Tag 2, von Orisson nach Roncesvalles (18,5 km, 800 Höhenmeter)

Die gestrige Kurzetappe mit ca. 680 Höhenmetern hoch zur Refuge Orisson war zum Warmlaufen gerade richtig. Bei dem Sauwetter waren wir doch froh gegen 13.30 Uhr in der warmen Stube der Herberge zu sitzen, eine warme Suppe zu Löffeln und dabei die ersten Bekanntschaften mit anderen Pilgern zu machen. Nach Zuteilung der Betten besichtigten wir unseren Schlafsaal im unterkellerten Bereich der Terrasse. Der feuchte, unbeheizte Raum mit 10 Stockbetten, einer winzigen Toilette und einer Dusche war nicht gerade der Brüller, noch schlimmer war aber die Kälte und so verbrachten wir bei dem Mistwetter draußen die Zeit bis zum Abendessen dick eingemummelt in unseren Schlafsäcken.

Aufmarsch im Morgengrauen

Es zieht sich ?

Super pünktlich saßen wir um 18.30 (früher machen die nicht auf) mit ca. 45 weiteren Pilgern in der warmen Gaststube der Herberge und langten bei Gemüsesuppe, gegrillten Hähnchenkeulen mit Erbsen-Kartoffelstampf und dem Milchreis zum Nachtisch richtig zu. Wir hatten einen Mordshunger, das Essen schmeckte und der rote Hauswein schmeckte nach jedem Gläschen immer besser. Jeder Pilger musste sich kurz vorrstellen und so war das anschließende Ratschen mit den vielen Pilgern aus aller Welt großartig. Es gab eine Menge an Gesprächsstoff, aber leider war schon gegen 21.00 Uhr Zapfenstreich und so lagen wir wenig später mit weiteren 8 Australierinnen in dem kalten, klammen Schlafsaal?.
Die Nacht war eine mittlere Katastrophe. Die Mädels hatten anscheinend alle eine schwache Blase, liefen jede 5 Minuten aufs Klo und schnarchten wie Waldarbeiter im Ural. Bei dem Lärm war an Schlaf nicht wirklich zu denken und so packten wir in aller Herrgottsfrühe unseren Rucksack und gingen zum Frühstück.

Hoch zum Col Lepoder

Kaffeebud

Etwas müde und gerädert saßen wir am Frühstückstisch, tunkten in aller Seelenruhe Altbaguette in den faden Kaffee und beobachten die hektische Aufbruchstimmung bei vielen Pilgern. Keine Ahnung warum es viele so eilig hatten, wir frühstückten in aller Ruhe und machten uns dann kurz vor halb 9 auf den Weg hoch zum Col de Lepoder. Gleich hinter der Herberge geht’s auf einer asphaltierten Flurstraße die nächsten 4,5 Kilometer vorbei an saftigen Almweiden mit Kühen und Pferden immer nur bergauf. Petrus hat zumindest für den Vormittag keinen Regen gemeldet, ab und an scheint sogar die Sonne und so können wir die ganze Schönheit der Pyrenäen bewundern. Gelb blühender Ginster, alte Buchenwälder, Wildblumenwiesen, einfach eine tolle und wunderschöne Landschaft. Direkt am Wegesrand entdecken wir einen kapitalen, aber leider toten Dachs und auch schon die ersten kreisenden Geiern. Na dann, prost Mahlzeit.

ihr schmeckts ?

Nebelsuppe

Je höher wir uns schrauben, desto kälter wird es. Mittlerweile regnet es wieder und urplötzlich taucht aus dem Nebel ein kleiner Imbissstand auf, der heißen Kaffee, Sandwiches, Eier, Obst und Kaltgetränke anbietet. Super !!!! der Kaffee ist stark, schmeckt und weckt neue Lebensgeister. Wenig später erreichen wir auf 1340 Meter Höhe den Rolandsbrunnen, füllen unsere Wasserflaschen auf und sind bald darauf auf spanischen Boden. Statt auf Asphalt laufen wir jetzt auf morastigen Waldwegen durch einen alten Buchenwald und die letzten Höhenmeter hoch zum Pass Lepoder sind kein großes Problem. Auf solchen Etappen merkt man unsere gute Vorbereitung und so ist uns auch vorm Abstieg nicht bange. Wir wählen die sichere, aber längere Route über den Ibanetapass und so geht es die nächsten Kilometer stetig aber nicht steil bergab. Von weitem sieht man schon die mächtige Abtei von Roncesvalles und so laufen sich die letzten Kilometer wie von selbst. Die öffentliche Pilgerherberge im Kloster mit fast 200 Betten in 3 Schlafsälen ist bei dem gestrigen Fiasko nicht unser Ding und so geht’s in ein nettes kleines Hotel gleich nebenan, wo wir die Etappe bei einem frisch gezapften Bierchen ganz entspannt ausklingen lassen.

Borderline und Rolandbrunnen

Roncesvalles

Ein Prachtkerl von Dachs

beste Aussicht

Abstieg zum Kloster

3 Gedanken zu “Tag 2, von Orisson nach Roncesvalles (18,5 km, 800 Höhenmeter)

  1. Ich habe gerade 3 Mädels, die überlegen in Orisson zu übernachten, den Bericht als Link geschickt.

  2. Montag geht’s bei uns los. Köln-Figeac. Und das beim Bahnstreik in France! Mal seh’n, ob wir euer Chaos überbieten können!

  3. Die Herberge von Roncesvalles hat ganz neue Schlafsääle (2016). Jeder Pilger, bzw. zu zweit hat man – zwar in einem großen Schlafsaal – einen schönen privaten Bereich. Wir waren unterm Dach. Beste Etage! Keine Stockbetten! Punkt 6 Uhr Wecken mit Gitarren-Live-Musik! Buen Camino! Rudi (und Bille)

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