Die Zimmer der kleinen Dorfbäckerei waren modern und zweckmäßig eingerichtet. Nach einem kurzen Vorabendschläfchen machten wir Vega de Valcarce unsicher, das aber nicht gerade viel zu bieten hatte. Also ging´s auf einen kleinen Aperitiv in die Bar und pünktlich um 19.30 Uhr saßen wir am Tisch der Bäckersleute zum Abendessen. Die Kochkünste von Luisa waren bestens, es gab eine deftige Gemüse-Linsensuppe, dann Rindsgulasch mit süßen Ziwebeln und eine Blätterteigtorte mit Vanillecreme und Früchten als Dessert. Unsere Hausherrin verstand ihr Handwerk und das frische, rösche Brot war einfach klasse. Als Betthupferl nahmen wir die angebrochene Flasche Rotwein gleich mit aufs Zimmer und mit der Einschlafhilfe dauerte es nicht lange, bis wir tief und fest schliefen.
Das Frühstück im winzigen Cafe der Bäckerei – Spiegeleier mit Speck, Käse, Schinken, selbstgemachte Marmeladen und guten Kaffees – war so gut, dass wir gar nicht mehr aufstehen wollten. Aber heute geht´s hoch ins Dörfchen „O Cebreiro“ und die Etappe gilt mit ihren 800 Höhenmetern als eine der schwierigsten auf dem Camino. Nach einer herzlichen Verabschiedung unserer Hausherrin machten wir uns auf den Weg nach Ruitelán. Die ersten Kilometer sind noch relativ harmlos, wir laufen nur leicht bergauf durch ein liebliches, sattgrünes Tal mit Rinderweiden, mächtigen Walnussbäumen und kleinem Bachlauf bis zum Dörfchen Herrerias. Der plötzliche Taxiverkehr ab dem Dorf macht uns doch stutzig (viele Pilger drücken sich nämlich vor dem steilen Anstieg und fahren lieber bequem mit dem Taxi hoch zum Gipfel) und wir ahnen, was da noch an Höhenmetern auf uns zukommt.
Taxi fahren ist für uns keine Option und so marschieren wir langsam aber stetig hoch in das Bergdorf La Faba. Es wird richtig steil auf den Wald- und Wiesenwegen, aber mit einigen kleinen Pausen erreichen wir ohne Probleme das Bergdorf. Zur Begrüßung kräht ein stolzer Hahn gleich zweimal auf seinem Misthaufen und die massigen Fleischkühe auf der Bergweide am Ortseingang glotzen uns freundlich nach. Das Wetter macht uns Sorgen, aber noch regnet es nicht und so marschieren wir gleich weiter bergauf zum nächsten Dorf Laguna de Castilla. Die Bergpfade sind relativ gut zu gehen und die Aussicht ist trotz der kommenden Regen-und Kältefront noch gut. An den Berghängen wachsen gelbblühender Ginster, Latschen und Büsche, auf den Weiden grasen Rinder und Pferde und so gibt´s beim Aufstieg immer was zu sehen. Die mit Schieder gedeckten, grauen Steinhäuser von Laguna sehen wir schon von weitem und da dort die erste Rast geplant ist, legen wir einen Schritt zu. Die kleine Cafebar hier oben ist überfüllt von Pilgern, jeder trinkt heißen Kaffee oder Tee und wärmt sich auf. Der starke Kaffee weckt sofort unsere Lebensgeister und das dick belegte Bocadillo mit Schinken/Tomate sowie die Cola gibt neue Kräfte und Energie. Die haben wir auch dringend nötig, denn mittlerweile regnet es Bindfäden. Bei dem Sauwetter bleibt man zu Hause, nicht einmal einen Hund schickt man vor die Tür, aber wir müssen hoch nach O Cebreiro. Neben dem Regen und den dunklen Wolken kriecht Nebel die Berge hoch und die nächsten Kilometer auf dem schmalen Bergpfad (mei hätten wir bei gutem Wetter eine tolle Aussicht) sind nicht ohne. Der Pfad wird schmierig und glitschig und erst auf dem Bergkamm wird´s besser. Hier oben steht auch der Grenzstein und wir sind ab sofort in der Provinz Galicien. Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Zielort und unserer Herberge. Das Zimmer ist ok, aber eiskalt. Statt dem obligatorischen Bierchen gibt´s heute erstmal eine heiße Dusche, dann einen große Tasse Tee mit einem ordentlichen Schuß Rum und während Deutschland bei 30 Grad schwitzt, sitzen wir hier bei 10 Grad Kälte und Dauerregen in Spanien und frieren uns den Hintern ab. Irgendwie ungerecht, oder ???
Lasst Euch von dem Sch….wetter nicht die Laune verderben! Viel Spass noch auf dem Weg nach S.d.C., werde jetzt wieder aufmerksam Euren Weg mit verfolgen. Grüße aus Bamberch! Peter
Hallo Gerd und Heinz, und wir daheim haben die große Hitze. Ich wünsche euch trotz des miesen Wetters noch eine gute Zeit auf dem Camino. Bei einem guten Glas Rotwein gestern im Hotel hab ich an Euch gedacht.
Viele Grüße, Rainer