Tag 37, von Rua nach Santiago de Compostela (22,5 km)

Der gestrige Spätnachmittag war herrlich und wir lagen bei strahlendem Sonnenschein faul auf den Liegestühlen im Garten und dösten bis zum Abend vor uns hin. Als dann gegen 17.30 Uhr die  zweite deutsche Pilgergruppe von „Pilgino“ eintrudelte, gab’s natürlich sofort was zu erzählen. Später trafen wir uns alle im einzigen Restaurant des Dorfes, aßen das gute Pilgermenü (gemischter Salat, Steak mit Paprikakartoffeln, Creme Karamell), tranken einen leckeren Weißwein und hatten einen sehr unterhaltsamen Abend. Gegen 22.00 Uhr war Zapfenstreich und wir verzogen uns in unser Apartment. Wir konnten leider ewig nicht einschlafen und das lag an den dämlichen Außenstrahlern, die Haus und Garten die ganze Nacht über hell beleuchteten. Der starke Kaffee und das reichhaltige Frühstücksbuffet brachten uns wieder auf Trab und kurz nach 8.00 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Santiago de Compostela. Irgendwie ist es uns schon unheimlich, wir sind jetzt knapp 750 Kilometer gelaufen und mit Santiago erreichen wir heute unser Hauptziel. So sind die ersten Kilometer auch geprägt von Wehmut und dem Erzählen vieler Begebenheiten, die uns wichtig waren.

Alle wollen nach Santiago

Nur noch 10 Kilometer

Kaum keuchen wir den ersten steilen Anstieg hoch, sind alle Sentimentalitäten vergessen und wir denken nur noch an die erste Kaffeepause. Vom Gefühl her sind heute noch mehr Pilger auf dem Weg als sonst und mit Glück finden wir in dem Dorf San Antón einen freien Platz in einer mehr als überfüllten Cafebar. Am Nebentisch sitzen Pilger aus Bayern, was wir am Dialekt unschwer erkennen und so wird gleichmal mit den Tölzern fleißig erzählt. Das Ratschen mit den Beiden macht soviel Laune, dass wir glatt die Zeit vergessen und aus der gedachten „kleinen“ wird eine „große“ Pause. Wa soll´s, wir wollten uns heute sowieso Zeit lassen und die letzte Etappe nach Santiago so richtig genießen. Es geht jetzt auf kleinen Flur– und Feldwegen durch duftende Eukalyptuswälder und bei dem herrlichen Wetter mit strahlendem Sonnenschein ist das Genuss pur. Die 1,5 Kilometer bergauf nach San Paio sind zwar nicht ohne, aber dann wird´s entlang des Flughafengeländes bis nach Labacolla flach und topfeben. Im Mittelalter hat man sich hier am Zusammenfluss von zwei Bächen nochmals gereinigt, aber da wir noch einigermaßen „frisch“ riechen, verzichten wir auf das kostenlose Bad  und pilgern gleich hoch zum Monte do Gozo (Berg der Freude), wo wir zum ersten Mal Santiago de Compostela sehen. Von hier oben haben wir einen fantastischen Blick auf die Stadt und der Kathedrale. Der Anblick bei dem heutigen tollem Wetter ist einfach nur großartig und überwältigend.

Monasterio in Santiago

Geschafft, wir sind am Ziel ?

Jetzt heißt es Endspurt und die letzten Kilometer laufen wir auf Asphaltstraßen erst an dem riesigen, kirchlichen Pilgerzentrum vorbei und dann durch die tristen Vororte Santiagos bis zur Altstadt. Ab hier wimmelt es nur so von Pilgern aus aller Herren Länder, denn in SdC treffen sich alle bekannten Jakobswege der Welt. Dazu kommen noch die vielen Tagestouristen, denn Santiago gilt nach Rom, Jerusalem und Guadalupe als weltweit viertgrößter katholischer Wallfahrtsort. Wir lassen uns einfach mit dem Pilgerstrom durch die Altstadt treiben, sehen von der Kathedrale lange Zeit gar nichts und stehen urplötzlich auf der Praza do Obradoiro und vor der Kathedrale. Unsere Freude ist riesengroß und wir fallen uns glücklich in die Arme. Geschafft !!!, wir sind in Santiago und können gar nicht glauben, was wir da geleistet haben. Viel Zeit zum Nachdenken haben wir nicht, denn schon fallen uns bekannte Pilgerfreunde um den Hals und gratulieren uns. Die Wiedersehensfreude ist riesengroß, es folgt ein Fotoshooting nach dem anderen und dabei werden gleichmal Verabredungen für den Abend beschlossen. Wenig später sitzen wir mit einem gepflegten Bierchen auf der Hotelterrasse direkt an der Praza, genießen verträumt den Blick auf die Kathedrale und sind mächtig stolz auf uns.

