Tag 20, von Terradillos de Templarios nach Calzadilla de los Hermanillos (29 km)

Die gestrige Unterkunft „ Albergue de los Templarios“ hatte den Charme eines Plattenbaues. Die Herberge war zwar blitzsauber, die Zimmer geräumig und das Restaurant ganz nett, aber die gewohnte Pilgerstimmung kam leider nicht auf. Vielleicht lag’s aber auch an der Horde Engländer und Südafrikaner, die erst lautstark die Bude stürmten und dann rigoros einnahmen. Das Pilgermenü später war so lala (Salat, Rinderschuhsohle mit Pommes und Eiscreme) und so hielten wir uns großzügig an dem guten Rotwein, der für die nötige Bettschwere sorgte. Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Sahagún. Kaum vor der Tür bläst uns schon ein eiskalter Wind um die Nase und vertreibt sofort die Morgenmüdigkeit. Der Himmel hängt voller dicker Regenwolkenes und so sind die nächsten 13 Kilometer kein Zuckerschlecken. Es geht immerzu leicht bergauf und bergab durch eine Hügellandschaft mit Getreide-, Acker- und Wiesenflächen. In den Dörfern Moratinos und San Nicolás sehen wir zum erstmal die im Führer beschriebenen Erdhügelhäuser, die zum Teil noch bewohnt sind. Nur schade, dass die Bar in einer dieser Hobbithöhlen heute geschlossen hat und wir das Innere nicht besichtigen können.

Virgin del Puente

Steinbrücke über den Fluss Cea

Noch sind es 7,5 Kilometer bis Sahagún und so legen wir bei dem Mistwetter einen Zahn zu. Wir überqueren auf einer alten Steinbrücke den Bach Valderaduey, schauen kurz an der Kapelle Virgen del Puente vorbei und sind wenig später in Sahagún. Hier spürt man schon die riesige Vorfreude auf das am Wochenende stattfindende Volksfest mit Stiertreiben und Stierkampf in der Arena. Überall werden Absperrungen aufgebaut, Häuser geschmückt und eine nette Spanierin zeigt uns nicht nur den Weg in eine kleine Bar, sondern erzählt auf den Weg dorthin gleichmal die ganze Geschichte Sahagúns. Wir verstehen zwar nur die Hälfte?, haben aber einen Mordsgaudi mit der Omi und in der Bar gibt´s richtig gute Spiegeleier mit Schinken und der Kaffee ist mega.

Trostlos, aber nicht alleine

Allein gegen die Regenfront?☔️

So lecker das 2. Frühstück auch ist, nach einer knappen Stunde heißt es Aufbruch und ab nach Calzada del Coto. Der romanischen Kirche San Lorenzo aus dem 13 Jh. statten wir einen Kurzbesuch ab, gilt sie doch als eines der besten Beispiele des spanischen Mudéjar-Stils und entdecken dann rein zufällig gleich gegenüber einen kleinen Schusterbetrieb. Gerd´s Wanderstiefel bedürfen dringenst einer Inspektion, brechen doch mittlerweile nicht nur die Schnürösen aus sondern es gehen auch die Nähte auf. Na ja, die Schuhe haben jetzt mehr als 2000 Kilometer auf dem „Buckel“ und da kann das schon mal vorkommen. Der Schuster ist ein wahrer Meister seines Faches, super nett, extrem hilfsbereit und nach ein paar neuen Ösen und etwas Leim auf die Nähte geht’s stadtauswärts über den Fluss Cea. Die nächsten fast 4 Kilometer entlang der vielbefahrenen Staatsstraße sind wahrlich bescheiden und iso nehmen wir in Calzada del Codo die im Führer empfohlene Nebenroute, die zwar länger aber viel schöner ist.

Hobbit-Höhlen

Hier wache ich

Auf der alten Römerstraße „Calzada Romana“ laufen wir die nächsten 9 Kilometer durch eine wunderschöne, duftende Wald- und Strauchlandschaft. Außer uns ist hier niemand unterwegs und so erleben wir mal wieder die Einsamkeit der Meseta und sind begeistert. Gegen 15.30 sehen wir dann die ersten Häuser von Calzadilla de los Hermanillos, wo wir heute übernachten. Unser kleines Hostal El Cura liegt am Ende des Ortes und nach der herzlichen Begrüßung durch die Hausherren gibt’s das erste wohlverdiente Bierchen des Tages. Salud?!

Sahagún

Bunt lebt es sich besser ?

2 Gedanken zu “Tag 20, von Terradillos de Templarios nach Calzadilla de los Hermanillos (29 km)

  1. Lieber Gerd, lieber Heinz,

    die erste Hälfte habt ihr erfolgreich hinter euch gebracht?, auch wenn der Beginn etwas holprig war, habt ihr euch nicht entmutigen lassen.?? Für die zweite Halbzeit – auch wenn sie ein bisschen länger als 45 Minuten geht?, wünsche ich euch weiterhin eine tolle Zeit, vielleicht zeigt sich jetzt Spanien mal von seiner wärmeren Seite☀☀☀.
    Wir denken an euch, während wir hier bei 30 Grad schwitzen – verkehrte Welt. ?

    Liebe Grüße und ein dicker Kuss aus Walsdorf!
    Gabi ?

  2. Hallo Gerd,
    seid froh daß die Engländer nach diesem Fußballspiel
    keine „Feierbiester“ waren. so ward ihr ausgeschlafen.
    Schön wie ihr immer wieder Orte – wie der des zweiten
    Frühstücks – findet um euch zu „dopen“.

    gutes weiterpilgern
    Hape

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