Tag 30, von Miramont nach Louvigny (25 Kilometer, 590 HM⬆)

Nach dem ausgedehnten Nachmittagsschläfchen wurde die restliche Zeit bis zum Abend für einen kleinen Kundendienst genutzt. Es wurde gesalbt, gecremt, die Nägel geschnitten, Blasen versorgt und die Muskeln ordentlich ausgedehnt. Mittlerweilen hatten wir das eine oder andere Wehwehchen, aber noch war alles im grünen Bereich.
Nach einem kleinen Pastis servierte Sandrine zum Abendessen einen Salat mit Ei, einer winzigen Scheibe Entenbrust sowie einer Scheibe rohen Schinken. Die überschaubare Vorspeise war mäßig, aber wir gaben die Hoffnungen auf was „Leckeres“ noch nicht auf. Der Hauptgang „confierte Entenkeule mit Zucchini“ belehrte uns Besseres, der Vogel war drisch und fad. Krönung des Ganzen waren die Käse-Ecken (Streichkäse und Camembert), sowie der Fruchtcocktail aus der Dose. „Mon Dieu“ Sandrine, das war wohl nix.

Eglise Saint-Jacques

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in das Dörfchen Miramont, wo wir in der Bäckerei belegte Baguette kauften und dann der sehenswerten, romanischen Kirche Saint-Jacques mit ihrem Taufbecken aus dem 9. Jh. einen Besuch abstatten. Bei klarer Sicht sind von hier angeblich die Pyrenäen super zu sehen, aber heute erkennt man bei dem Dunst rein gar nichts. Das franz. Baskenland erinnert stark mit seinen Weiden, der Viehwirtschaft und den vielen Hügeln ans Allgäu. Es geht ständig bergauf und bergab, dabei entdecken wir so manche Exoten am Wegesrand und in den Hausgärten, wie z.B. Bananenstauden und Stechpalmen. Kirschbäume sind leider keine mehr zu finden, unser Lieblingsobst ist abgeerntet, aber dafür gibt´s reichlich leckere Mispeln und so ist der Vitaminbedarf gesichert. Ein sandiger Pfad führt durch ein kleines Wäldchen hinunter zum Bach Grand Bas und von hier sieht man schon die beeindruckend schöne Chapelle Sensacq aus dem 11. Jh., die wie gemalt in der Flur steht. Die aus Feldsteinen errichtete Kapelle verzaubert durch Ihre Schlichtheit und ist der richtige Platz um kurz mal innezuhalten.

Unser Bester

Pilgerkutsche

Nach der kleinen Rast an der Kapelle laufen wir auf Feld- und Waldwegen bis zum Weiler Pimbo und der Anstieg zur Stiftskirche hoch ist nicht ohne. Vor der Eglise Saint-Barthélemy sitzen schon einige bekannte Pilger im Schatten der großen Platanen und so ist die Wiedersehensfreude groß. Bei einem Kaffee werden gleichmal die Neuigkeiten vom Camino ausgetauscht, dazu gibt´s ein leckeres Croissant und beim Kellner den Pilgerstempel. Super!!!
Auf einer Flurstraße geht´s hinter dem Dorf erst in Serpentinen hinunter zu einem kleinen Fluß, dann aber wieder steil hinauf zum Château Lasalle. Das Schloss besitzt einen wunderschönen Park mit blühenden Hortensien und Rosen, ist aber für Normalsterbliche geschlossen. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir das Dorf Arzacq-Arraziguet und hier sind wir schon im letzten Département der Via Podensis, die Pyrénées-Atlantiques. Aber egal wo wir sind, es ist Mittagszeit und der Magen knurrt. Im „Café du Sport“ finden wir ein freies Plätzchen, die Brasserie ist voller Franzosen – was schon mal kein schlechtes Zeichen ist – und bietet ausschließlich ein Menü an. Baskische Gemüsesuppe, Poulet mit Nudeln, Erdbeeren mit Sahne, das Ganze für schlappe 12 Euro. Wir sind restlos von der guten Hausmannskost begeistert, dazu gönnen wir uns eine Karaffe Rose. Einfach herrlich und nach dem Espresso nehmen wir die letzten 6 Kilometer nach Louvigny in Angriff.
Gleich hinter dem Dorf führt ein ausgetretener Pfad hinunter zum Stausee, wo schon blutdürstige Moskitos und Stechfliegen auf uns arme Pilger warten. Die mannshohen Farne und dichten Heckenrosen am Ufer wuchern wie im Urwald und bieten den Plagegeistern ideale Bedingungen. Nach wenigen hundert Meter ist das Beißen und Stechen vorbei und wir laufen durch den angrenzenten Wald hinauf zum Hof Labalette und dann auf einer schmalen Verkehrsstraße weiter zum Fluss Luy-de-France bzw. der Mühle de Louvigny. Unser heutiges Quartier liegt doch mehr als 1 Kilometer abseits des Jakobsweges und so heißt es ab hier aufpassen und die richtige Abzweigung nehmen. Aber erst gilt es noch einen extrem steile Anstieg durch Bullenweiden zu meistern, bevor wir auf dem Höhenkamm Richtung Bauernhof weiterlaufen und gegen 16.15 Uhr unser Ziel erreichen. Der Hof macht einen richtig guten Eindruck, nur der riesige Pyrenäenberghund macht uns Sorge. Hoffentlich hat der nur keinen Appetit auf fesche und stramme Pilgerwadeln!!!

Wunschbaum am Camino

Die Besten

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