Obwohl im Mühlbach große und fette Forellen schwammen, gab’s am gestrigen Abend mal wieder Fleisch. Mercedes kochte eine herzhafte Zucchinisuppe, feine Kalbsschnitzelchen mit Käse-Kartoffelkroketten + Salat und als Nachtisch eine leckere Creme Caramel. Zum Essen gab´s erst einen leckeren Rotwein, später noch Zitronenschnaps und während unsere Hausherrin zu Bett ging hatten wir mit Sam und Julie aus Kalifornien bzw. Ägypten, Paul aus New York sowie Frederic aus Frankreich einen super Abend. Wir verstanden uns alle auf Anhieb richtig gut und so wurde der Abend lang und lustig. Zur Geisterstunde war auch die letzte Flasche ausgetrunken und wir gingen alle todmüde ins Bett.
Herrlicher Kaffeeduft und der würzige Geruch von Speck und Eier weckte uns am frühen Morgen. Auf dem Frühstückstisch stand zu unserer Freude noch ein frisch gebackener Apfelkuchen und wir langten richtig zu. Mercedes ist das Ideal einer Pilgermutter und wir wären so gerne länger geblieben, aber es standen heute noch 24 Kilometer auf dem Programm und so brachen wir kurz nach 8.30 Uhr Richtung Astorga auf. Das Thermometer heute früh zeigt gerade mal 8 Grad, aber zum Glück ist es sonnig und es könnte zur Abwechslung mal nicht regen. Bis Hospital de Órbigo ist der Camino nicht gerade berauschend, die Schotterpiste führt immer entlang der Eisenbahn- bzw. Hauptstraßentrasse, überquert die Autobahn und erst kurz vor Hospital de Órbigo wird es landschaftlich schöner. In dem Dorf wimmelt es nur so von Menschen und wie wir erfahren, finden an diesem Wochenende die in Spanien sehr bekannten Ritter- und Reiterspiele mit bis zu 20000 Besuchern statt.
Unmittelbar an der beeindruckenden Römerbrücke mit ihren 19 Bögen über den Fluss Órbigo finden die Spiele statt und man kann von der Brücke aus erahnen, dass hier heute Mittag „der Bär steppt“. Farbenprächtige Ritterzelte mit kleine Pferdekoppeln sind schon aufgebaut und in der Hauptstraße bauen Händler ihre Markt- und Freßstände auf. Wir schauen und staunen über soviel „Rittertum“ und nach einem kitzekleinen Becher Met gehts gestärkt auf die zwar längere, aber weitaus schönere Nebenstrecke nach Astorga. Wir laufen zwischen Feldern und Weiden nach Santibáñez de Valdeiglesias, wo wir in der kleinen Dorfbar uns einen Café Cordado mit einem Schinkensandwich gönnen. Hier treffen wir mal wieder Sam und Julie. Sam hat leider dicke Blasen und so helfen wir erstmal großzügig mit Blasenpflastern aus, bevor wir noch einen Kaffee bestellen und ein wenig mit den Beiden ratschen. Hinter dem Dorf geht´s dann auf Lehm-Schotterstraßen immerzu bergauf und bergab durch eine wunderschöne, karge Buschlandschaft mit kleinen Pinienwäldern. Die nächsten 5 Kilometer laufen sich richtig gut, bis plötzlich im Niemandsland dieser Hochebene die kleine Hippiebar von Rafael auftaucht.
Rafael hat sich hier sein „Paradies“ geschaffen und bietet Früchte und Getränke für „lau“ an, erwartet aber dafür schon indirekt eine kleine Spende. Die Wassermelone schmeckt richtig gut und nach einem kleinen Obolus geht’s auf die letzten Kilometer. An der Wegkreuzung Santo Toribio haben wir eine fantastische Rundumsicht und bei dem heutigen Superwetter sieht man sogar die schneebedeckten Berge im Norden und Westen, sowie Astorga mit der herrlichen Kathedrale. Wir lassen es ruhig angehen, genießen dieses tolle Panorama und nach ein paar Fotos laufen wir dann nach Astorga. Unsere heutige Herberge liegt direkt an der Kathedrale, auf der Plaza davor spielen Musikanten und es herrscht eine Mordsstimmung. Wir finden schnell ein nettes Plätzchen in einem Café, bestellen ein Bierchen und schauen dem bunten Treiben mit Freude zu. Also Astorga gefällt uns jetzt schon:).