Der kleine romantische Getreidespeicher als Nachtquartier ist sicherlich ein kuscheliges Liebesnest, aber uns Pilger fehlt einfach der Platz zum Auspacken, Aufhängen und Ausbreiten. Der Rundbau aus Feldsteinen hatte ca. 3,5 Meter Durchmesser und 2 Etagen. Im Erdgeschoss befand sich die Dusche, die Komposttoilette und ein winziger Vorraum. Die steile Hühnerleiter führte hoch ins Schlafgemach, wo gerade mal ein Doppelbett reinpasste. WLAN und Handyempfang waren Fehlanzeige, was aber auch mal seinen Reiz hatte.
Heinz dagegen zog das große Los. Sein Appartement in der Stadt war nicht nur erste Sahne, sondern das Städtchen Cajarc liegt auf dem morgigen Trek und somit erspart sich der Glückspilz glatte 5 Kilometer Pilgerstrecke?.
Heinz dagegen zog das große Los. Sein Appartement in der Stadt war nicht nur erste Sahne, sondern das Städtchen Cajarc liegt auf dem morgigen Trek und somit erspart sich der Glückspilz glatte 5 Kilometer Pilgerstrecke?.
Zum Abendessen bat Martine und Roland in ihr Wohnhaus und so saßen wir pünktlich aber ausgehungert in der netten Stube. Nach einem kleinen Aperitif und der Bekanntschaft ihres Esel Filou und der Ziege Max gab´s Erbsensuppe, Kalbsragout mit Gemüse, dann leckeren Ziegenkäse und eingelegte Feigen mit Eis. Das Gemüse war zwar etwas „matschig“, dafür war aber der 2011 Cahourwein klasse. Es wurde ein sehr lustiger, unterhaltsamer Abend und Roland hatte unglaubliche Geschichten auf Lager. Kurz nach 22.00 Uhr fuhr der Hausherr dann Heinz ins Hotel und wir verbrachten die Nacht in unserem kuscheligen „Liebesnest“.
Zum Frühstück gab´s hausgemachte Marmeladen und die waren Weltklasse, dazu endlich mal ein richtig guter Kaffee. Merci Martine und so ging´s gut gestärkt und mit bester Laune nach einer herzlichen Verabschiedung gegen 8.00 Uhr auf nach Cajarc. Schotterwege führen uns durch lichte Eichenwälder und über große, fette Wiesen. Laut Roland gibt´s hier kapitale Hirsche, Wildscheine und die Region zählt mit zu den besten Jagdrevieren Frankreichs. Pilger wurden angeblich noch nicht über den Haufen geknallt, aber wir legen besser mal einen Zahn zu. Hinter dem Weiler Le Touron geht´s entlang einer imposanten und steilen Felswand hinunter nach Cajarc. Wir schauen noch kurz in die Grotte de Lacaunhe, einer imposante Felshöhle mit eigener Quelle und holen dann Heinz in der Unterkunft ab. Cajarc ist ein nettes kleines Städtchen, wo in der Saison bis zu 10000 Pilger übernachten. Stolz sind die Einwohner auf ihre berühmte Schriftstellerin Francoise Sagan, die den Bestseller „Bonjour Tristesse“ schrieb und der fast in jedem Schaufenster als Beiwerk liegt. In der Boulangerie kaufen wir belegte Sandwiches, füllen unsere Trinkflaschen auf und so bestens ausgerüstet geht’s an Krokusfeldern vorbei Richtung Limogne-en-Quercy. Seit einigen Jahren wird hier wieder Safran (Crocus sativus) angebaut und Cajarc ist die Metropole der französischen Safranproduktion.
In Serpentinen geht es aus dem fruchtbaren Tal steil hoch zur Chapelle de La Madeleine aus dem 12.Jh. und dann weiter Richtung Gaillac. Vor dem Dörfchen verlief der Camino ursprünglich entlang der vielbefahrenen Verkehrsstraße, aber auf Grund der Unfallgefahr umrundet man jetzt auf einer kleinen Flurstraße den Weiler. Das sind zwar Mehrkilometer, aber Sicherheit geht allemal vor.
Hinter Gaillac geht es stetig bergauf und wir erreichen das Kalksteinplateau „Causse de Limogne“ mit seinem dichten Eichen-, Buchs- und Wacholderbewuchs. Hier sucht und findet man die leckeren schwarzen Trüffeln und der Wald, bzw. das Buschland ist einzigartig schön. Die sehr karge, steinige Erde ist mit Kalksteinfelsplatten durchzogen und die nächsten 7 Kilometer Schotterpfad sind grandios, bringen uns aber auch ganz schön ins Schwitzen. Das Thermometer zeigt mittlerweile um die 30 Grad – Tendenz steigend – und hier im Buschland steht die Luft. Glücklicherweise finden wir ein schattiges Plätzchen und rasten erstmal ausgiebig. Die Wasservorräte sind fast aufgebraucht und als im Weiler Mas-de-Matheui auch noch die im Führer verzeichnete Wasserstelle nicht mehr existiert, fragt Gerd einfach an jeder Haustür nach Wasser. Ein netter alter Bauer hat Mitleid und mit vollen Trinkflaschen schleppen wir uns auf die letzten Kilometer nach Limogne-en-Quercy. Unsere Waden schmerzen, die Füße qualmen und die Moral sinkt minütlich. Die schwere gestrige Etappe merkt man jetzt doch, aber dagegen hilft bekantlich ein kühles Weißbier. Und so wird auf die Zähne gebissen und beim Zieleinlauf in Limogne gleichmal die erstbeste Kneipe gestürmt, die unweit unserer heutigen Herberge liegt. Hier lassen wir uns das wohlverdiente, frisch gezapfte Bierchen? schmecken und schon nach kurzer Zeit ist die Plagerei vergessen und die Welt schaut gleich mal viel besser aus.
Tolle Leistung bis jetzt von euch dreien. Wundervolle Dokumentationen und sehr schöne Fotos. Wünschen euch für die weiteren Etappen gut Sohle und bestes Wetter, nicht zu heiß,
schöne Unterkünfte und super Verpflegung.
Einfach großartig, Eure Wander-Leistung, Eure Berichte. Ein besonderes Danke heute mal für die vielen tollen Fotos!
Weiterhin das Allerbeste auf Eurem Weg, gute Unterkünfte, gutes Essen!
Gestern haben wir (Elfriede, Grete, Marianne aus Österreich) uns getroffen und übereinstimmend festgestellt, wie gerne wir noch weitergegangen wären. Aber so geht es uns jedes Jahr. Nach bei uns eingekehrtem Alltag „verfolgen“ wir euch täglich und sind voller Respekt eurer Leistung. Alles Gute weiterhin!
Ahlan Hubertus, Heinz und Gerd – immer wenn ich mal wieder w-lan habe verfolge ich mit Freude eure Berichte. Hut ab vor eurer Leistung bis jetzt trotz einiger Problemchen. Mit ab und zu mal ein paar km zuviel gegangen, müsstet ihr doch fast schon die Hälfte der errechneten km erreicht haben. Und durch euren täglichen Medikamenten-Verschleiss ist das Gepäck auch schon weniger und somit sollte es doch leichter zu laufen sein. Tapfer, tapfer meine Herren und immer schön der Muschel folgen.
Ma’a as-salãma