Tag 34, von Navarrenx nach Aroue (19 km, 240 HM⬆)

Navarrenx war ein einziger Backofen und somit planten wir bei den mittlerweile herrschten 39 Grad !!! definitiv keine großen Aktivitäten mehr. Nach einem kleinen Mittagssnack verkrochen wir uns fast den ganzen Nachmittag in der  Ferienwohnung von Jean-Pierre und hielten eine ausgedehnte Siesta bis 17.30 Uhr. Danach besuchten wir das Pilgergebet in die spätgotischen Kirche Saint-Germain. Hier warteten schon an die 20 bekannte Pilger und die Wiedersehensfreude war groß. Paul aus Belgien, Philipp und Joel mit ihren Frauen, und… und… Nach dem Gebet bekam erst jeder Pilger seinen persönlichen Segensgruß, dann ging´s zum geselligen aber leider viel zu kurzen Umtrunk ins Pfarrhaus und später zum Abendessen ins Restaurant „Le Commerce“. Den Tipp hatten wir von Jean-Pierre und das Essen (Lachstatar mit Salat bzw. der Lammrücken mit Rosmarin) war wirklich super. Der leckere Rose war schön kalt und wir freuten uns auf einen entspannten und ruhigen Abend. Aber Pustekuchen !!! Eine deutsche Pilgerin kam völligst aufgelöst an unseren Tisch und bat um Hilfe. Ihr 76-jähriger Ehemann, der vor kurzem eine Nierentransplantation hatte, läge krank im Bett und Sie kommt mit ihren dürftigen Französischkenntnissen einfach nicht weiter. Bei der Krankengeschichte galt es schnell zu handeln, auch wenn wir im ersten Moment auf Hitzschlag und Erschöpfung tippten, riefen wir die Ambulanz und er kam sofort ins Krankenhaus. Hubertus gute Französischkenntnisse waren hier ein Segen, denn so klappte die Verständigung bestens und nachdem auch noch ein luxemburgischer Pilger mit ins Krankenhaus fuhr, war alles gut organisiert.
Nach der ganzen Aufregung brauchten wir erstmal ein, nein besser zwei Bierchen und kurz vor Mitternacht lagen wir in den Federn. Trotz Ventilatoren und offenen Fenstern war an Schlaf wenig zu denken. Unsere Brutkästen lagen unter´m Dach und vollkommen gerädert standen wir schon in aller Herrgottsfrüh um 4.00 Uhr auf. Schuld an dieser unchristlichen Zeit hatte eindeutig Gerd, der den heutigen Sonnenaufgang glatt mal eine Stunde früher ankündigte bzw. wir aber auch nicht in der brütenden Hitze am Nachmittag laufen wollten. Nach dem Frühstück liefen wir also bei vollkommener Dunkelheit los und wir hatten einfach „Schwein“, dass der Camino auf den ersten Kilometer ausschließlich auf geteerten Flurstraßen verlief.
Als Entschädigung gab´s einen herrlichen, kitschigen Sonnenaufgang und das Laufen in den frühen Morgenstunden hat einfach was. Das „Leben“ erwacht, die Vögel fangen an zu zwitschern und das Wandern auf dem Waldweg nach Castelnau-Camblong und entlang des Baches Lanebielle ist einfach nur großartig.

Nächtlicher Umzug

Sonnenaufgang

Wir kommen richtig flott vorwärts, überqueren die Bäche Harcellane und Gassou de Dou Boué und wandern am Waldrand Richtung dem Weiler Lacorne. Der Anstieg hoch ins Dorf ist steil, der Weg ausgewaschen und etwas außer Puste fallen wir ins Café ein. Die Rechnung haben wir aber ohne den Wirt gemacht! Die Bude ist zu und die Pause fällt somit leider aus. Hinter dem Weiler Cherbeys finden wir einen richtig guten Picknickplatz und lassen uns das 2. Frühstück schmecken. Schinkenbaguette und das hartgekochte Ei sind schnell verputzt und nach einer halben Stunde geht’s weiter Richtung Charre, wo wir den Fluss Saison überqueren.
Ab jetzt wandern wir offiziell im Baskenland, die Straßenschilder sind zum Teil zweisprachig und wir hoffen auf baskischen Spezialitäten (Schweinebraten und mehr…) bei der Pilgerhalbpension, denn von Entenconfit haben wir die Nase voll. Entlang von Viehweiden wandern wir bergauf und bergab, kommen aber immer wieder an kleine Schweinemastbetriebe vorbei und deren Ammoniakgeruch ist nicht ohne. Die letzten Kilometer auf einer wenig befahrenen Teerstraße bis nach Aroue laufen sich wie „Schmitz Katze“ und schon gegen 10.00 Uhr erreichen wir unsere Gite „à La Ferme Bohoteguta“. In der Herberge wird noch fleißig geputzt und so sitzen wir gemütlich auf der Terasse bei einer heißen Tasse Kaffee (Dank an die super nette Putzfrau) und warten auf unsere Hausherrin Simone.

Ziel in Sicht

Gite „La Ferme Bohoteguia“

5 Gedanken zu “Tag 34, von Navarrenx nach Aroue (19 km, 240 HM⬆)

  1. Hallo Gerd, sorry dass ich erst so spät schreibe, dein Blog ist wie immer super interessant und lustig. Bewundere dich und deine ‚Brüder‘ für eure Märsche bei der Hitze! Hoffe, es kühlt ab und dass du wieder etwas zunimmst im Vgl zu deinem Video das du mir auf whats App geschickt hast.
    LG Bernhard

  2. Hallo liebe Herzbrüder!
    Ich bin eine euch unbekannte aber sehr begeisterte Leserin eures Blogs und Verfolgerin eurer Pilgerreise seit ca. Tag 20. Ich habe Uschi auf der Marokko-Reise kennengelernt und sie hat uns viel über eure Unternehmung erzählt. Ich finde es supertoll, wie ihr das macht – besonders bei der irren Hitze, die mir (67) sogar hier zu schaffen macht. An Überraschungen ist die Reise ja nicht arm, sowohl was die „Kulinarik “ als auch die Herbergen und deren Hausherren und -damen betrifft und selbst die Wege sind nicht immer nur „steinig“! Ich wünsche euch von Herzen noch einen guten Endspurt in dieser Etappe und eine ebensolche Heimreise!
    Buen camino,
    Renée aus Heroldsberg bei Nürnberg

  3. Es scheint, die Abwechslung kommt nicht zu kurz. Danke für die lebhaften Beschreibungen.
    Für die restlichen Kilometer wünsche ich Ihnen allen gute Gesundheit, blasenfreie Füsse und angenehme Temperaturen und Gesellschaft.
    Hut ab und herzliche Grüße

  4. Ihr seid ja wirklich tapfer.!!!
    Noch 2 Tage dann ist das Ziel erreicht.
    Wünsche euch für die letzten Tage weniger Hitze und alles Gute.

  5. Von eurer Leistung bin ich immer mehr beeindruckt. Jetzt wird schon bei Nacht gepilgert und trotzdem zielstrebig der Weg gefunden! Nachtsichtgeräte für den Camino in Spanien 2018 sind hoffentlich nicht erforderlich.

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