Tag 43, Heimreise

War das ein herrlicher Abschluss unserer „Pilgerreise“. Die mehr als 2-stündige Bootsfahrt entlang der Küste und dann übers offene Meer ans Kap Finesterre war bei der ruhigen See und dem fantastischen Wetter eine wahre Freude. Ein junger Delfin begleitete verspielt unser Boot und als der Skipper während des grandiosen Sonnenuntergangs noch „Stairway to Heaven“ von Led Zepplin abspielte, hatten alle mehr als ein Tränchen in den Augen. Rundum kitschig, aber wunderschön !!!!

welch ein herrlicher Abschluss

Nach der Bootsfahrt ging`s zum Abendessen und der Tipp unserer Hausherrin erwies sich als Volltreffer. Die Hafenkneipe war rappelvoll, überall wurde köstliches Meeresgetier serviert und eine Rentnerband feierte lautstark an unserem Nachbartisch Geburtstag. Das Essen wurde fast zur Nebensache (eine köstliche Muschelsuppe und danach ein saftig gegrillten Steinbutt), denn wir hatten einen Mordsspaß, prosteten bei jeder Runde fleißig mit und ließen den Jubilar mehr als einmal hochleben. Die Flasche Albarino war so schnell leergetrunken und nach einem letzten hochprozentigen Betthupferl lagen wir weit nach Mitternacht glücklich im Bett und schliefen wie die Engel.
Etwas verkatert und fürchterlich gerädert hieß es am nächsten Morgen: Aufstehen, noch einmal den Rucksack packen und anschließend schnell zum Frühstück. Von unserer Hausherrin Martha bekamen wir noch einen kleinen bedruckten Kieselstein als Abschiedsgeschenk und dann ging´s flott zum Busbahnhof. Gerade rechtzeitig kamen wir dort an, denn der Bus über Muxia war für spanische Verhälnisse überpünktlich und so kamen wir in Santiago auf die Minute genau an. Da noch genügend Zeit für einen Besuch der Pilgermesse blieb, machten wir uns auf den Weg zur Kathedrale und hatten diesmal Glück. Zum ersten Mal durften wir das Schwenken des Botafumerio „live“ erleben, ein beeindruckendes Erlebnis und bei so viel „Schwein“ war die Heimreise nach München mit IBERIA diesmal ein Kinderspiel und völlig problemlos.
Sechs Wochen Pilgerschaft auf dem Camino Frances, wir sind 917 Kilometer inkl. allen Alternativrouten gelaufen, haben sämtlichen Wetterkapriolen und Herausforderungen getrotzt und unser im Jahr 2015 geplantes Ziel Santiago de Compostela bzw. Finisterre nach mehr als 2800 Kilometer erreicht. Wahnsinn, aber so richtig glauben können wir das immer noch nicht.

