Das gestrige Doppelzimmer im Hotel Yerri war modern und zweckmäßig eingerichtet, zudem war Hausdame Eva ein wahrer Schatz. Ruckzuck hatte sie nicht nur unsere Pilgerkluft gewaschen, sondern auch gleich mal den einen oder anderen Tipp für den geplanten Stadtbummel. Obwohl wir von der Etappe noch etwas groggy waren, wollten wir zumindest die berühmte Kirche „San Pedro de La Rua“ sowie den Palast der Könige besichtigen und so fuhren wir kurzerhand mit dem Taxi in die Altstadt. Die Kirche wie auch der Palast sind wundervolle romanische Bauten, vor allem aber das Portal und der Kreuzgang von San Pedro sind grandios. Der anschließende Spaziergang durch die Altstadt machte uns nicht nur müde, sondern auch extrem hungrig. Zum Glück war Angelika mal pünktlich und so saßen wir gegen 20.00 Uhr im Restaurant Arrasador und lasen mit Begeisterung die Speisekarte. Salat mit Seespinne, Ibericoschinken mit weißen Bohnen, Lachs mit Pimentes bzw. Kotelett mit geschmortem Apfel, alles war hervorragend lecker gekocht und der feine Rote aus Navarra sorgte für einen langen und geselligen Abend.
Unausgeschlafen und gerädert saßen wir am Frühstückstisch und mussten feststellen, dass die Nacht mal wieder viel zu kurz war. Der doppelte Café corto (=Espresso) half da auch nicht viel und das Gepappel der hessischen Lehrerin am Nebentisch vertrieb uns gegen 8.15 Uhr aus Hotel und Stadt. Die ersten Kilometer hoch nach Ayegui waren nicht gerade eine Meisterleistung. Es lief sich zäh, alles tat irgendwie weh und nicht einmal die öffentliche Weinquelle der Bodega Irache konnte uns begeistern (hier darf im übrigen jeder Pilger kostenlos am Weinbrunnen trinken und die Bodega pflegt somit eine uralte Tradition der Benediktiner).
Der Schotterweg Richtung Villamayor führt die nächsten Kilometer erstmal durch einen kleine Eichenwald, dann aber durch landwirtschaftlich geprägte Fluren bergauf bis nach Azqueta. Aprikosenplantagen, Soja und Artischockenfelder, finden sich entlang des Weges, dazu immer mehr Rebfelder. Wir laufen durch das Weinbaugebiet Navarra, das unmittelbar in das Weinbaugebiet Rioja übergeht und das Wandern bergauf und bergab geht ganz schön in die Waden. Hinter Azqueta führt der Weg steil hoch nach Villamayor und als wir oben am Maurenbrunnen stehen, sind wir ganz schön aus der Puste. Die super Aussicht auf die Sierra de Andia und den Berg Monjardin entschädigt für alles und zur Belohnung gönnen wir uns in der Bar Izeka ein herzhaftes Rührei mit Speck, Café con leche und ne Cola. Das 2. Frühstück schmeckt ausgezeichnet und nach dem „kleinen“ Snack gibt´s noch einen Pilgerstempel in der Dorfkirche. Alles bestens! Die folgenden nächsten Kilometer bis zum Arrojo sind dann landschaftlich einfach großartig. Auf Feld- und Schotterwegen wandern wir an Magerwiesen, Getreide- und Weinfeldern vorbei, dabei ist die Landschaft immer wieder mit markanten Felshügeln unterbrochen, wo blühende Blumen und Kräutern wachsen und herrlich duften.
Seit Villamayor hat unsere kleine Pilgergruppe Zuwachs. Ein junger Schäferhund weicht uns nicht von der Seite, läuft kilometerweit mit und ist höchstwahrscheinlich ausgebüxt. Zum Glück stoßen wir mitten in der Pampa auf einen kleinen Imbiss und der Besitzer ist so nett und kümmert sich um den Hund, der auch wenig später von seinem Herrchen abgeholt wird. Anscheinend ist der „Streuner“ bestens bekannt und nachdem alles seine Ordnung hat, schmeckt der frisch gepresste Orangensaft gleich doppelt gut. Die letzten Kilometer ziehen sich mal wieder, aber gegen 15.30 Uhr laufen wir in Los Arcos ein. Eine Bar ist schnell gefunden, gilt es doch Thomas zu verabschieden. Heute ist sein letzter Tag auf dem Camino und so lautet der Trinkspruch des letzten Bierchens: Buen Camino Thomas und gute Heimreise, du wirst uns fehlen?.
Schöne Grüße aus der Heimat
Dieter Hümmer
Lieber Gerd, lieber Heinz,
wir haben erst heute, nach Kreta, eure sieben Tage mit durcherlebt. Euer konsequentes Durchhaltevermoegen beeindruckt uns sehr. Dass ihr an den Gewuerz- und Heilkraeutern einfach so vorbei laufen koennt, bringt mich um den Verstand. Wir wuenschen euch bestes Wanderwetter, vor allem aber Kraft und Gesundheit bis zur letzten Etappe.
Eure Fans Ruediger & Conny