Die gestrige Herberge hatte zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, war aber picobello sauber. Unsere frischbezogenen Betten luden förmlich zu einer kleinen Siesta ein und so gings nach einer heißen Dusche erst relativ spät zum Abendessen. Madame Christiane schenkte uns als Aperitiv einen sehr feinen Enzianlikör ein und brachte eine kalte Wurstplatte für den ersten Hunger. Das leckere Champignomelette mit Ofengemüse war als Hauptgang nicht gerade viel, aber nach dem Käse und dem Schokopudding waren wir mehr als satt. Vom guten Côte de Rhone gab´s leider auch nur eine Flasche und so sorgte der Verbeneschnaps für die nötige Bettschwere.
Deutsch-Österreichische Pilgerfreundschaft
Es grünt so grün
Nach einer ruhigen Nacht und einem bescheidenen Frühstück steuern wir sofort die nächste Bäckerei an, wo erstmal Proviant eingekauft wird. Mit reichlich Verspätung geht´s dann endlich gegen 8.30 Uhr Richtung Le Falzet. Das Wetter ist heute nicht gerade berauschend. Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt (3 Grad), dazu noch nebelig und so drücken wir auf´s Gaspedal und laufen uns warm. Kurz hinter dem Weiler Le Pinet staunen wir nicht schlecht, als uns die ersten Pilgerfreunde überholen. Erst flitzt im Stechschritt der Samurai aus Hokkaido an uns vorbei, wenig später folgen die drei Schwestern aus Österreich und zu guter Letzt noch „unser“ Arzt mit seinem Bruder aus Renne. Mit allen gibt´s ein kurzes Schwätzchen und so erfahren wir gleichmal den neuesten Tratsch auf dem Camino. Wie wir hören, sind die Herzbrüder „das Gesprächsthema“. Wer sich wie wir auf der 1. Etappe gleich mal um schlappe 5 km verläuft?, hat definitiv nichts besseres verdient, oder ?
In Le Falzet finden wir ein nettes Café und lassen uns Milchkaffee und Käsesandwich schmecken. Die Pause tut richtig gut und dabei lernen wir den 80-jährigen Edgar kennen, der bis Conques gehen will. Edgar hatte vor wenigen Tagen einen Bandscheibenvorfall und will mit Massagen und Gepäcktransport sein Ziel auf jeden Fall erreichen. Wir haben da zwar unsere Zweifel, aber wir wünschen ihm nur das Beste. Buen Camino, mein Lieber !!!
Weiter geht es Richtung Domaine de Sauvage. Am Straßenrand entdeckt Gerd ein altes Fahrrad und schwups sitzt er auch schon im Sattel. Die Rechnung hat er aber ohne den Wirt, sprich Fahrradbesitzer gemacht. Der alte Mann sitzt anscheinend in den gegenüberliegenden Büschen und macht sein „großes Geschäft“. Mit halb hochgezogener Hose stürmt er widfuchtelnd aus den Sträuchern und schimpft wie ein Rohrspatz. Hubertus kann den armen Burschen jedoch beruhigen und so gehts – leider zu Fuß – bergauf Richtung Chazeaux. Mon Dieu, die Franzosen verstehen aber auch wirklich keinen Spaß?.
Dreister Fahrraddieb?
Ein Bild von Aubrac-Rind
Die Wald und Wiesenwegen hoch zum Col de l’Hospitalet sind grandios und toll zu wandern. Misch- und Buchenwälder wechseln sich mit riesigen Weiden ab, auf denen die massigen braunen Aubrac Rindern grasen. Die heutige Etappe ist Genuss pur und wir sind begeistert von dieser landschaftlichen Schönheit. Im Weiler Chazeaux treffen wir im Café Jeróme mal wieder die 3 Schwester aus Niederösterreich. Ein Cappuccino geht immer und schon sitzen wir mit am Tisch und schwätzen. Für die Mädls heißt es heute leider „au revoir“, denn es ist ihr letzter Tag auf dem Camino und schon morgen geht’s zurück in die Heimat. Schade? und so heißt es: Servus, liebes Österreich.
Nach einem erholsamen Mittagssschläfchen und anschließenden, ausgiebigen Dehnübungen unserer geplagten Muskelatur geht’s auf die letzten Kilometer. Die Landschaft wird immer karger, es geht stetig bergan und am späten Nachmittag sehen wir von weitem schon den riesigen Gutshof Domaine de Sauvage. Der Hof wird seit dem 13. Jh. erwähnt und hat mit einer Größe von 750 ha gewaltige Ausmaße. Schaf-, Pferde-, Rinder und Fischzucht, dazu noch eine Herberge für Pilger – dies alles ist ein bisschen zu groß für uns. Wir ziehen am Gutshof sowie den Fischteichen vorbei und laufen durch einen lichten Kiefernwald zur Kapelle La Roche. Ab hier nutzen wir den Shuttleservice der heutigen Herberge, die doch einige Kilometer abseits vom Jakobsweg liegt und wir keine Lust auf Mehrkilometer haben. Ein kurzer Anruf und schon holt uns Bernhard an der Kirche ab und bringt uns zu seinem Bauernhof nach Lajo. Im Garten sitzen schon die ersten Pilger beim Feierabendbierchen und ihrer Einladung auf ein kühles Helles nehmen wir natürlich dankend an.
Super Pilgerwege?
Shuttle Point
Hallo Gerd, Heinz und Hubertus,
aufmerksam verfolgte ich die ersten Etappen eures Pilgerns und erinnere mich gern an
den einen Tag an dem ich mit euch unterwegs war. Ist schon erfüllend und macht auch
ein wenig stolz nach so langen Wandertagen müde, aber glücklich am Etappenziel anzu-
kommen. Allen Respekt.
Ich wünsche euch Dreien weiterhin gutes Pilgern, interessante Bekanntschaften und na-
türlich angenehmes Wanderwetter.
Hape
Hallo Ihr lieben Herzbrüder,
schön, dass ihr heute so einen schönen und erlebnisreichen Tag hattet.
Auch für morggen wünsche ich euch alles Gute, schönes Wetter und gutes Ankommen am
nächsten Pilgerziel.