Ein Blütenmeer

   Wer hätte uns „Herzbrüdern“ diese Leistung im Jahr 2015 beim Start in München zugetraut ?
Viele (auch unsere Ehefrauen) hatten ihre Zweifel, ob das Abenteuer mit einer Herzerkrankung überhaut zu schaffen ist. Für uns war aber immer klar: Mit einer „gscheiten“ Vorbereitung und guter Fitness, einem gesunden Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit, überlegt handeln („Hirn“ einschalten wie Heinz immer meint ) und schon ist vieles machbar.
Sicherlich war es manchmal ganz schön hart, da denke ich nur an die Berganstiege und Höhenmeter in der Schweiz oder an die extreme Hitze bis teilweise 38 Grad in Frankreich. Tagelanger Dauerregen ist auch nicht gerade angenehm, aber letztendlich haben wir immer gesund und ohne größere Blessuren unser Ziel erreicht. Und das will was heißen!!!
Der Jakobsweg hat uns allen in den letzten vier Jahren immens viel gegeben und sicherlich auch ein wenig verändert. Nicht alles ist mehr selbstverständlich, etwas mehr Gelassenheit und Demut sind bestimmt nicht verkehrt. Das Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen, der Gewinn an Selbstvertrauen und Lebenserfahrung, dazu die neu geschlossenen Freundschaften, auf das alles möchten wir nicht mehr verzichten und hat unser Leben definitiv bereichert. Auf  sämtlichen Etappen hat uns die unbeschreiblich schöne Natur begeistert. In Spanien war das vor allem die Bergwelt der Pyrenäen und Galiciens, sowie die vielen blühenden Strauch- und Heidelandschaften mit ihren duftenden Kräutern. In Frankreich die Savoyen und das raue Zentralmassiv (Aubrac), in der Schweiz die grandiose Bergwelt und das Pilgern im Allgäu war einfach nur großartig. Wunderbar war fast überall die Vielzahl an Vögeln und ihr Gezwitscher früh am Morgen, genauso wie die Vielfalt an Insekten, Bienen, Hummeln und bunten Schmetterlingen, die man so nicht mehr bei uns findet.
„Danke“ für eure vielen Kommentare, die wie immer Motivation und Ansporn waren nie aufzugeben. Diese morgendliche Lektüre wird uns richtig fehlen.
Der größte Dank gilt unseren Ehefrauen und Familien, die sich zu Hause (auch wenn sie es nie zugaben) sicherlich sorgten, aber immer auch mitfieberten und dieses Abenteuer von Anfang an tatkräftig unterstützten. Euch ein ganz dickes „Bussi“.
Abschied fällt immer schwer, aber irgendwann ist Schluss und mit dem Erreichen unseres Zieles in Santiago de Compostela bzw. Kap Finesterre sind auch die Blogberichte der „Herzbrüder, Heinz und Gerd auf dem Jakobsweg“ beendet. Ich kann nur hoffen, es hat euch in all den Jahren ein wenig Spaß gemacht unsere täglichen Berichte vom Camino zu lesen und „live“ dabei zu sein. Wenn wir dabei nur einen „Couchpotato“ begeistern und zum Laufen bringen konnten, hätten wir schon unser Ziel erreicht und wären begeistert. So, jetzt ist´s aber genug.
Wir sagen Servus, adios, au revoir, good bye und bleibt uns alle gesund,
eure Herzbrüder, Gerd & Heinz

die Herzbrüder Gerd & Heinz

 

4 Gedanken zu “Tag 43, Heimreise

  1. Habe den Beitrag in der Zeitschrift Herz Heute gelesen. Tolle Leistung? Und was soll uns das sagen: auch wenn man erkrankt ist, sich durchaus etwas zutrauen. Das gibt Mut. Liebe Grüße aus dem Emsland – auch dort gibt es Pilgerrouten.

  2. Hallo Gerd, hallo Heinz, seit 5 Tagen kein Kommentar mehr – da muß ich noch mal ‚ran! Das war jedenfalls eine ganz besondere Leistung vor der ich meinen (nicht vorhandenen) Hut ziehe! Danke für den Blog und die vielen Bilder! Bevor ihr jetzt aber abtaucht, wie wäre es mit einer neuen Herausforderung? Seit 2017, also gerade rechtzeitig fertiggestellt, könnt ihr auf dem Trans-Canada-Trail/The Great Trail für 24.000km noch jede Menge erleben und euren eifrigen Lesern mitteilen. Ein bisschen schneller müsst ihr aber dann schon sein, sonst seid ihr die nächsten 34 Jahre beschäftigt 😉
    Liebe Grüsse,
    Klaus

  3. Alle Glückwünsche der Welt für Euch lieber Gerd un d Heinz, die guten Gefühle beim Lesen der Tagesberichte bis hin zu Tränen vor Freude dafür gibts keine oder unendlich viele Worte.. beste Grüße und großen Dank für die Lebenskraft aus Euren Berichten, Ameli

  4. Liebe Herzbrüder,
    ihr habt es geschafft, und habt euer Ziel Santiago de Compostella und das Ende der Welt FINESTERRE erreicht!!! Echt cool!!!
    Wir gratulieren euch zu dieser großartigen Leistung! Es war uns eine Freude, eure täglichen Berichte zu lesen.
    Wir haben noch ca 1050 km zu pilgern, bis Santiago.
    (Das wird wohl noch ein paar Jahre dauern.)

    Wir wünschen euch alles erdenklich Gute für eure Zukunft!
    Die 3 Schwestern aus Österreich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert