir nicht so recht wissen wo´s langgeht, klettern wir einfach über Bauzäune und Paletten mit Granitsteinen bis wir schließlich den etwas versteckten Steig hoch zum Höhenkamm entdecken. Jeder Schritt tut mittlerweile weh und da hilft auch die tolle Aussicht und der schöne Waldweg relativ wenig. Heinz schimpft wegen der vielen „unnützen Höhenmetern“ wie ein Rohrspatz, denn kaum oben, geht´s schon wieder runter nach Imarela und Estorde.

kann ein Camino schöner enden ?

In Estorde ist die Luft raus und wir kehren direkt an der traumhaften Badebucht in einer kleinen Hotelbar ein. Die Außenterasse hat einen fantastischen Blick auf´s Meer und bei einem großen Pott Milchkaffee bewundern wir die Waagemutigen, die sich bei 16 Grad Wassertemperatur in die Fluten stürzen. Das ist nix für uns und so genießen wir lieber den Blick auf´s Meer, hören dem Rauschen der Wellen zu und dösen in der Sonne. Hier könnten wir´s ewig aushalten, aber da sind ja noch die letzten Kilometer zum Zielort. Noch ein letzter Anstieg und Abstieg, dann ist es geschafft?. Der Weg führt uns hinunter zum Strand und die letzten 2,5 Kilometer entlang der Badebucht wollen einfach kein Ende nehmen. Ausgepumpt aber happy laufen wir in Fisterra ein und finden schnell unsere Herberge, die zum Glück relativ zentral liegt. Auf der Terasse des Hotels stoßen wir erstmal mit einem kalten Bierchen auf unseren erfolgreichen Zieleinlauf an, strecken dann aber alle Viere von uns, da wir nach den 34 Kilometer ganz schön groggy sind. Nach dem zweiten Estrella sind wir aber schon wieder „in Form“ und das ist auch wichtig für den heutigen Abend?. Denn eins ist sicher: Heute wird  noch so richtig gefeiert und den morgigen Ruhetag haben wir nach mehr als 900 gelaufenen Kilometer wahrlich verdient.

galicisches Steinkreuz

3 Gedanken zu “Tag 41, von Dumbria nach Fisterra (34 km)

  1. Herzlichen Glückwunsch!
    und danke für die tollen Beschreibungen und super Fotos.
    Ich wünsche einen genussvollen Ruhetag und einen schönen Abschluss für den langen Weg.

    Herzliche Grüße
    IWF

  2. Hallo Herzbrüder,
    jetzt habt ihr es endlich geschafft 🙂 Nach 4 Jahren harter Wanderung durch schlimmstes Wetter, tiefe Täler und hohe Berge seit ihr endlich angekommen.
    Genießt den Tag in Fisterra ihr habt es euch verdient.

    Liebe Grüße,
    Poldi

  3. Meine Hochachtung! Wahnsinn was ihr geschafft habt. Ich freu mich total für euch! Auch wenn ich es schade finde, dass ich abends keine Lektüre mehr habe ?
    Hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.

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