Tag 3, von Roncesvalles nach Akerreta (30 Kilometer)

Die Besichtigung der sehenswerten Abtei , ihrer Klosteranlagen, des Kreuzgangs und des Grabmahls Königs Sancho VII von Navarra mit seiner Gemahlin kann man nur empfehlen, dann ging’s aber gestern nach soviel Kultur und Geschichte schnurstracks in die Casa Sabina, wo wir mit Pilgerfreunden bis zum Abendessen ratschten und eine richtig gute Zeit hatten. Das Pilgermenü in dem winzigen Nebenraum zusammen mit 40-50 Pilger war nicht so unser Ding und so bestellten wir „a la carte“, was nur unwesentlich teurer war und aßen auf der Terrasse des Restaurants. Die anschließende Pilgermesse war überraschenderweise sehr schön und vor allem einladend, anscheinend wird auch hier die erzkonservative Priesterschaft etwas moderner. Die Nacht war weniger schön, der Alarm in der gegenüberliegenden Pilgerherberge gegen 2:45 Uhr weckte den ganzen Ort und ging gefühlt ewig. Zum Glück war’s Fehlalarm, aber Schlaf war danach kaum noch möglich und so saßen wir alle ziemlich gerädert am Frühstückstisch. Der wässrige Kaffee brachte uns auch nicht auf Betriebstemperatur, ansonsten war aber das Frühstück in der Casa top👍. Gegen 8:00 Uhr marschierten wir gemeinsam mit Nora, Irena und den zwei Marias von den Philippinen Richtung Burguete, dass wir schon bald erreichten und dort gleichmal den kleinen Supermarkt plünderten. Wasser, Bananen, Schinken, Käse und Baguette für unterwegs als Wegzehrung musste sein und nachdem alles verstaut war und der Rucksack so 1 Kilo schwerer war😳 machten wir uns auf nach Espinal. Der Camino führt teils auf Feldwegen und Pfaden, aber auch asphaltierten Flurwegen entlang an Vieh- und Pferdeweiden, die allesamt ein jämmerliches Bild abgeben. Vertrocknete steppenartige Weiden, mehr Unkraut als Gras – hier hat es lt. einem antreffenden Bauern seit Wochen nicht mehr richtig geregnet. Wir kommen gut voran und sind bald in Viscarret, wo es in der Bar nur so von Pilgern wimmelt und auch wir uns sofort dazu gesellen. Maria und Kim von Borda sind auch da und so fällt die Pause mal wieder länger aus wie geplant. Lintzoain haben wir dann schnell erreicht, danach wird’s aber heftig. Auf dem steilen, steinigen Pfad kämpfen wir uns hoch bis zur Passhöhe von Erro, der Pulsschlag ist dabei mehrmals im roten Bereich und oben angekommen sind erstmal alle fix und foxi. Die knapp 4 Kilometer haben uns ganz schön geschafft, da tut die Pause jetzt gut und die letzten Wasservorräte sind schnell weggetrunken. Für den Blutzucker gibts Schokolade von Rosmarie , einer Pilgerin aus Australien, die uns mittlerweile begleitet und für jedes Zipperlein etwas in ihrem Rucksack hat. Mit 5 Frauen im Schlepptau gehts jetzt nach Zubiri fast ausschließlich leicht bergab, aber der Weg ist durchweg steinig und geröllig. Die letzten 3 Kilometer sind dann noch steiler und ehrlich gesagt beschissen zu gehen. Die Knie schmerzen, die Waden zwicken, aber wir erreichen Zubiri ohne nennenswerte Blessuren und gönnen uns hier erstmal eine anständige Pause. Die Tortilla in dem kleinen Café schmeckt, der Kaffee ist richtig gut und so kehren die müden Lebensgeister so langsam wieder zurück. Die brauchen wir auch, denn jetzt sind „nur noch 7,5 Kilometer“ bis Akerreta zu laufen und auch die sind nicht ohne. Die riesige Magnesitfabrik die wir umlaufen ist da das kleinste Übel, denn mittlerweile sind es 30 Grad, es geht immerzu knackig auf und ab und der kleine Weiler kommt einfach nicht in Sicht. Endlich gegen 16:30 Uhr erreichen wir auf der letzten Rille den kleinen Ort und unserer Herberge „ Akerreta“. Der Hausherr ist super nett, das Zimmer in der alten, umgebauten Kornmühle toll und das angebotene Bierchen noch besser. Pilgerherz was willst du mehr 👌

 

5 Gedanken zu “Tag 3, von Roncesvalles nach Akerreta (30 Kilometer)

  1. Lieber Gerd und Jana, habt ja jetzt schon eine gewisse Strecke hinter Euch gelassen.Alle Achtung bei dieser Hitze solche körperliche Anstrengung auf Euch zu nehmen. Für die noch kommenden Kilometer wünschen wir vielleicht etwas kühleres Wetter und weiterhin viel Spaß. Macht´s gut und viele liebe Grüße.

  2. Hallo Jana & Gerd,
    Ihr seid ja ganz gut unterwegs; hoffentlich halten die Füße durch;
    TIP: Abends 3 Gläser Rotwein und man überhört die Sirenen 🙂
    Viel Spaß noch
    LG
    Sonja & Karl-Heinz

  3. Lieber Gerd,
    ich freue mich mit euch, dass ihr nun endlich auf dem „Weg“ sein könnt. Super Sache, dass du ihn gemeinsam mit deiner Tochter gehen kannst. Und vor allem: herzlichen Dank, dass du dir wieder täglich die Mühe machst, über Weg und Menschen zu berichten. Mit großer Freude lese ich täglich den Blog und erinnere mich gerne an die – zwar nur ganz kurze, aber umso schönere – gemeinsame Wegstrecke mit dir und Heinz 2018 (an dieser Stelle auch nochmals herzliche Grüße an Heinz, hoffe, es geht dir gut).
    Ich wünsche Jana und dir “buen camino”, viele wunderschöne Begegnungen und Erfahrungen und ¡E ultreia!
    Liebe Grüße von Marion

  4. Verfolge eure Pilgerreise seit Tag 1 und freu mich jeden Tag auf den neuen Bericht.
    Macht richtig Lust ☺️.
    Weiter so 👍
    LG
    Petra Eberlein aus Walsdorf

  5. Großes Kompliment, Gerd, dass Du Dir nach den Strapazen des Tages noch die Mühe machst, so ausführlich zu berichten und tolle Fotos teilst! Ich wünsche euch eine gute Zeit mit interessanten Begegnungen und Erlebnissen! Weiterhin einen guten Weg und viele Grüße von Kerstin

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