Tag 11, von Conques nach Decazeville (21 km, 915 HM⬆)

Die gestrige Unterkunft im Kloster war nichts für zarte Gemüter, denn der Schlafsaal ähnelte mehr einer Legebatterie und die Gemeinschaftsduschen bedürften dringend einer gründlichen Sanierung. Aber der Reihe nach:
Nach der Ankunft im Kloster wird auf Grund der panischen Angst vor Bettwanzen jeder Rucksack in eine Plastikhülle gesteckt, mit Zitronella bedampft und man erhält eine intensive Belehrung nur das Nötigste aus dem Rucksack zu holen. „Soweit, so gut“ und was macht der gemeine Pilger? Er leert natürlich seinen kompletten Rucksackinhalt auf´s Bett und schert sich einen feuchten Kehricht um die Anweisung. Dass es am frühen Morgen dann bei den Einen oder Anderen juckt bzw. kratzt, versteht sich von selbst – oder ?
Hans-Josef und Karina wurden gestern noch gebührend verabschiedet. Vor dem Abendessen genehmigten wir uns einen kleinen Pastis und hatten dann im Restaurant „Le Pèlerin“ ein tolles Menü (Lachsterrine, Merlanfilet mit Bandnudeln, Käse und Dessert). Der Abend war leider viel zu kurz und nach einem Abschiedsschnapserl und einer tränenreichen Verabschiedung steuerten wir gegen 22.30 Richtung Kloster. Im Schlafsaal war es nicht nur schon stockdunkel, sondern alle lagen in ihren Stockbetten und schliefen. Na super, aber vielleicht hätten wir auch die Hausordnung mal lesen sollen.

Alles mir 🙂

Verwechslung ausgeschlossen 😛

Die Nacht war eine einzige Katastrophe! Da war zum einen die „herrliche“ Duftglocke im Saal, zum anderen lief ständig jemand zum Pieseln und die Schnarchkulisse war einfach nur einmalig. Gerädert saßen wir beim Frühstück und nach einem grausigen Kaffee brachen wir gegen 7.45 Uhr nach Decazeville auf. Nach einem kurzen Besuch der sehr schönen Kathedrale Sainte-Foy, hier liegen im übrigen die Reliquien der heiligen Fides, gehts durch die mittelalterliche Altstadt hinunter zu Römerbrücke. Conques ist zu Recht eines der schönsten Dörfer Frankreichs, denn jetzt am frühen Morgen ohne den Touristenrummel zeigt es seine wahre Pracht. Hinter der Brücke geht’s gleichmal auf einem Felspfad steil hoch zur Waldkapelle und solche Höchstleistungen am frühen Morgen sind einfach „Gift“ für uns. An der kleine Kirche sind wir fix und foxi und brauchen dringenst eine Pause.

Conques

Das Quellwasser an der Kapelle hilft angeblich bei schweren Augenleiden und da wir ab und an so unsere Orientierungsschwierigkeiten haben, trinken wir nicht nur reichlich sondern füllen auch gleich die Trinkflaschen randvoll auf. Das sollte in Zukunft helfen, oder? Weiter geht’s bergauf bis zum markanten Aussichtsfelsen, wo wir die nächste kleine Pause einlegen und dann aber die historische und schönere Route bis nach Noailhac nehmen. Heute ist das Wetter fast ideal, Sonnenschein bei 22 Grad, nur was stört ist der böige Wind. Jammern ist nicht, wir sind nicht aus Zucker und so ist es allemal besser als Regen.
In der Dorfkneipe von Noailhac machen wir Mittagspause, kostenlos dazu gibt´s ein nettes Schwätzchen mit kanadischen Pilgern und so bleiben wir mal wieder länger wie geplant.. Auf einem Feldpfad geht’s bergauf zur Kapelle Saint-Roch und von dort laufen wir fast nur auf geteerten Wegen bis zum Weiler Le Combe. Die Aussicht mit dem Blick auf das Hochland des Aubrac, das Plateau de Levezou sowie die Volcans de Auvergne ist zwar fantastisch, aber das stupide Laufen auf Asphalt geht mächtig in die Beine. Die letzten Kilometer bis Dezaceville sind somit ganz schön ätzend, bevor es auf einem Wiesenpfad hinab in die Stadt geht. Dezaceville war auf Grund des Kohleabbaus und der Erzeugung von Gusseisen früher eine lebendige Stadt, heute macht sie leider einen recht trostlosen Eindruck. An der Kirche erfahren wir zudem, dass der heutige Pilgerempfang ausfällt und so trösten wir uns bei einem „Effe“ Bierchen in der nächstbesten Sportbar und suchen erst dann das heutige Nachtquartier.

Pastis geht immer

Decazeville

4 Gedanken zu “Tag 11, von Conques nach Decazeville (21 km, 915 HM⬆)

  1. Ich drücke Euch alle Daumen, dass die heutige Unterkunft besser wird ! Weiterhin alles Gute !
    Herzlichen Gruß, Evi

  2. Hallo Heinz und Herzensfreunde,ich verfolge jeden Tag von Euch.Die glitschigen Wege und die Wurzeln erinnern mich an die Bergtouren mit meinem Nachbarn Bernhard in den Allgäuer Alpen.Heinz ich hoffe Dein Schuheinlagen passen jetzt endlich!(Ha, ha) Bitte achtet darauf,wenn Ihr die bayerische Grenze überschreitet,das Ungeziefer von Tag 11 zurück zu lassen!!!Ich wünsche Euch Allen noch einen schönen Weg und viel Freude und natürlich schönes Wetter. PS:Gut für Euch dass der Jakobsweg nicht über Schwabhausen geht, wir hatten heute 30 Grad !!!

  3. Lieber Heinz, Hubertus und Gerd
    Ihr seid bewundernswert tapfer. Toll wie ihr das schafft.
    Weiterhin alles Gute für euch.
    Bringt aber bitte ja keine Bettwanzen mit nach Hause.
    Herzliche Grüße
    Elli

  4. Hoffentlich einen 5-Liter-Kanister.
    Spaß beiseite – Anita und ich ziehen unseren Hut vor Eurer Leistung. Lauf Forrest!!!

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