Tag 17, von Veylats nach Cahors (29 Kilometer, 390 HM⬆)

Das uralte Kloster von Veylats wird z.Zt. aufwendig saniert bzw. renoviert und so steckte man uns in ein altes 4-Bettzimmer im Nebengebäude, dass in den letzten Jahren mit Sicherheit keinen Anstrich sah. Wir schwänzten die Abendmesse und gingen dafür lieber ein Bierchen trinken. Punkt 19.00 Uhr saßen wir artig mit den Nonnen im Speisesaal und warteten auf unsere Henkersmahlzeit:). Vor dem Servieren wurde jeder Pilger noch kurz vorgestellt und dann stand auch schon eine große Schüssel mit geschmackloser Suppe aus Nudeln und dicken Bohnen auf dem Tisch. „Prost Mahlzeit“ kann man da nur sagen. Der Seehecht „Bordelaise“ mit Tomatenreis war ok, dazu gab´s einen grünen Salat mit Tütendressing von Develay. Wer mochte, konnte sich später noch ein Schöller-Eis aus dem Tiefkühler nehmen.  Nach dem Abendessen kamen die Klosterschwestern so richtig in Fahrt und der Abend wurde noch richtig lustig, da man uns doch partout das Jakobslied „Utreia“ lernen wollte. Unsere Gesangseinlagen waren aber so miserabel, dass nicht nur die Nonnen gegen 21.00 Uhr das Weite suchten und zu Bett gingen.

Dat wird wohl nix?

Das Unheil naht??

Früh am Morgen weckte uns heftiges Donnergrollen und der Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Der Himmel war zappenduster, in der Ferne sah man Blitze zucken und dunkle Regenwolken versprachen einen „nassen Tag“. Kaum saßen wir am Frühstückstisch, goß es schon aus allen Eimern. Kurze Lagebesprechung, aber alles lamentieren und diskutieren half nichts und so stapften wir in kompletter Regenmontur wie begossene Entchen Richtung Cahors. Von der Landschaft sehen wir heute gar nichts, es prasselt nur so auf uns herab und laut Wetterbericht und Regenradar ist keine Besserung in Sicht. Pfade und Wege sind teils überflutet und nach wenigen Kilometern sehen wir aus wie die Schweine. Die Hosenbeine sind dreckbespritzt, die Wanderschuhe klatschnass und viel schlimmer – das Innere der Schuhe und die Socken werden so langsam feucht.
Zum Weiler Le Pech ist es zwar ein kleiner Umweg, aber hier finden wir wenigstens ein trockenes Plätzchen auf der überdachten Terasse einer Gite und machen erstmal Brotzeit. Petrus zeigt heute kein Erbarmen und so geht’s im Regen weiter bis zum Hof La Quintarte. Mittlerweile donnert und blitzt es so heftig, dass wir zum Glück einen leeren Schafsstall und dort einen trockenen Unterschlupf finden und erstmal in Sicherheit sind.

feuchter Vesperplatz

ob das je wieder trocken wird

Der wolkenbruchartige Regen macht ein Weiterlaufen unmöglich, also heißt es erstmal abwarten und Tee bzw. Wasser trinken. Nach ca. einer halben Stunde lässt der Regen nach und wir wagen die letzten Kilometer. Nach fast 7,5 Stunden Dauerregen hat nun auch Petrus ein Einsehen und kurz vor Cahors hört´s endlich auf zu schütten. Die Regenklamotten haben zwar super trocken gehalten, aber die Wanderstiefel (Reklamation an die Fa. Meindl erfolgt umgehend) und unsere Füße sind patschnass. Vom Hochplateau haben wir einen tollen Blick auf die Stadt, aber dann geht´s auf einer ewig langen Asphaltstraße steil hinab nach Cahors. Über die Steinbrücke „Louis Philippe“ erreichen wir die Altstadt und werden sofort von zwei Pilgerbetreuern ins Brückenhäuschen gezerrt. Statistik wird in Cahors großgeschrieben und nachdem Herkunft, Alter und Geschlecht von uns erfasst wurden, bekommen wir einen hübschen Pilgerstempel und ein Kaltgetränk. Die letzten Meter zum Hotel sind schnell zurück gelegt. Das 3-Bett Zimmer ist gut und nach einer heißen Dusche kehren die Lebensgeister allmählich zurück. Jetzt heißt es aber Wanderstiefel föhnen und mit Toilettenpapier ausstopfen, damit wir morgen trockene Schuhe haben. Materialpflege ist halt das „A und O“ und erst danach gehts zum Essen und dem Champions League Finale in die Stadt.

Petrus will´s wissen

Scheißwetter, aber gute Laune

Cahors

Land unter

2 Gedanken zu “Tag 17, von Veylats nach Cahors (29 Kilometer, 390 HM⬆)

  1. Es ist unglaublich…..mal schnarcht Ihr in einem Schlafsaal ähnlich einer Legebatterie, danach kriecht Ihr in einer Hobbithöhle rum, darauf folgt eine Unterkunft der niedersten Klasse mit fallenden Tapeten…..mal seht Ihr tanzende Schmetterlinge oder Ihr wartet mit Nonnen „artig“ auf Eure Henkersmahlzeit, es gibt Fotos, auf denen Ihr lacht, dann wieder seht Ihr aus wie die Schweine…..mal unterhaltet Ihr Euch mit Japanern aus Hokkaido, dann wieder flirtet Ihr mit hübschen Schwestern aus Österreich oder quatscht mit Pilgern aus Australien……Ihr habt echt mehr Abwechslung in einer Woche, als andere in Jahrzehnten !!
    Irgendwie beneide ich Euch doch.

    PS: Was die Einheimischen wohl gemeint haben, als sie Euch sagten:
    „Diese Schlange ist nur ein Biss-chen giftig“ ? :))

  2. Das war ja eine nasse und lange Etappe! Laut Wetterbericht ist der Regen aber nun vorbei und ihr könnt bei angenehmen Temperaturen und 14km Sicht weiterpilgern.

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