Die gestrigen Hausherren Maria und Juan von der Herberge „Casa Rual“ waren supernett und erfüllten uns fast jeden Wunsch. Zur Begrüßung gab es ein Gläschen Rotwein, die verschwitzten Klamotten wurden ohne viel Aufhebens gewaschen und in den sehr schön eingerichteten Zimmern konnten wir herrlich bis zum Abend faullenzen. Außer uns war da noch eine Handvoll Franzosen und Engländer im Hotel, so dass es nach der Marienandacht in der kleinen Dorfkapelle eine Menge beim Abendessen zu Ratschen gab. Hausherr Juan war zudem nicht nur der geborenen Entertainer, sondern auch ein begnadeter Koch und so gab’s als Pilgermenü eine leckere Kichererbsen-Hühnersuppe, dann in Rotwein geschmorte Rinderbäckchen mit Bohnen und zum Dessert eine Limonencreme mit Mandelkrokant. Bei solch einem Abendessen spielte „Brexit“ und „Macron“ nur eine Nebenrolle und als Juan zum Kaffee noch eine Buddel selbstgebrannten Zitronenschnaps auf den Tisch stellte, wurden mit jeder Runde die internationalen Freundschaften immer intensiver. Irgendwann gegen Mitternacht lagen wir dann in den Betten und während es draußen donnerte und blitzte, lagen wir in den Betten und schliefen wie die Murmeltiere.
Hausherr Juan brauchte seinen Schönheitsschlaf und so war an Frühstück vor 8.00 Uhr gar nicht zu denken. Bei dem Mistwetter draußen sowieso kein Problem, zudem war der Tisch reichlich gedeckt und der Kaffee köstlich. Gegen 9.00 Uhr rafften wir uns dann aber auf und nach einer herzlichen Verabschiedung gings im Nieselregen Richtung Reliegos. Auf den ersten 18,5 Kilometer der heutigen Etappe findet man keine Wasser- oder Verpflegungsmöglichkeit und so haben wir uns gestern noch mit reichlich Proviant und Wasser eingedeckt. Trotz des miesen Wetters ist die Landschaft ein Traum und das Laufen auf bzw. neben der alten Römerstraße „calzada romana“ ein absoluter Genuss. Die unendliche Weite der Felder, Wiesen und Buschwälder ist fantastisch und so war die Wahl der Alternativroute bis Relegios, auf der wir fast alleine unterwegs sind, die richtige Entscheidung. In Relegios angekommen haben wir nach fast 20 Kilometern Laufens erstmal Kohldampf und in der erstbesten Dorfkneipe bestellen wir gleichmal ein deftiges 2. Frühstück mit Eier, Speck, Pommes und dazu eine großen Becher Kaffee.
Normalerweise kann man bei solch einem simplen Gericht nichts falsch machen, aber der Koch hatte wohl keine Ahnung oder war einfach zu faul was Anständiges zu servieren. Die Spiegeleier schwammen im Fett, der Speck war ranzig und die Pommes schneeweiß und labbrig. Unsere Reklamation wurde stoisch ignoriert und so war unsere Laune nach diesem Fiasko auch nicht gerade die Beste. Die Kneipe kann man bei bestem Willen nicht empfehlen und so verließen wir nach einem zumindest brauchbaren Kaffee fluchtartig die Bude und machten uns auf die letzten 6,5 Kilometer nach Mansilla de Mulas. Kaum aus dem Dorf schüttete es wie aus Eimern und da es auf der offenen Flur kein Unterstand gab, stapften wir im Starkregen wie die begossenen Pudel bis nach Mansilla de Mulas. Klatschnass erreichten wir den heutigen Zielort und der erste Eindruck unseres Etablissements ist nicht gerade der Beste. Der etwas verpeilte Gastwirt findet unsere Reservierung nicht, der bestellte Weißwein schmeckt grausig und als wir wenig später das Doppelzimmer beziehen, sind wir erstmal sprachlos. Aber mehr dazu dann morgen?.