Die gestrige Fernfahrerkneipe inkl. Unterkunft war (hier schlief auch schon lt. unserer Wirtin Hape Kerkeling) ein richtiger Glückstreffer. Sie lag zwar mitten in der Walachei und unmittelbar an der vielbefahrenen Nationalstraße, aber nach dem anstrengenden gestrigen Tag war uns eh nicht nach großen Unternehmungen. Hauswirtin Selma hatte das Herz am richtigen Fleck, war super hilfsbereit und versprach für ein Abend groß aufzukochen. So saßen wir ausgehungert mit weiteren Pilgern gegen 19.30 Uhr im Hinterzimmer der Kneipe und warteten gespannt auf`s Pilgermenü. Selma hatte nicht zu viel versprochen, denn der Salat mit Thunfisch und Ei war knackig und frisch, der Seehecht mit Gemüse dann lecker und die Galicische Nusstorte zum Nachtisch köstlich. Noch besser waren dann die folgenden Stunden mit Luigi und seiner Frau, sowie zwei schottischen Ehepaaren. Wir ratschten über Fußball, Wein, Gott und die Welt und es wurde gelästert, gelacht und die Stimmung war einfach nur Bombe. Das lag aber auch an den Unmengen von Pacharan, spanischem Brandy und ….. Während Italien und Schottland Richtung tiefes Besäufnis abdrifteten, gingen wir artig und „verantwortungsbewusst“ gegen Mitternacht in die Heia und schliefen wie die Engel.
Irgendwie hatten wir was die Frühstückszeiten betrifft, anscheinend gestern was missverstanden. Um 7.15 Uhr war keine Menschenseele in der Kneipe bzw. in der Küche und alles war abgesperrt. Warten kam für uns nicht in Frage, also liefen wir ohne Frühstück (schwerer Fehler!) los Richtung Arzúa. So schön der Weg am frühen Morgen auch durch den nebelverhangenen Eukalyptuswald ist, mit leerem Bauch und ohne Kaffee zu pilgern ist nicht der Hit. Erst geht’s noch bergab ins Dörchen Rio, aber dann führt der Weg langsam aber immer steiler bergauf nach Ribadiso, Arzúa und dort aber sofort in die erstbeste Frühstücksbar. Die Spiegeleier mit Bacon sind ein Segen und der starke Kaffee macht uns endlich munter. Waren wir die ersten Kilometer noch fast alleine auf dem Jakobsweg, so setzt jetzt doch so langsam die große Völkerwanderung ein. Ganze Schulklassen ziehen singend mit Y.M.C.A. an uns vorbei und auch wir reihen uns wieder im Pilgerstrom ein. Unsere 2. Pause hatten wir bei Heidi geplant, einer deutschen Pilgerfreundin mit netter kleiner Herberge in Tabernavella. Leider öffnet sie erst ab 15.00 Uhr ihre Türen (steht auch im Führer wenn man richtig lesen würde?) und so sind’s nochmal 2,5 Kilometer bis Calle und dem nächsten Cafe con leche. Obwohl wir heute bestes Wanderwetter haben, kommen wir nicht vom Fleck und machen kaum Meter.
Die Beine sind mega schwer, die Füße tun weh und wir büßen höchstwahrscheinlich den gestrigen langen Abend. Aber wer feiert, kann auch laufen und so hangeln wir uns von Dorfbar zu Dorfbar. Hier eine Cola, dort einen Espresso und so geht´s zwar langsam aber stetig Richtung Zielort. Der Jakobsweg verläuft auch heute immer in der Nähe der Nationalstraße, aber die kleinen Asphaltstraßen durch die Bauerndörfer und die Feld-/Waldwege sind schön und relativ ruhig. Von der Anhöhe Empalme sehen wir im Tal unseren heutigen Zielort „O Pino“ bei Rúa und sind mehr als heilfroh. Keinen Kilometer hätten wir heute weiterlaufen wollen !!! Die Herberge liegt zwar etwas abseits, aber das Hostal mit Pool und superschönen Garten entschädigt den kleinen Umweg. An der Rezeption gibt’s ein fröhliches Wiedersehen mit der Pilgergruppe aus Norddeutschland und so lassen wir alle die Etappe gemütlich bei einem kühlen Estrella (galicisches Bier) ausklingen.
Hallo Herzbrüder!
Für die Höhepunkte der Reise wünsche ich alles Gute, angenehmes Wetter und richtig gute Laune. Vielleicht hat auch Petrus noch ein Einsehen.
Herzliche Grüße IWF