Christine ist eine tolle Gastgeberin. Das Zimmer war blitzsauber, der Kühlschrank voller Getränke, unsere Wäsche wurde gewaschen und am Abend gab es ein vorzügliches Essen. Der gemischte Salat mit Tomate und Ei war sehr lecker, als Hauptgang geschmorter Fisch mit Oliven,Tomaten, Grießklößchen und Reis (regionale Spezialität), zum Nachtisch eine Käseplatte und Obstsalat. Die Flasche Côtes du Rhône dazu schmeckte hervorragend und so mütterlich verwöhnt wurde später beim Deutschlandspiel gefiebert und gebibbert.
Wie immer früh am Morgen, Regen !!!
Gut gefrühstückt und nach einer lieben Verabschiedung von Christine (die Unterkunft muß man buchen) geht es erstmal durch offene Feldfluren bergauf nach Lambert und dann auf dem Höhenkamm immer am Waldesrand entlang Richtung Le Pin.

Hubertus hat viele Talente. War er gestern noch ein Schlangenbeschwörer, so ist er heute ein Hundeflüsterer. Urplötzlich springt aus dem Wald ein schwarzes, zotteliges Vieh und stellt sich mitten auf den Feldweg. Er fixiert uns recht mordlüstern und bellt uns zähnefletschend an. Wir bleiben erstmal stehen und erkennen bei näherem Betrachten einen ungepflegten und herrenlosen Sennenhund. Dank Hubertus beruhigenden Worten werden wir nicht zerfleischt und wenig später ist er schon wieder im Wald verschwunden.
Nochmal Glück gehabt und da der Himmel jetzt aufreißt, sehen wir Le Pin mit seiner beeindruckenden Bergkulisse, sowie den See Lac de Paladru und die Kirche Église St- Christophe in voller Pracht. Steil geht es auf steinigen Pfaden hinunter ins Städtchen und gegen 11:00 Uhr sitzen wir im Garten des Café Central und trinken Milchkaffee.

Im Tante Emma Laden gegenüber decken wir uns mit Baguette und frischen Kirschen ein und so steht einer Mittagsrast nichts mehr im Wege. Aber vorher marschieren wir noch hoch zum Kartäuserkloster Sylve Bénite, die Vesper will verdient sein. Der Weg nach Blaune führt durch einen alten Buchenwald und ist bei Sonnenschein herrlich zu gehen. Brusthohe Farne schmücken die Wege und anscheinend ist bei dem schönen Wetter die ganze Tierwelt auf den Beinen.

Es geht nochmals steil hoch auf den markanten Hügel Calvaire du Molard Rond. Der grandiose Ausblick entschädigt für alle Qualen. Man sieht in der Ferne die über 3.000 Meter hohen Hausberge von Grenoble, die Alpenvorkette nach Lyon und das gegenüberliegende Zentralmassiv. Die hier oben stehenden Kreuze erinnern der Legende nach an eine gewaltige Schlacht und an das Grab des Sohnes von König Chlodwig I. Uns soll’s recht sein, an diesem schönen Platz wird erstmal Trinkpause eingelegt.
Vorbei an riesigen Weiden mit bulligen Charolais Rindern wandern wir jetzt nur bergab, der enge Hohlweg nach Le Grand-Lemps fordert uns nochmals auf den letzten Kilometern. Der steile, grobe Kieselweg ist rutschig und immer noch zum Teil schlammig und nass. Langsam aber sicher meistern wir auch diese Herausforderung und treffen am Ende des Tages noch auf Landsleute. Nahe der Kirche St-Jean-Baptiste kommen uns zwei Pilger aus Stuttgart entgegen, ihre riesige Muschel am Rucksack ist schon von weitem zu erkennen. Ein freudiges Hallo, aber oberschlau erklären uns die Schwoba schnell, dass Sie am Tag mehr Kilometer laufen wie wir und auch etwas sportlicher untertwegs sind. Ehrlich gesagt geht uns das Geschätz schnell auf die Nerven und so suchen wir das Weite. Den Pilgerstempel holen wir uns der naheliegenden Kirche und wenig später sitzen wir bei herrlichstem Sonnenschein auf dem Marktplatz und genießen ein großes, kühles „1664“ Pils.