Tag 10, von Golinhac nach Conques (22 km, 520 HM⬆)

Das Chambres sah von Weitem wie ein Schulhaus zu Ostblockzeiten aus, im Inneren jedoch überraschte es mit einer guten und modernen Einrichtung. Wir wohnten gleich nebenan in einem kleinen Ferienbungalow und so traffen wir uns am späten Abend mit 16 weiteren hungrigen Wandersleuten am großen Esstisch im Haupthaus. Es gab eine etwas wässrige Minestrone, gem. Blattsalate mit Schinken, Rindergulasch mit Kartoffeln, Käse und eine grandiose Beerentarte. Nach der harten Etappe und dem sehr guten Abendessen waren wir aber alle so hundemüde, dass jeder schon früh schlafen ging.

Legebatterie im Kloster

Pilgerstammtisch

Der Morgen beginnt mit herrlichem Sonnenschein und nach einem guten Frühstück marschieren wir mal pünktlich um 8.00 Uhr los Richtung Espeyrac. Auf schmalen Feldwegen geht´s durch eine hügelige offene Flur mit Wiesen und Getreidefeldern und die wenigen Wälder spenden mit ihren Eichen, Kastanien und Nussbäumen wenigstens etwas Schatten. Im Örtchen Espeyrac machen wir erstmal Pause und bummeln über den Flohmarkt. Das ganze Dorf ist anscheinend auf den Beinen, überall wird gefeilscht, gehandelt und gekauft. Das bunte Treiben steckt an und wir würden gerne länger bleiben, aber da wir noch einiges Einkaufen wollen (Samstags schließt alles schon um 12 Uhr) heißt es: „Hurry up“ und auf nach Sénergues. Die knapp 4 Kilometer schaffen wir locker und im Dorfladen wird erstmal groß Shampoo, Zahnpasta. Aprikosen, Orangen und Nüsse eingekauft. Schwer bepackt steuern wir aber dann sofort die nächstbeste Cafébar an und machen Mittagspause. Café au lait sowie das kleine Baguette sind schnell verputzt und nach einer halbstündigen Rast brechen wir nach Conques auf. Der Trampelpfad auf den nächsten Kilometern ist nichts für schwache Nerven, denn ausgerechnet heute findet hier ein Mountainbike Rennen statt. Ständig kommt uns auf dem Weg so ein waghalsiger Biker in einem Affenzahn entgegen und wir müssen höllisch aufpassen, dass uns keiner über den Haufen fährt. Na prima und hinter dem Hof Les Landes verlaufen wir uns mal wieder.

Rosenpracht

Flohmarkt

Der Umweg kostet uns schlappe 20 Minuten bis wir am Dorf Fontromieu wieder auf den Camino stoßen. Im Weiler St. Marcel treffen wir bei einer kleinen Trinkpause Hans-Josef und Karina und verabreden uns gleichmal zum Abendessen in Conques. Die beiden benötigen trinkfeste und tröstende Unterstützung an ihrem letzten Abend auf dem Camino und da sind wir natürlich genau die Richtigen. Die nächsten 2 Kilometern laufen wir noch auf einer Teerstraße, bevor es steil hinunter nach Conques geht. Der Steig führt durch einen schönen Bergwald mit Efeu und großen Farnen, ist aber geröllig und man muss höllisch aufpassen nicht umzuknicken. Conques ist bei dem heutigen Traumwetter voller Tagestouristen und wir verschwitzten Pilger fallen natürlich auf. Nach einem kurzen Abstecher in die Kathedrale marschieren wir schnurstracks zum Kloster und sind gespannt was uns erwartet. Nach Vergabe der Stockbetten, wir haben die Nr. 143 – 145 im großen Schlafsaal, werden die Rucksäcke in einen Plastiksack gesteckt und mit Zitronella bedampft. Soll angeblich gegen Bettwanzen helfen. Irgendwie juckt´s uns jetzt schon überall und so gehts zur inneren Schädlingsbekämpfung in die gegenüberliegenden Schänke auf ein großes Bierchen. Vorsorge ist halt doch besser als Nachsorge.

Allein, Allein……

Conques

2 Gedanken zu “Tag 10, von Golinhac nach Conques (22 km, 520 HM⬆)

  1. Gerd, mein Vorredner fragt ja, ob Du evtl bei der Marine warst…besser nicht!
    Lieber verlaufen, als „verschwommen“ 🙂
    Könnte Eure Sehnsucht nach anderen Wegen mit dem „kleinen“ Willi zusammenhängen, den Ihr Euch abends genehmigt ?

    Falls die Nummerierung nach Anzahl der Bettwanzen vorgenommen wird, dann gute Nacht!
    Aber Ihr werdet eh nix davon mitkriegen, seid doch heut Abend als Tröster unterwegs :))

    Ich finde euch mehr als heldenhaft!
    Bei den Temperaturen kriegte mich niemand dazu, mich aus dem Schatten und dann noch bergauf zu quälen, Ihr habt meinen ganzen Respekt!!

  2. Wieder ‚mal verlaufen – sag mal Gerd, ich dachte, Du hättest gedient! Oder warst Du bei der Marine?
    Anita und Euch wünschen Euch alles Gute für den weiteren Weg. Lauf Forrest!!!

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