Am Monte do Gozo

Denkmal zu Ehren des Besuches Johannes Paul II

7 Gedanken zu “Tag 37, von Rua nach Santiago de Compostela (22,5 km)

  1. Gratulation aus Hamburg, ein sehr schöner Bericht und natürlich eine tolle Leistung. Sonia aus Santiago hatte nicht geglaubt, dass Sie das schaffen…

    Gruß
    Götz Lefeber

  2. den tapferen Pilgerbrüdern Gerd und Heinz

    der Grund, was es auch immer war
    euch ist’s von Anfang sonnenklar
    ihr machtet eu’ren Vorsatz wahr
    und seid am Ziel im 4. Jahr

    Schritt für Schritt ging es voran
    sei es bergab oder bergan
    wie’s auch im Da-Sein spielen kann

    pilgern – oder – wahres Leben
    ein Zusammenhang besteht
    dies Erkennen kann es geben
    wenn man Pilgerwege geht

    nun genug philosophiert
    ANERKENNUNG euch gebührt
    habt optimal herausgefunden
    eu’re Grenzen zu erkunden

    trotz Herzkrankheit und Diabetes
    hattet nie Zweifel: z.B. “ geht es “ ?
    gebt vielen Menschen Hoffnung mit
    Bewegung hält Geist, Körper fit

    für das “ Auslaufen “ der letzten Etappen
    wünscht euch gute Wandertage

    Hape

  3. Hallo Papa, hallo Heinz,

    heute habt ihr es endlich geschafft nach 4?!?!? Jahren seid ihr endlich in Santiago angekommen (ihr hättet ruhig mal einen Zahn zulegen können) ?. Wahnsinn, ich bin stolz auf dich, du hast es wirklich durchgezogen. ich hoffe auf den nächsten Kilometern habt ihr endlich mal Glück mit dem Wetter und könnt die Sonne Spaniens genießen☀☀☀
    Grüß mir das Meer, wenn ihr angekommen seid 🙂
    Einer muss ja die Stellung halten und die Zukunft sichern – in diesem Fall ich ??‍⚕ Kann ja nicht jeder nur chillen ?

    Freu mich auf daheim ?? und deine Erzählungen!

    Haben dich lieb!
    Jana und Gabi

  4. Ihr lieben Pilgerbrüder.
    Heinz und Gerd
    …….der Weg ist das Ziel..
    und heute habt ihr nach 750 km , euer Hauptziel
    Santiago de Compostella erreicht.
    Ich gratuliere euch von ganzem Herzen und freue mich so, daß ihr gut und gesund bei strahlendem Sonnenschein angekommen seid. Super. Tolle Leistung.
    Was ist das für ein Gefühl?
    Liebe Grüße
    eure Elli

  5. Lieber Heinz, lieber Gerd,
    Herzlichen Glückwunsch ! Jetzt scheint Euch auch noch die Sonne !
    Genießt es in vollen Zügen!
    Toll, Euer Projekt, Euer Plan, Eure Umsetzung, Euer Durchhaltevermögen,
    Eure Freude daran, Eure Kameradschaft und Aufgeschlossenheit für alles am Wegesrand.
    Wir sind schon sehr gespannt auf Eure Berichte!
    Herzlichst Steffi und Tobi

    Lieber Heinz,
    Herzlichen Glückwunsch zum abermaligen Doppel-Großvater!
    Was für ein Glück!
    Da hätte der Bua ja wahrlich Jakob heißen können und das Mädel Stella ;-))

    Ganz Liebe Grüße
    Von uns nochmals

  6. Herzlichen Glückwunsch Ihr beiden – Hauptziel erreicht (und das bei Sonnenschein). Ihr könnt stolz auf das Geleistete sein und ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut.
    Gruß aus Bamberg! Peter

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