Tag 14, vom Col du Mont Sion nach Fragny (24 km, 530 HM ⬆, 610 HM ⬇)

Das Hotel Rey ist eine absolute Topadresse. Blitzsaubere Zimmer mit Dusche und WC, dazu eine großartige Pilger-Halbpension. Als Vorspeise gab es frische Spargelstangen in Kräuteröl, zum Hauptgang Fischcassoulet mit Currysauce und Reis, als Dessert warme Erdbeer-Millefeuille. Fantastisch, dazu schmeckte der leckere Landwein und wir sanken sehr spät aber super zufrieden in unsere Kojen.
In der Nacht zog ein heftiges Gewitter auf. Stundenlang donnerte und blitzte es und an Schlaf war wenig zu denken. Auch am Morgen gießt es immer noch in Strömen und so wird am Frühstückstisch heftigst diskutiert. Im Regen laufen oder vielleicht besser mit dem Bus fahren. Aber Petrus erhört unsere Gebete und so gegen 8.30 Uhr wird es vom Wetter her einigermaßen erträglich. Zwar immer noch nass, aber zumindest braucht man keine Schwimmflügel.
Warten auf den jüngsten Pilgerbruder

Warten auf den jüngsten Pilgerbruder

Das sollen Bäume sein?

Sturm und Wind erprobt?

Gut gewappnet

Gut gewappnet

Es geht erstmal hoch in das kleine Dörfchen Charly mit der Chapelle St-Jacques. Die Kirche ist leider abgesperrt und da keiner Lust hat den Schlüssel im Pfarramt zu holen, geht’s gleich weiter nach La Motte. Die Feld- und Waldwege werden immer schlammiger und das Laufen immer beschwerlicher. Man muss höllisch aufpassen das man nicht ausrutscht, aber alle Vorsicht hilft nichts. Schon nach kurze Zeit sehen wir aus wie die Schweine, die Hosen dreckbespritzt und die Wanderschuhe nass und voller Schlamm. So rutschen wir mehr als wir laufen durch den Wald von Bois Raveret bis nach Sur le Sion. Mittlerweile regnet es wieder in Strömen und von Sicht kann nicht die Rede sein. Laut Wanderführer hätten wir einen super Blick auf das Mont Blanc Massiv, wir sehen aber kaum 100 Meter weit. Aber es kommt noch dicker ! Ein Gewitter zieht auf und wir erreichen gerade noch rechtzeitig die Kirche von Contamine-Sarzin, bevor draußen der Sturm losbricht. Tropfnass aber sicher sitzen wir, Jakobus sei Dank, in der Kirche und futtern unsere Käsebrote.
Jetzt heißt es auf Wetterbesserung hoffen und abwarten, mehr können wir bei dem Sauwetter sowieso nicht tun. Ein Ehepaar aus Regensburg leistet uns wenig später Gesellschaft und so vergeht die Zeit relativ rasch. Nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei, es nieselt zwar noch, aber wir sind ja nicht aus Pappe. Weiter geht`s Richtung Chaumont.
Ein kleines Bächlein

Ein kleines Bächlein

Kleines Wattenmeer

Wattenmeer

Die steile Steinpiste hinab zum Flüsschen Le Fornant hätten wir vielleicht umgehen sollen. Links und rechts rauschen kleine Bächlein die Fahrrinnen hinunter, während wir versuchen auf dem lösen Geröll einigermaßen Stand zu finden. Wir kommen zwar heil unten an, brauchen aber fast eine Stunde bis zur alten Steinbrücke Der imposanten Wasserfall beeindruckt und so gönnen uns erstmal eine Verschnauf- und Trinkpause.
Dieser Weg wird steinig und schwer

Dieser Weg wird steinig und schwer

Ein bisschen Matsch

Fango Packung

Auch Petrus hat irgendwann Erbarmen:), denn plötzlich reißt die Wolkendecke auf und die Sonne verwandelt in kürzester Zeit alles in ein dampfendes Treibhaus. Ideales Wetter für Stechfliegen und sonstige Plagegeister, aber bevor die uns großartig nerven sind wir schon oben in dem kleinen Bergdorf Chaumont. In der Kirche St-Agathe holen wir unseren 1. Pilgerstempel auf französischem Boden.
Schöne Aussicht von hier oben

Schöne Aussicht von hier oben

Nur noch ein Katzensprung

Nur noch ein Katzensprung

Auf Wiesen- und Waldpfaden geht es nun hinab ins Städtchen Frangy, das am Fluss Usses liegt. Heute übernachten wir im „Hotel du Commerce“. Je näher wir der Baracke kommen, desto größer wird das flaue Gefühl in der Magengegend. Als wir dann die Zimmer sehen, werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Sie sind mit Verlaub eine Katastrophe. Schmutz und Ungeziefer, es stinkt nach altem Qualm und „Madame“ scheint nicht nur ein klein wenig verpeilt zu sein. Also Augen zu und durch, eine Alternative gibt es auf die Schnelle leider nicht.
Mit strammen Schritte geht es vorwärts

Mit strammen Schritte geht es vorwärts

Es kommt auf die inneren Werte an

Es kommt ja bekanntlich auf die inneren Werte an

6 Gedanken zu “Tag 14, vom Col du Mont Sion nach Fragny (24 km, 530 HM ⬆, 610 HM ⬇)

  1. Hallo IHr drei, wir wünschen Euch für die kommenden Tage viel Kraft und schönes Wetter. Schön, dass wir durch Euere Erzählungen ein wenig teilnehmen können. Liebe Grüße und
    gute Reise. Sigi und Sylvia

  2. 5 Tag ohne Internet, das – liebe Pilgerbrüder – ist momentan einfach schrecklich…. Der Koffer ist noch nicht ausgepackt, zuerst sind Eure Berichte dran die ich wieder mit großem Vergnügen (an manchen Stellen auch mit leichtem Gruseln) gelesen habe. Einfach nochmals ein großes Danke für diese Arbeit, die Ihr Euch nach anstrengenden Fußmärschen noch macht. Hoffentlich war die letzte Nacht nicht allzu schlimm. Weiterhin alles alles Gute !!!

  3. Da die Bilder noch fehlen habe ich mich im Internet auf die Suche nach dem Bar-Hotel Du Commerce in Fragny gemacht. Keine Bilder, keine Bewertungen, nur eine Erwähnung in einem anderen Blog „Alice auf dem Jakobsweg“ http://www.alicepelli.ch/alicet/tag2.html
    Alice hat die Nacht in Fragny schlecht geschlafen. Wie geht es euch heute morgen? Einen schönen Pilgertag in Richtung Rhone wünsche ich!

  4. Dem „Kopf hoch“ von Hape schliessen wir uns an. Euer Erfolg in den letzten Wochen ist schon sehr bewundernswert! Wie Frau Merkel sagen würde „wir schaffen das“. Wir denken an euch und wünschen euch noch viele erfolgreiche Wandertage. Aus dem fernen Ontario wünschen wir euch alles Gute und ein „keep on walking“ Gertrud, Joe und Uschi

  5. Kopf hoch liebe Herzbrüder !
    Ihr werdet diese Nacht als fromme Pilger überstehen.
    Es kommen auch wieder bessere Quartiere.

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