Tag 12, von Decazeville nach Bord (19 km, 550 HM⬆)

Die gestrige Unterkunft „Moderne Malpel“ in Decazeville hatte mit Sicherheit schon bessere Zeiten gesehen, aber zu unserer Überraschung waren die Zimmer richtig nett. In der etwas rostigen Badewanne wurde gleichmal die schmutzige Wäsche gewaschen und nach einer kleinen Siesta trafen wir uns im Hotel-Restaurant zum Abendessen. Das Pilgermenü klang recht verlockend und mit dem Pastis kam auch schon die Vorspeise. Der Salat Caprese (Tomaten+Mozzarella) hätte gut sein können, wenn nur nicht der billige Industrieschrott von Mozzarella auf dem Teller gelegen hätte. Die magere Hähnchenkeule war leider zäh und zusammen mit dem Naturreis eine trockene Geschichte. Der rote Landwein und der Nachtisch waren jedoch richtig gut, denn vom Clafoutis mit Beeren hätte wir gerne noch einen Nachschlag gehabt. Für die nötige Bettschwere sorgte ein kleines Verdauungsschnäpschen und dann ging´s ab in die Heia.

Der Fluß „Lot“

Einlauf in Livinhac

Nach dem guten Frühstück mit Kaffee, Croissant und Marmelade machten wir uns auf Richtung Livinhac-Le-Haut. Es ist zwar erst kurz nach 8.00 Uhr aber schon jetzt ist die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen wie in einer Sauna. Noch dazu weht kein Lüftchen und so sind die ersten 1,5 Kilometer berghoch durch ein Wohngebiet zur Chapelle Saint-Roch echt heftig. Eigentlich war an der Kirche eine kurze Trinkpause geplant, aber beim Anblick 2er esoterisch angehauchten,singenden Pilgerinnen gibt’s nur eins: „Beine in die Hand nehmen und flugs Meter machen“.
Auf den nächsten Kilometern entdecken wir immer wieder am Wegesrand (und in den Hausgärten) Kirschbäume mit herrlichen, süßen Früchten. Bei solchen Verlockungen können wir einfach nicht „Nein“ sagen und schon rupfen wir hier und da eine Handvoll und die Kilometerleistung sinkt dramatisch. Irgendwann sind wir in Livinhac und müssen feststellen, dass im Städtchen fast alles geschlossen hat. Hätten wir eigentlich ja wissen müssen, denn Montag ist fast überall Ruhetag. Zum Glück gibt´s im Tabakladen Cola und im Rucksack „Krümmel“ vom Vortag. Gerd hat zudem immer eine Verpflegungsreserve für den „Notfall“ dabei und so wird die Stange Salami brüderlich geteilt. Nach dem kargen Bissen geht’s bergauf in den Weiler Le Thabor und dann weiter nach Montredon. Es wird jetzt immer wärmer und so wundert es keinen, als wir eine 1,2 Meter lange und quicklebendige Schlange auf dem warmen Asphalt entdecken. Wie wir am Abend noch hören, war die Viper nur ein „bisschen“ giftig. Das beruhigt ja, oder??

Montredon

Lebensgefahr oder nur ein bisschen giftig?

Die Landschaft ändert sich jetzt langsam, neben der intensive Viehzucht sehen wir immer mehr Acker- und Maisanbau. Ein Trampelpfad zwischen den Feldern führt uns hinunter zur kleinen Chapelle Sainte Madeleine de Guirande, die im 13.Jh. erbaut wurde und in der noch gut erhaltene Wandmalereien der Templer zu sehen sind. Im Friedhof gibt´s Trinkwasser und nach einem kleinen Vitaminsnack geht`s weiter. Kurz hinter der Kapelle biegen wir auf einen Feldweg ab und laufen unter einer prächtigen Eichenallee zum aufgestauten Baches Guirande. Der See gilt als gutes Fischgewässer, Angler stehen am Uferrand und wir entdecken auch eine ziemlich große Wasserschlange. Über einen kleinen Deich laufen wir in den kleinen Weiler Bord und nach wenigen Metern sehen wir schon das Chambres „La Grange de Bord“. Unsere Hauswirtin Christiane wartet schon und nach einer herzlichen Begrüßung lädt sie uns zu einem kühlen Bierchen im Garten ein. Dann heißt es aber mal wieder, „keine Macht den Bettwanzen?“. Wir müssen unsere Rucksäcke entleeren und dürfen nur das Nötigste in einer Plastikschüssel mit aufs Zimmer nehmen.

Blütenpracht

Gibt’s was schöneres?

Weit ist der Weg

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