Beim ersten Anblick der gestrigen Herberge „Casa Plaza“ bekamen wir zwar einen Schreck, aber unser gebuchtes Doppelzimmer nebst großzügigem Bad und eigener Sonnenterasse war spitze und sehr geschmackvoll eingerichtet. Nach einer heißen Dusche und anschließender Siesta auf der Terasse wollten wir auf jeden Fall unseren defizitärer Flüssigkeishaushalt ausgegleichen und da Azofra nicht wirklich viel zu bieten hat, ging´s relativ früh in die Kneipe. Die Etappe steckte uns ganz schön in den Beinen und gegen das viele Staubschlucken bzw. den kratzigen Hals half zumindest das erste Bierchen. Das Pilgermenü (Gemüsesuppe, gegrilltes Hähnchen mit Pommes und Joghurt mit Honig) klang ganz passabel, der Rote aus Rioja war gut trinkbar und so saßen wir nach dem Essen an der Theke und beobachteten das einheimische Völkchen beim politisieren, diskutieren und gestikulieren. Kurz nach 22.00 Uhr und einem „letzen“ Pancharan machten wir uns auf den Heimweg und gingen relativ früh schlafen.
Gefrühstückt wurde in der Bar Sevilla. Starker Kaffee und die Spiegeleier waren genau das Richtige und gegen 8.15 Uhr brachen wir nach Granon auf. Kurz hinter Azofra kommt man an einer Gerichtssäule vorbei, im Volksmund heißt diese „el Rolla“ und dann geht’s die nächsten Kilometer immer nur auf staubigen Feld- und Schotterwegen entlang an Wein- und Getreidefelder bergauf und bergab. Der Anstieg hoch zum Golfplatz Rioja Alta kostet nochmal ein paar Körner, aber dann sind wir auch schon im Dorf Ciruena. In der kleinen Dorfbar ist erstmal Kaffeepause angesagt und der Café con leche und das Bocadillo mit Schinken schmecken richtig gut. Die kleine Rast tut gut und so sind die 7,5 km nach Santo Domingo de la Calzada ein Kinderspiel. In dem kleinen Städtchen ist heute Markttag und der Teufel los. Überall sehen wir Marktstände, es wimmelt nur so von Händlern und ein buntes Völkchen schiebt sich durch die engen Gassen. Herrlich, aber aus dem Besuch der Kathedrale wird mal wieder nichts. Die Katholische Kirche verlangt mal wieder stolze 3 Euro für den Eintritt und so erhaschen wir nur einen kurzen Einblick ins Innere der Kirche. Den berühmten weißen Hahn mit seinen Hennen, die im Inneren der Kirche in einem Käfig sitzen, sehen wir leider nicht.
Laut der Legende sind die Vögel Teil einer unschuldig verhängten Todesstrafe an einem Jungen und werden angeblich seitdem (Austausch alle 14 Tage) dort gehalten. Bei soviel Federvieh knurrt der Magen und als wir an der Promenade ein sonniges Plätzchen in einer nette Cervezeria entdecken, machen wir erstmal Mittag. Die Preise sind aber sowas von gesalzen, dass wir uns nur ein alkoholfreies Bierchen und einen mickrigen Tomatensalat (9.– Euro) leisten. Mittlerweile ist es sowas von drückend und schwül, dass wir schon gegen 13.30 Uhr (Heinz ist da sehr genau) Richtung Granon aufbrechen. Für den Nachmittag sind heftige Gewitter gemeldet, auf die wir nicht wirklich Bock haben. Die nächsten 7 km entlang der Nationalstraße sind einfach nur langweilig, dazu ermüdet das stupide Laufen auf der Schotterpiste ungemein. Für Abwechslung sorgt ein junger Hippie, der in seinem uralten Mercedesbus Getränke und Obst am Jakobsweg gegen eine „Spende“ verkauft. Der frischgebrühte Kaffee haut uns von den Socken und hat mit magenschonend nicht wirklich viel zu tun. Ölig schwarz ist das Gebräu und so stark, das die letzten Kilometer zum Zielort schnell gelaufen sind. Granon selbst ist auch am Samstagnachmittag ein kleines, verschlafenes Nest und unser heutiges Quartier ist gleich gefunden. Das Zimmer in der top renovierten Casa Mirabel ist zwar klasse, hat nur leider keinen Fernseher. Ausgerechnet heute, wo doch am Abend Bayern München gegen Entracht Frankfurt spielt und diesen Klassiker im DFB Pokalfinale müssen wir auf jeden Fall sehen.