Nach einer heißen Dusche und einem kurzen Nachmittagsschläfchen ging es gestern noch auf große Besichtigungstour durch das mittelalterliche Städtchen Auvillar. Neben der um 1824 erbauten Markthalle, der Kirche Saint-Pierre (leider auf Grund von Renovierungsarbeiten geschlossen) und dem imposanten Uhrenturm „Tour de l’Horloge“ aus dem 17. Jahrhundert gab´s aber nicht viel zu sehen und so bummelten wir durch die Gassen der Altstadt und tranken noch einen Cappuccino. Von der Stadtmauer aus hat man einen tollen Blick in das fruchtbare Garonnetal, aber Heinz bewundert nur mal wieder die Kühltürme des Kernkraftwerkes Golfech. Das viele Laufen macht hungrig und so sind wir pünktlich gegen 19.00 Uhr in Josiane´s Garten zum Abendessen.
Bei dem herrlichen Wetter hat die Hausherrin auf der Terrasse eingedeckt und wir genießen die Abendsonne und den fantastischen Ausblick ins Tal. Der gute Rotwein und die nette Unterhaltung überbrücken die lange Wartezeit bis zur Vorspeise, aber der dann servierte gemischte Salat mit der Gemüse-Tomaten Quiche ist ein Volltreffer. Die confierten Entenkeulen mit Zwiebel-Zucchini Sauce und Nudeln sind lecker, aber das absolute Highlight ist der Eisbecher mit warmen Armangac-Kirschen und Creme Chantilly. Leider gibt´s davon keinen Nachschlag und so verabschieden wir uns nach einer Infusion (Verbenetee) Richtung Schlafgemach.
Frühstück ist heute, da es mit 31 Grad sehr heiß wird, schon um 7.15 Uhr. Die frische Croissants mit der leckeren Pflaumenmarmelade machen süchtig und vom starken schwarzen Kaffee wird man munter. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Isabelle geht´s Richtung Saint-Antoine. Die ersten 3 km bis zum Cháteau de La Motte laufen sich wie Schmitz Katze, bevor es auf einem unbefestigten Feldweg zur Moulin de l‘ Arrat geht. Riesige Weizen-, Roggen-, sowie Sonnenblumenfelder prägen hier die Landschaft, aber wir entdecken auch duftende Zwiebel- und Knoblauchfelder. Entlang der Felder geht’s auf einer geteerten Flurstraße bis Saint-Antoine. In der schmucken Kirche liegen angeblich die Reliquien des heiligen Antonius, aber so sehr wir auch suchen wir finden nix.
Auf einer Hügelkette geht´s nun stetig aufwärts Richtung dem Weiler Flamarens. Schon von weitem ist das Dorf mit seinen wehenden Burgfahnen auf dem Hügeln zu sehen und bei dem herrlichen Wetter sehen wir zum ersten Mal die Pyrenäen. Nach knapp 500 km zu Fuß ein unbeschreibliches Gefühl. Die mächtigen, schneebedeckten Gipfel leuchten in der Sonne und der Anblick ist einfach nur grandios. Mit diesem Blick läuft es sich gleich viel leichter und in Windeseile sind wir in Flamarens. Bei den Ruinen der gotischen Kirche Sainte-Śaturnin aus dem 16. Jh. gibt´s ne kleine Trinkpause und ein Schwätzchen mit den im Gras liegenden Pilgern. Mittagspause wäre eigentlich nicht schlecht, aber wir entscheiden uns noch die 4 Kilometer bis nach Miradoux zu laufen. Bei brütender Hitze geht´s jetzt auf einem Trampelpfad immer entlang der Verkehrsstraße und die Kilometer wollen einfach nicht weniger werden.
Natürlich liegt der Weiler mal wieder oben auf nem Berg und der Anstieg ist echt knackig, aber nach mehr als einer Stunde kommen wir mit „heißgelaufen“ Wanderschlappen endlich in Miradoux an. In der spätromanischen, einschiffigen Kirche Saint-Orens und Saint-Louis (wunderschönes Renaissanceportal) ist die Kühle herrlich und nach der Besichtigung suchen wir die Dorfkneipe. Etwas unscheinbar liegt die Cafe-Bar mit ihrem 50iger Jahre Charme an der Straße und macht nicht gerade den besten Eindruck. Der Fernseher läuft lautstark, der Wirt bedient im Unterhemd aber zu unserer Überraschung ist das Pilgermenü für 13.50 € nicht schlecht. Taboulé Salat, Spagetti mit Kaninchen, frische Orange und Espresso. Ein kleines Gläschen Rosewein zum Hauptgang gönnen wir uns, ansonsten ist Alkohol bei der mörderischen Hitze tabu. Auf einem Wiesenpfad geht’s die letzten Kilometer in den Grasbergen nach Castet-Arrouy zwar immer auf und ab, aber der leichte Wind macht die Mittagshitze recht erträglich. Als wir die Ruinen des Château de Gachepouy erreichen, sehen wir schon unser heutiges Etappenziel. Der Zielspurt hat sich nicht wirklich gelohnt, das Chambres ist zugesperrt und Monsieur Sala nicht zu Hause. Die gegenüberliegende Kneipe hat Mittagsruhe und so warten wir im Schatten der Kirche auf den Hausherren, der endlich gegen 17.00 Uhr auftaucht. Nach dem Einchecken trauen wir unseren Augen nicht. Die Zimmer sind eine einzige Katastrophe, es ist dreckig, die Toilette hat keine Tür, und.. und.. Heute fällt das Pilgerritual zum ersten Mal aus (Bierchen trinken) und da keine Alternative buchbar ist, heißt es:
Putzen – Augen zu – und das Beste daraus machen.
Allerbesten Dank für die sehr aufschlussreichen und kurzweilig beschriebenen Erlebnisse. Solch eine besch….. Unterkunft bleibt hoffentlich ein Einzelfall.
Hut ab für das HALBE TAUSEND!!!
Ich wünsche ihnen allen dreien weiterhin Durchhaltevermögen (egal ob bei Regen oder Hitze) und auch viel Spaß.
Herzliche Grüße
Drücke Euch die Daumen, dass die nächste Unterkunft besonders gut wird nach dieser hoffentlich Ungeziefer-freien Nacht… Wünsche Euch einen guten Wandertag mit nur positiven Eindrücken und Erlebnissen !
❗️❗️❗️Wanzen und jegliches Ungeziefer ist verboten mitzubringen. Ich mach mich schon mal schlau, wo es eine Desinfektionsschleuse im Raum München gibt.
Lieber Heinz, Gerd und Hubertus
Ihr seid wirklich tapfer und bewundernswert. Tolle Leistung. Heute 3 Wochen – schon über die
Hälfte eurer drittten Pilgeretappe – geschafft.!!! Hut ab.
Gerd deine informativen Tagesberichte sind immer schön zu lesen und zum Schmunzeln.
Wünsche euch trotz Ruinenunterkunft eine gute Nacht und morgen wieder einen schönen Tag mit gutem Wetter, viele schöne Eindrücke und Spaß.
Weiterhin viel Glück und Gesundheit.
Es umarmt euch ganz herzlich
Elli