Tag 2, von Schainbach nach Gründelhardt (36 km)

Unser gestriges Quartier bei Familie Graf – Pollack in Schainbach war einfach nur Spitze. Gleich nach dem Ankommen gab’s nen Pott heißen Kaffee und das erste Schwätzchen auf der schönen Terrasse. Später am Abend kochte die Hausherrin groß auf: Jägerschnitzel, Kartoffelgratin, Gewürzreis, Tomaten-/Gurkensalat, sowie die Himbeerquarkcreme zum Nachtisch waren eine Wucht, dazu gab´s mehrere kühle Bierchen vom Hausherrn und als Jungbauer Jens noch mit ner Flasche „Hugo“ vorbeikam, wurde der gesellige Abend richtig spät.
In der Nacht zog Sturm „Kirsten“ auf und so gab´s beim reichlich gedeckten Frühstückstisch zwar einige Sorgenfalten, aber mit dem Bus fahren wollten wir auch nicht. Nach einer herzlichen Verabschiedung verging uns aber schon nach wenigen Metern auf dem Camino echt die Laune. Ein heftiger böiger Gegenwind blies uns ins Gesicht und machte uns schwer zu schaffen. Na super !!! und gleich vorweg, der Sturm begleitete uns den ganzen Tag. Hinter Schainbach bogen wir in Höhe der alten Pumpstation links ab und wanderten auf der geteerten Flurstraße nach Wallhausen und von dort Richtung Bölgental. Nach ca. 1 km ging’s von der Straße wieder links auf einen Wiesenweg zur „Anhäuser Mauer“, den Resten eines Pauliner-Eremiten-Kloster aus dem Jahre 1403. Nach ca. 2 km durch den Wald erreichen wir Bölgental, wo wir auf einem schmalen Pfad hinunter ins Tal der Jagst kommen. Am Ufer des romantischen Flusses geht’s erstmal bis zu den Ruinen der Heinzenmühle flussaufwärts, nur hier laufen wir fälschlicherweise über die erste Holzbrücke und befinden uns wenig später orientierungslos im Niemandsland. Navi und Outdoor helfen uns auch nicht viel weiter, also geht´s wieder zurück zur Mühle, wo wir nach langem Suchen endlich die zugewachsenen Wegmarkierungen finden. Das Ganze hat uns knapp 40 Minuten und etliche Mehrkilometer gekostet und so ist die Stimmung nicht gerade die Beste. Der schmale Pfad am Fluss ist zwar wunderschön, zum Teil aber zugewachsen und man muss bei jedem Schritt höllisch aufpassen. Es geht schweißtreibend über Stock und Stein und nach ca. 1 km steigen wir über eine kleine Holzbrücke und vielen Felsstufen hinauf aus dem Tal in die offene Flur. Linker Hand sehen wir einen riesigen Steinbruch und ein Feldweg führt uns entlang von Streuobstwiesen und Vogelhecken bald wieder hinunter zur Jagst, zur Kernmühle und schließlich nach Neidenfels. Der stürmische Gegenwind macht uns echt zu schaffen, aber zum Glück finden wir in dem kleinen Dörfchen ein wind- geschütztes Plätzchen und machen ne wohlverdiente Mittagsrast. Mit neuen Kräften steigen wir einen Wiesenpfad steil hoch nach Burleswagen mit seiner Burg. Hier oben auf der Höhe hat man zwar eine fantastische Weitsich, aber jetzt sind wir den Böen richtig ausgesetzt und die wenigen Radlfahrer die wir auf den Fluwegen treffen, schieben alle ihr Radl. Spaß macht das nicht wirklich, aber zumindest am Waldrand ist es etwas geschützter auch wenn immer wieder kleine Äste von oben auf den Weg fallen, die Bäume verdächtig knarren und so forcieren wir unser Tempo hinunter zur Weidenhäuser Mühle. Zum Glück ist es am Fluss etwas ruhiger und auf dem romantischen Flußweg flussaufwärts kommen wir gut vorwärts und über die Teufelsklinge hoch kommen wir an den Auhof mit seinen Pferdekoppeln. Kaum auf der Anhöhe führt der geröllige Feldweg schon wieder hinunter zur Heldenmühle und von hier auf geteerten Flurstraßen nach Crailsheim. Den Besuch der Johanniskirche ersparen wir uns, wir sind vom heftigen Gegenwind einfach nur groggy und stürmen das erstbeste Café am Marktplatz. Schinkentoast und der starke Kaffee bringen unsere Lebensgeister schnell zurück, aber die Pause fällt leider viel zu kurz aus. Noch haben wir 12 km nach Gründelhardt und den Burg- und Kirchberg vor uns, dazu müssen wir vor Geschäftsschluss die Metzgerei in Gründelhardt erreichen, sonst ist heute Abend Schmalhans Küchenmeister. Bei Heinrich, unserem heutigen Herbergsvater, ist Selbstversorgung angesagt und in Gründelhardt selbst ist leider „der Hund begraben“. Flott geht’s auf Asphaltstraßen nach Altenmünster und dort am Friedhof und Freibad vorbei zum Wald. Nach knapp 3 km erreichen wir die Kaiserlinde, dann geht’s auf einem Erdweg hoch zum Burgberg und seinem Aussichtsturm. Die Gaststätte dort ist leider geschlossen, somit fällt der geplante Cappuccino aus und ein Fußweg bringt uns hinunter zum Wanderparkplatz und durch den Wiesengrund nach Oberspeltbach. Auf Wald-, Wiesen- und Feldwegen geht’s hinauf auf die Höhe der Nonnenkappel und dann auf einem Fußweg hinunter nach Gründelhardt. Kurz vor Geschäftsschluss erreichen wir gerade noch rechtzeitig den Dorfmetzger und kaufen uns dort 5 Paar Wiener, die restlichen Semmeln sowie mehrere Feierabendbierchen. Das heutige Nachtquartier liegt zum Glück nur wenige hundert Meter entfernt an der Hauptstraße und so erreichen wir wenig später mit dicken Waden und qualmenden Socken unser Quartier, wo uns müde Pilger „Heinrich der Töpfer“ schon herzlichst erwartet.

 

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