Tag 12, von Granon nach Villafranca (29 km)

Der gestrige Restaurantempfehlung war der absoluter Megaflop. Wir sind ja immer auf der Suche nach landestypischer Küche und urigen Kneipen, aber die „Bar Syndicata“ sucht seinesgleichen. Die alte heruntergekommene Gaststube mit den dreckigen speckigen Tischen und abgewetzten Stühlen hätte ein gewisses Misstrauen verdient, aber da eine Vielzahl von spanischen Landarbeitern an der Theke ihr Bierchen trank, hofften wir bis zur Vorspeise. Der „Ensalata mixta“ war in der Tat gemischt und zwar mit allem was in der Küche so rumlag. Wir sortierten großzügig und aßen was einigermaßen genießbar aussah. Die Eier mit Speck schwommen im Fett, die grüne Paprikaschote war verkohlt und das gereichte Brot steinalt. Der Rotwein war im wahrsten Sinne „Pilgerdiesel“ und schmeckte grausam, so dass wir sofort nach dem letzten Bissen das Weite suchten. Zum Glück gab’s um die Ecke eine nette Weinbar mit Fernseher und hier fieberten bzw. feuerten Angelika und Heinz ihre Mannschaften beim Pokalfinale lautstark an. Unsere Angelika war nach dem überraschenden Sieg Frankfurts kaum noch zu bremsen, während Heinz vor lauter Frust seine Wanderhosen wenig später im Hotelzimmer abfackelte. Aber ehrlich, wer hängt schon seine Hosen zum Trocknen über eine brennende Glühlampe?.

welch eine Weite

Schneegipfel

Als wenn das gestrige kulinarische Fiasko noch nicht reichte, war das heutige Frühstück kaum besser und eher für zahnlose Pilger als für hungrige Mannsbilder. Es gab Zwieback zum Eintunken, kalten Milchkaffee und etwas Obst. Kein Wunder also, dass wir schon gegen 7.45 Uhr Richtung Belorado aufbrachen. Zumindest ist das Wetter heute spitze. Wolkenloser blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und Tageshöchsttemperaturen um die 24 Grad. Also bestes Wanderwetter und so sind die ersten Kilometer schnell zurückgelegt. Kurz hinter Granon verlassen wir die Region Rioja und betreten Kastilien. Die Landschaft ist großartig. Weniger Weinbau, dafür weite Getreidefelder und leuchtend gelben Rapsfelder. Die kommenden Kilometer sind ein Genuss, es geht immer mal leicht bergauf und bergab und die am Weg liegenden Dörfchen Redecilla, Castildelgado und Viloria de Rioja sind klein, bezaubernd und eigentlich alle einen längeren Besuch wert. Beeindruckend sind die unglaublich vielen Störche bzw. Storchnester mit ihren Jungen. Teils bis zu drei Jungstörche sind im Nest und betteln lautstark nach Futter.

Castildelgado

Navi für Pilger

Leider sind die Kirchen in den Dörfern verschlossen und nach knapp 12 km machen wir eine erste, kurze Pause in Villamayor. Das Schinkensandwich, bzw. der stramme Max und die Cola sind schnell verputzt und bald darauf geht’s weiter nach Belorado. Das Städtchen macht richtig viel her und die Marienkirche ist sogar mal geöffnet. Neben dem Altarretabel aus dem 16.Jh. haben es uns die vielen Jungstörche in ihren Nestern auf der alten Kirche angetan. Da wird geklappert und geschissen was das Zeug hält und so sieht leider auch das Dach der schönen Kirche aus. Die Cafés auf der Plaza Mayor mit den uralten Eichen wären für einen Cappuccino sicherlich nicht schlecht gewesen, aber bis Villafranca ist es noch weit und so marschieren wir stadtauswärts und immer bergauf bis nach Tosantos, das wir um die Mittagszeit erreichen. Mittlerweile sind es 24 Grad, es weht kein Lüftchen, wir haben einen Mordsdurst und finden auch gleich ein schattiges Plätzchen in der Bar Los Arcones.

3 Paar Wanderstiefel auf dem Weg nach Santiago

hab noch nicht genug ?

Die Bar ist brechend voll, hat richtig gutes Essen und coole spanische Folkmusik. Also fällt die Pause etwas länger aus, aber schließlich haben wir ja Zeit ohne Ende – oder ? Die letzten Kilometer nach Villafranca sind dann echt anstrengend, es geht teilweise steil bergauf und mittlerweile schmerzen nicht nur die Beine. Fix und foxi erreichen wir nach 29 km die Herberge San Anton, unser heutiges Tagesziel und reiben uns verwundert die Augen?. Franziskaner Weißbier naturtrüb im Ausschank, dass ist ne Ansage und die richtige Belohnung für die lange Etappe und lässt die müden Waden und schmerzenden Füße sofort vergessen.

klein und bissig, die Sandviper

Monte Blanca

Belorado

Junge Störche

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