Das Chambres d`Hótes von Catherine ist sehr geschmackvoll eingerichtet und unser drei Bett Zimmer hatte eine fantastische Aussicht auf die Alpenkette von Grenoble. Nach einer heißen Dusche ging es zum Abendessen ins Kaminzimmer, wo schon ein köstlicher Pampelmusen-Roséwein mit kleinen Pizzahäppchen auf uns wartete. Das kleine Schmankerl war schnell verputzt und so stürzten wir uns ausgehungert über den Blattsalat mit gebratenen Ravioli. Als Hauptgang dann ein Brathähnchen mit Möhrengemüse und Reis. Hier war Madame doch etwas knausrig, ein mickriger Vogel für 6 Personen. Wir haben grundsätzlich einen gesunden Appetit und die „Mitesser“ am Tisch wollten ja auch ne Portion von dem Spatz. Aber zum Glück gab es noch Käse und lecker Tiramisu. Später saßen wir dann noch vor der Glotze und sahen den „EM-Kracher“ England gegen Slowakei.
Das Frühstück gab`s gegen 7:15 und bestand wie immer aus Altbaguette und Konfitüre. Der Kaffee war richtig gut und nach dem obligatorischen Fotoshooting mit Catherine machten wir uns auf Richtung Assieu. Der Jakobsweg läuft erstmal auf kleinen Flurstraßen durch Wiesen und lichte Wälder bis zum Kloster Carmel Notre-Dame de Surieu. Die Klosterkirche ist imposant und lädt zum Besuch ein, aber leider sind mal wieder alle Türen verschlossen und im Pfarrhaus ist keine Menschenseele zu sehen. Schade, so geht`s die steilen Stufen hinunter ins Tal nach St-Romain-de-Surieu, wo wir den Bach La Sanne überqueren.
Direkt hinter der Brücke finden ist ein tolles Rastplätzchen und schon sitzen wir in der Sonne und inspizieren unsere Füße. Man muß schon sagen, für die Laufleistung schauen sie noch ganz passabel aus und haben das Bad im kalten Bachwasser wahrlich verdient. Die Temperaturen sind jetzt so um die 25 Grad und die Luft wird in diesem Talkessel immer drückender. Weiter geht`s auf einem verwunschenen, engen Pfad am Bach entlang durch den alten Eichenwald. Überall Vogelgezwitscher, man hört das Plätschern der vielen kleinen Wasserläufe und so genießen wir sämtliche Eindrücke bis nach Assieu.
In der Dorfkneipe wird erstmal eingekehrt. Das Tagesmenü für 12.80 € klingt verlockend und wird auch gleich von Hubertus bestellt. Aber irgendetwas klappt heute nicht so richtig bei seiner Bestellung. Während alle Franzosen ringsum das Menü serviert bekommen, gibt es für uns ein kleines Putensteak mit Pilzen. Was soll`s, der Kaffee danach schmeckt und so geht’s gegen 13.00 Uhr in die glühende Mittagshitze. Es weht jetzt kein Lüftchen und unsere Füße brennen auf dem heißen Asphalt schon nach wenigen hundert Metern. Die nächsten Kilometer geht es in der prallen Sonne immer nur geradeaus, vorbei an endlosen Getreidefeldern Richtung Nationalstraße N 7.
Wir hallunzinieren oder befinden wir uns wirklich urplötzlich in einem Obstparadies. Die öden Getreidefeldern verwandeln sich auf einmal in herrliche Obstbaumplantagen und wir laufen auf unserer „Route Paradiso“. Pfirsichbäume, Kirschbäume, die Früchte allesamt reif und lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Im Handbuch für Pilger wird zwar explizit vor Mundraub gewarnt und das die Bauern hier keinen Spaß verstehen. Aber was interessieren uns die Franzosen. Wir können einfach nicht widerstehen und so steht einer Schmiere, während die anderen pflücken, rupfen und sich die Bäuche vollschlagen. Die Strafe follgt sogleich, denn auf den letzten Kilometern nach Clonas-sur-Varèze macht uns nicht nur die Hitze zu schaffen. Im Örtchen finden wir ohne größere Probleme unsere heutige Unterkunft. Das Bierchen auf der kleinen Terasse der „Sportbar“ schmeckt, aber die Kneipe hat leider keinen Fernseher. Ausgerechnet heute, wo Deutschland spielt.
Die letzten 5 Tage stehen an…und da hat derjenige von Euch, der in Physik ne glatte 3 erreichte, die bahnbrechende Idee: Heut Nacht schlafen wir über einer Sportbar…wenn die Sache mit der Diffusion noch funktioniert…dann sollten jeder von uns morgen mit einem prallen Sixpack aufwachen …
Funktioniert’s auch durch die Matratze oder musstet Ihr die Nacht auf dem harten Boden verbringen :)))
Ihr lieben Pilger,
endlich Sonne, Sommer und frisch „gepflücktes“ Obst – für meinen Heinz das Höchste.
Hm, lecker und schöne Erinnerungen an die Kindheit.
Und wem gehören die durchgelaufenen Schuhe?
Herzliche Grüße
Eure Elli
Den Mundraub könnt ihr ja zu den Sünden addieren, die euch mit dem Begehen des Jakobswegs erlassen und vergeben werden. Ja man sagt, daß sogar Gefängnisstrafen mitunter erlassen werden. Das würde ich an eurer Stelle dann aber doch nicht ausprobieren wollen. Also: bleibt sauber, Herzbrüder!