Tag 29, von Barcelonne nach Miramont (22 km, 195 HM⬆)

Die gestrige Etappe in der brütendheißen Sonne hat doch mehr Körner gekostet, als wir dachten. Nach der Dusche lagen wir abgekämpft und platt auf den Betten und dösten vor uns hin. Im Innenhof der Gite zeigte das Thermometer gegen 16.00 Uhr unglaubliche 40 Grad und so verkrochen wir uns am späten Nachmittag mit einer erfrischenden Hopfenkaltschale ins kühle Esszimmer. Abendessen war Punkt 19.00 Uhr und so saßen wir mit Kanadiern, Schweizern und Franzosen am langen Esstisch und hatten alle trotz der Hitze einen Mordshunger. Madame Florence hatte wohl nicht mit dem großen Appetit ihrer Pilger gerechnet, denn der Vorspeisenteller mit „einem hartgekochten Ei + etwas  Mimosenbrösel (undefinierbare und geschmacklose Streusel)“ sowie der hauchdünnen Scheibe Paté war ja wohl für den hohlen Zahn. Als Hauptspeise gab´s ein mageres Hühnerbein mit Bäckerinkartoffeln und zum Dessert eine „Tarte Citron“, deren Boden nach ranziger Margarine schmeckte. Wahrlich keine kulinarische Meisterleistung, liebe Florence?.

Unglaubliche 40 Grad im Innenhof:-)

Fette Beute, Petri Heil

Nach dem Essen zogen wir alle in den Innenhof und tauschten mit Gustav aus Neuchatel, der trotz starken Knieschmerzen bis nach Santiago laufen möchte, bei einem Bierchen die News auf dem Camino aus.
Die Hitze machte heute allen zu schaffen und so gingen wir alle hundemüde und schon relativ zeitig ins Bett. An Schlaf war leider wenig zu denken, denn obwohl sämtliche Zimmertüren und Fenster weit offen standen, kühlte es einfach nicht ab. Noch dazu schlurfte ständig einer zur Toilette und da die Wasserspülung einen Höllenlärm machte, war die Nacht ein Alptraum. Nicht sonderlich fit saßen wir gegen 6.50 Uhr am Frühstückstisch und trauten unseren Ohren nicht. Wer frühstücken will, hat gefälligst sein Frühstück selbst zumachen!!! Und so wuselten 14 Pilger in einer fremden, kleinen Küche und suchten Kaffee, Brot, Butter, und… Der Wahnsinn.

It’s a long way to Santiago

Lilien

Nach dem Chaos packten wir fluchtartig unsere Rucksäcke und verschwanden um 7.30 Uhr aus der Gite. Zum Glück ist die heutige Wettervorhersage besser, Höchsttemperaturen um die 24 Grad noch dazu weht ein leichter Wind. Das hört sich vielversprechend an und so laufen wir zügig nach Aire-sur-l’Adour. Die Stadt erwacht so langsam, überall öffnen die Läden bzw. Geschäfte und wir kaufen Obst und Schinken-Käsebaguette. Bis nach Miramont ist nämlich „tote Hose“ und nach einem kurzen Abstecher in die geweihte Abteikirche Saínte-Quitterie aus dem 11.Jh. führt der Camino noch an der historischen Kornhalle vorbei, bevor es steil bergauf und stadtauswärts geht. Die Vororte der Stadt sind langweilig, aber nach einigen Kilometern Teerstraße geht es hinunter zum Lac du Broussau. Der Uferweg entlang des Sees und durch das bewaldete Naturschutzgebiet lässt sich bis zur Unterführung der Autobahn super gut laufen, nur der dann folgende grobe Schotterweg hoch zum Hof Bégorre ist anstrengend. Von hier geht es leider die nächsten 10 Kilometer auf Flurstraßen entlang riesiger Maisfelder immer nur geradeaus. Das ist echt langweilig, ätzend und ermüdend.
In der Nähe einer Maststation für Jungbullen finden wir unter einer Eiche ein brauchbares Plätzchen für die Mittagspause, sitzen auf dem Holzbalken und futtern unsere belegten Brote. Das Rastplätzchen hat so viel Charme, dass wir nach kurzer Zeit schon wieder aufbrechen. Der Mais wird nicht weniger und erst hinter dem Weiler Cordennier führt ein Pfad uns durch ein kleines Wäldchen hinunter zum Bach Bahus. Ein letzter knackiger Anstieg und die wenigen Kilometer nach Miramont sind ein Kinderspiel. Die Herberge „La Prade“ liegt etwas außerhalb, aber Madame Sandrine ist zu Hause und bringt uns erstmal einen frischgebrühten leckeren Kaffee zur Begrüßung. Jetzt noch ein Stück „Schwarzwälder“ und wir wären die glücklichsten Pilger der Welt.

Pilgerkammer

2 Gedanken zu “Tag 29, von Barcelonne nach Miramont (22 km, 195 HM⬆)

  1. Hallo ihr drei,
    noch immer lese ich regelmäßig was ihr seit unserer Abreise so alles erlebt.
    Ich wünsche euch für morgen angenehme Temperaturen, weniger Mais und Teer und natürlich ganz wichtig: besseres Essen. 🙂
    Haltet durch!
    Ich bin spontan übers lange Wochenende mit ein paar Mädels zum Wandern nach Füssen gefahren und sende von hier liebe Grüße nach Frankreich.
    Karina

  2. Ihr lieben 3 Pilger,
    habt ihr dann wenigstens zum Frühstück noch etwas Essbares gefunden ???
    Wünsche euch eine bessere Nacht als gestern !!!
    Und für morgen alles Gute, angenehmes Wetter und eine schöne Unterkunft mit gutem,
    reichlichen Essen.
    Gute Nacht, schlaft gut
    Elli

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