Santi entführte uns gestern in die Vororte von Leon, wo wir spanische Folklore und Musik hautnah erlebten. Die Combo spielte furios und mit Herzblut, die Stimmung war grandios, so dass wir am liebsten den ganzen Abend geblieben wären. Aber da unser Freund noch einen Tisch gegen 22.30 Uhr in der Cevezeria reserviert hatte, brachen wir schweren Herzens auf. Zum Abschied spielte die Band nur für uns „Adios muchachos“ und das war Gänsehaut pur?!!!
Die Cevezeria mit eigener Brauerei lag im „feuchten Viertel“ Leons und wir mussten nach dem 2. Gläschen neidlos feststellen: Auch die Spanier können Bier brauen!!! Es wurde ein toller Abend mit viel Bier und noch mehr leckeren Tapas. Gegen Mitternacht machten wir uns aber auf den Heimweg und nach einer dicken Verabschiedung von Santi und seiner Frau Carmen lagen wir wenig später in den Betten und schliefen wie die Murmeltiere. Das fürchterliche Erwachen kam dann heute morgen. Nach der Wechseldusche brummte uns der Kopf leider immer noch und auch der starke Kaffee brachte da nicht viel Besserung. Lag sicherlich an einem der Tapas, denn die gestrigen Bierchen schmeckten alle ausgezeichnet:). Nach dem Ruhetag hat uns heute der Pilgeralltag wieder und so ging´s nach einem ausgezeichneten Frühstück und dem Lesen des Wetterberichts wieder auf den Camino. Mit dem Bus fahren wir wie geplant und vom Führer empfohlen bis an die Stadtgrenze, den die ersten 4 Kilometer Wegstrecke durch triste Industriegebiete vorbei an unzähligen Auto- und Möbelhäuser sind nicht gerade prickelnd.
In La Virgin del Camino beginnt somit unsere heutige Etappe und wir nehmen die empfohlene, aber längere Route über Fresno del Camino (der Hauptweg führt nur kilometerlang an der öden Nationalstraße entlang). Auf einsamen, schönen Pisten geht’s durch die kastilischen Felder und wir erreichen schon nach kurzer Zeit Oncina de La Valdoncia. Unterwegs treffen wir erst den „Eisenbahner“ Xaver aus Ingolstadt, später dann Silly und Rose, die sich uns anschließen. Wir sind ein lustiger, bunter Haufen und so gibt´s viel zu erzählen und bis Villar de Mazarife wird fleißig geratscht. Seit Saint-Jean-Pied-de-Port haben wir alle Einiges auf dem Camino erlebt und so wird´s beim Erzählen auf den staubigen Schotterwegen nicht wirklich langweilig.
Die Landschaft hinter Leon hat sich enorm verändert, man sieht jetzt vorwiegend Acker-, Mais- und Sonnenblumenfelder, ab und an auch Weiden mit Rinderhaltung. In Villar de Mazarife kehren wir bei „Tio Pepe“ ein, eine nette kleine Herberge mit köstlichen Bocadillos und ganz brauchbaren Kaffee. Die Mittagspause dauert zwar mal wieder länger wie geplant, aber da nur noch 10 Kilometer zu marschieren sind, sollte das kein Problem sein. Leider sind die nächsten 7 Kilometer auf einer wenig befahrenen Asphaltstraße bis La Milla del Páramo echt ermüdend. Es geht immer nur geradeaus und es läuft sich einfach zäh. Der angekündigte Regen blieb zum Glück aus, aber dafür bilden sich immer mehr Gewitterzellen und es wird drückend schwül. Nach einer kurzen Trinkpause in La Milla geht’s auf einer Schotterpisten entlang eines kleinen Baches bis nach Villavante, dem heutigen Zielort. Unsere Herberge „Casa Molino“ liegt noch ca. 500 Meter außerhalb des Ortes, aber die kleine und toll restaurierte Mühle macht das mehr als wett. Hausherrin Mercedes erwartet uns schon und schenkt zur Begrüßung erstmal ein eiskaltes San Miguel ein, während wir relaxen und die Forellen im Mühlbach zählen (Abendessen???). Mercedes will auch gleich noch unsere Wäsche waschen, was doch stutzig macht. Hoffentlich „duften“ wir nicht schon wie kleine Iltisse, denn Wäsche waschen hat uns noch keiner freiwillig angeboten. Aber egal, uns soll’s recht sein.
Jetzt habt ihr ja schon einen guten Teil geschafft! Auch für den Rest des Weges wünscht euch euer Part-time-Pilger Klaus Buen Camino! Sind die Kühe auf der Weide auch ein Zeichen, dass es zum Wein auch Käse gibt? Von Pamplona nach Burgos und danach auch durch die Meseta gab es doch weder Ziegen, noch Kühe.
Ihr lieben Pilgerbrüder,
Heinz und Gerd
Schön, dass ihr Leon so wunderbar erleben konntet
und ihr die Hälfte eurer letzten Pilgeretappe schon geschafft habt.!!!
Super. Bewundernswerte Leistung.!!
Noch dazu können wir durch Gerd´s humorvollen Berichten und Heinz schöner Bilder euren Weg etwas miterleben.
Wünsche euch weiterhin alles, alles Gute, viel Gesundheit, Motivation, Freude und schöenes
Wetter mit angenehmeren Temperaturen.
Drück und umarm euch in Gedanken
Eure Elli