Tag 32, von Arthez-de-Béarn nach La Grand Saule (23 km, 680 HM⬆)

Hausherr Claude war bombig und verstand sein Handwerk als Gastgeber perfekt. Das Zimmer war klasse, die Gemeinschaftsdusche und das WC picobello sauber und unsere verschwitzten Klamotten warf er kuzerhand in die Waschmaschine. Genial und während Claude das Abendessen kochte, lagen wir auf der Terasse in den Liegestühlen und tranken ein kaltes Effe Pils. Das nenne ich Arbeitsteilung!!! Unser Hausherr werkelte und brutzelte, es lief auch schon mal was über, aber Punkt 19.00 stand die Vorspeise auf dem Tisch. Herrlich reife Tomaten mit Büffelmozzarella, dann folgte ein pochierter Seefisch mit Estragon und als süßes Finale gab es eine leckere Apfeltarte. Der Junge kann kochen und wir hatten alle zusammen einen unterhaltsamen und sehr weinseligen Abend.
Ein herrlicher Duft von von Spiegeleiern mit gebratenem Speck weckte uns am Morgen und blitzschnell saßen wir am Frühstückstisch. Dazu gab’s richtig guten Kaffee und das Frühstück dauerte bei dem Angebot viel länger als üblich. Wir schlugen uns die Bäuche voll und nur schweren Herzens brachen wir gegen 7.00 Uhr nach Maslaq auf. Der Weg verläuft für die nächsten Kilometer auf öden Asphaltstraßen, bevor es dann entlang von Äckern und Weiden durch den Wald Bois de Leire hoch auf den Berg geht. Die Fernsicht von hier ist gigantisch. In der Flussebene des Gave de Pau sehen wir im Osten die riesige Erdölraffinierie von „Total“, im Süden die schneebedeckten Gipfeln der Pyrenäen und am Fuße der Berge bilden wir uns ein Saint-Jean-Pied-de-Port zu sehen. Irgendwie schon komisch, dass Ziel zum Greifen nah zu sehen. Aber noch sind ja einige Kilometer zu pilgern und kurz hinter dem Hof Laserre geht es bergab in die Ebene nach Argagnon und entlang vieler, vieler Maisfelder erreichen wir das Städtchen Maslacq.

Pyrenäen am Morgen

Le Grand Saule

Hier entdecken wir zum ersten Mal „Pelota“ Spielfelder, das sind große asphaltierte Felder mit einer Steinmauern an einer Seite. Pelota“ ist ein altes, baskisches Ballspiel und ähnelt dem heutigen Squash. Wir sind aber nicht zum Spielen hier, sondern suchen in dem gottverlassenen Kaff ein Café oder ähnliches. Nach langen Suchen und der freundlichen Hilfe eines Basken finden wir etwas versteckt einen Tante Emma Laden genehmigen uns dort ofenfrische Croissant und einen Milchkaffee. Die nächsten Kilometer laufen wir ausschließlich zwischen den riesigen Maisfeldern im Flusstal bis zur Ruine Guironolé, bevor es durch den Wald auf dem historischen „Chemin de Guirault – Naule“ Weg bergauf zur Chapelle Notre-Dame de Muret geht.
Die Hitze in den Maisfeldern aber auch im Wald ist echt brutal und so klettert beim Anstieg der Pulsmesser mal wieder in den roten Bereich. Was soll´s, auf der Höhe gibts einen großzügigen Schluck aus der Pulle, eine kurze Rast und dazu einen kostenlosen und tollen Fernblick. Wie wir aber auch sehen wird der Camino bis zum Fuße der Pyrenäen die reinste „Berg und Talfahrt“. Das Landschaftsbild ändert sich mal wieder schlagartig, statt den riesigen Maisfeldern wandern wir plötzlich entlang großer Viehweiden und durchqueren immer wieder kleine Wälder mit Bachläufen.
Zur Mittagszeit erreichen wir die Kirche der Zisterzienser Abtei, die aber leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossenen ist und so müssen wir uns zwangsläufig?mit der Klosterschänke begnügen. „Le P’tit Laà“ macht zwar nicht gerade den besten Eindruck, weit und breit ist kein Gast zu sehen und dem jungen Wirt fehlt die mittlere Zahnreihe, aber das Eieromelette mit Salat schmeckt und die Automaten-Cola löscht den Durst. Bevor es wieder raus in die Gluthitze geht, füllen wir noch unsere Trinkflaschen und dann beginnt die Hitzeschlacht. Mittlerweile haben wir über 30 Grad, es weht kein Windchen und wir laufen auf einer kleinen Teerstraße mitten in der prallen Sonne. Schatten ist definitiv Fehlanzeige und das ständige bergauf und bergab hinterläßt seine Spuren. Nach 2 Stunden haben wir einfach keinen Bock mehr !!! Wir sind klatschnass geschwitzt, die Beine tun weh und so ist die Steinbank auf der kleinen bewaldeten Hügelkuppe Maison Laborde unsere Rettung. Keinen Meter laufen wir weiter, hier weht ein kleines Windchen und der Schatten tut einfach nur gut. Wir essen ein bisschen Obst, trinken unsere letzten Wasservorräte und dann geht’s 1,5 Kilometer hinunter zum Gehöft Le Grand Saule. Der erste Eindruck des alten Gehöfts bereitet uns Bauchschmerzen, aber nach der Höllenetappe wollen wir nur eins: Duschen, was Kaltes zu trinken und alle Viere von uns strecken.

