Zwei Kilometer schaffen wir so noch, als plötzlich mit einem Donnerknall der Himmel seine Schleusen öffnet und es aus allen Kübeln schüttet. Ein alter Bauernhof ist Gott sei Dank nur wenige Minuten entfernt und so kommen wir noch einigermaßen glimpflich davon. Jakobus hat uns auch nicht vergessen, denn gerade als wir uns in der Scheune unterstellen, kommt die Bäuerin von der Arbeit und lädt uns zu einer Tasse Kaffee in die gute warme Stube ein. Zum Kaffee gibt’s selbstgebackene Anisplätzchen und so verpflegt warten wir auf Wetterbesserung. Während draußen das Wetter tobt, sitzen wir mit der ganzen Familie in der warmen Küche und schwatzen mit Händen und Füßen. Herrlich! Irgendwann lässt der Regen nach und wir sagen den Bauersleuten Merci und Adieu.
Tag 11, von Autigny nach Moudon (27 km, 320 HM ⬆, 540 HM ⬇)
Frau Schneider ist eine wundervolle Herbergsmutter (die Herberge ist einfach top). Erst wurde unsere Wäsche gewaschen und getrocknet, dann servierte Sie vor dem Essen noch einen leckerer Pastis und sehr viel später gab es als „Betthupferl“ noch einen kleinen Grappa. So verwöhnt schliefen wir tief und fest in unseren Betten bis uns morgens der herrliche Kaffeeduft weckte. Der Frühstückstisch ließ keine Wünsche offen und wir langten reichlich zu, schließlich steht heute eine 27 km lange Etappe an. Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung ging es auf nach Romont.
Die Wetterprognosen versprechen für den heutigen Tag vor allem eins: Regen, Regen und nochmals Regen. An den Gebirgsketten sehen wir jetzt schon große, dunkle Gewitterwolken und die grollenden Donner verheißen auch nichts Gutes.
Kurz hinter dem Weiler Chavannes-sous-Orsonnens heißt es dann, Regenkleidung raus und schnellstens anziehen. Das funktioniert mittlerweile wie am Schnürchen, wir haben ja auch fleißig in den letzten Tagen üben können. Nach 15 Minuten ist der Platzregen zwar vorbei, aber die hohe Luftfeuchtigkeit und Schwüle machen einem zu schaffen.
Durch landwirtschaftlich geprägte Fluren geht es nun immer auf geteerten Wegen ins mittelalterliche Städtchen Romont. Wir sind jetzt schon 3 Stunden ohne Pause unterwegs, oder sagen wir besser gerannt. Heinz ist heute einfach nicht zu bremsen und das Geheimnis seiner Power verrät er uns dann bei einer Tasse Café au lait, als wir die erste Rast einlegen. Zwei unterschiedliche Socken an den Füßen (Icebreaker+Woolpower) und schon läuft’s sich wie Speedy Gonzales. Mal sehen, wie lange das wohl anhält :-).
Am Horizont wird’s jetzt richtig schwarz und wir laufen direkt in die aufziehende Gewitterfront. Kurze Lagebesprechung und wir beschließen von Weiler zu Weiler zu laufen, bzw. im Notfall bei einem Bauern unterzukriechen.
Auf Feldwegen geht es nach Lucens und Curtilles, immer die mächtige Burg vor Augen. Das Café Fédéral hat heute leider Ruhetag und somit fällt der Cappuccino aus. Eine kurze Rast legen wir trotzdem ein, dann geht´s auf die letzten Kilometer nach Moudon.
Fast 30 km auf Teerstraßen hinterlassen mittlerweile sichtbare Spuren und wir sind froh als wir endlich gegen 17:00 Uhr Moudon erreichen. Auf der Terrasse des Hotel Chemin de Fer lassen wir uns erstmal ein kühles Helles schmecken, strecken die Beine aus und freuen uns schon auf die Pilger-Halbpension.
Romont? Hat Heinz die „sinnlose Steigung“ in den Ort erklommen? Ich werde nach eurer Rückkunft den Pilgerstempel kontrollieren müssen! Die Regenschauer lassen euch wohl nicht so schnell los…
Liebe „Ge (h) – Brüder “ mit Herz
ich verfolge mit Bewunderung und Respekt Eure täglichen Berichte.
Meiner Meinung nach, habt Ihr in der 1. Woche schon für alle bisherigen Sünden Buße getan.Nun könnt Ihr “ befreit“ weiter pilgern, Da können ja nur noch Rucksack und Socke drücken !!!
Ich wünsche Euch besseres Wetter, saubere Nächtigungsmöglichkeiten ( ohne Katzensch…oder Gitterstäbe ) und Superfood nach Schweizer Art.
Vergesst das „Frohlocken“ nicht
Alles Gute weiterhin Hannelore