Der wird uns doch nicht auf die Hörner nehmen 😛

Gipfelstürmer

Ein Bad wäre nicht schlecht 😀

2 Gedanken zu “Tag 32, von Arthez-de-Béarn nach La Grand Saule (23 km, 680 HM⬆)

  1. Servus, ihr drei Pilger – dank Internet kann ich ab jetzt wieder meinen „Senf“ zu euren Berichten geben. Die 700 km-Marke habt ihr schon vor ein paar Tagen überschritten und dafür bekommt ihr schon mal meinen ?. Nur noch 3 Tage Marsch habt ihr vor euch (ich weiss, dass der 33. Tag schon gelaufen ist), dann habt ihr die diesjährige Etappe mit „kleinen“ Hindernissen (mal war das Essen nicht so gut oder die Unterbringung war nicht so nach eurer Vorstellung) überlebt und auch überstanden! Denkt mal an letztes Jahr zurück – fast 4 Wochen nur Regen. In dieser Hinsicht hat Petrus doch Erbarmen mit euch gezeigt und fast nur schönes Wetter geschickt.
    Den Tag 33 und die 9 km habt ihr schon vor 11:00 Uhr hinter euch gebracht und könnt den Rest des Tages geniessen. Viel Spass beim Faulenzen wünsch ich euch.

  2. Hallo, ihr Pilgerbrüder,
    Helmut und ich sind inzwischen wieder zu Hause. Wie ich schon in einem vorherigen Kommentar bemerkte, haben wir in Aire sur L’adure doch tatsächlich eine Bar gefunden, bei der es original Paulaner Weizenbier gab, für mich sogar alkoholfrei. Mit unseren weiteren Unterkünften in Pimbo und Uzan waren wir auch ganz zufrieden, wenngleich in Pimbo die Gite von der Kommune betrieben wird. Und schließlich hat uns unser Gastgeber in Uzan, ein pensionierter Bauer, zum Bahnhof nach Pau gebracht. Er hat uns erklärt, dass auf den Feldern hauptsächlich Mais, aber auch Soja angebaut wird. Das waren die „Erbsen“ von denen in Eurem Blog die Rede ist. Die Rückfahrt mit dem Zug über Tolouse war auch recht interessant, wir führen quasi an den Pyrenäen vorbei, mit Halt in Lourdes. Jedenfalls hatten wir auf der diesjährigen Etappe immer ganz genau das Wetter, das wir benötigten, kein Regen und nie zu heiß. Das ist für mich schon ein Geschenk des Himmels und ein echtes Wunder.
    Es war schön Euch zu begegnen. Ich wünsche Euch alles Gute für Euren weiteren Weg.
    UTREIA – immer weiter.
    Gerd und Helmut

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