Tag 18, von Les Malods nach Romagnieu (25 km, 635 HM ⬆, 480 HM ⬇)

Véronique und Alain sind herzliche und tolle Gastgeber. Ihre Herberge ist liebevoll und mit viel Geschmack eingerichtet, so dass wir am liebsten mehre Tage bleiben möchten. Frisch geduscht saßen wir gestern noch auf der Terasse in der Abendsonne bis die Hausherrin zum Essen rief. Am Tisch warteten schon Claudia und Petra, Claire, Alisa und Jean-Baptiste, allesamt Pilger wie wir auf uns. Die Verständigung klappte trotz fehlender Französichkenntnisse und Dank Hubertus Übersetzungskünsten überraschend gut und wir hatten viel Spaß und es wurde viel gelacht. Vèronique kochte famos auf. Es gab Brennnesselsuppe, dann einen Teller mit verschiedenen kalten und warmen Köstlichkeiten und zum Abschluß Vanillecreme mit Erdbeeren.
Alain reichte dazu reichlich leckeren Rotwein und man merkte einfach: Franzosen lieben das Leben, das Essen und den Wein.Vive la france:).
Es war ein toller Abend. Es gab viel zu erzählen und so vergingen die Stunden wie im Flug. Gegen Mitternacht schenkte Alain noch einen Verbenen-Likör als Betthupferl ein und glücklich aber hundemüde sanken wir zur Geisterstunde ins Bett und schliefen tief und fest.
Weckzeit wie immer: 6.20 Uhr !!! Die kurze Nacht machte sich bemerkbar und am Frühstückstisch bedurfte es reichlich schwarzen, starken Kaffee`s damit wir auf Touren kommen. Wir sind die ersten die aufbrechen und so dauert die Verabschiedung von allen etwas länger wie geplant. Alain fährt uns noch zu unserem gestrigen Endpunkt und so gegen 9:00 Uhr beginnt der Aufstieg zum Col du Mont Tournier.
!Qué te vaya bien!

!Qué te vaya bien!

Es grünt so grün

Es grünt so grün

Die wärmende Sonne am Morgen tut richtig gut und bei so einem herrlichen Wanderwetter machen wir schnell Meter und Höhe. Kein Mensch weit und breit, nur Stille und Ruhe. Ab und an mal Kuhglockengeläut in der Ferne, aber bis St. Maurice-de-Rotherens treffen wir niemanden. Nicht einmal auf der Passstraße kommt uns ein Auto entgegen. Gegen Mittag sind wir auf der Passhöhe und es geht nun steil hinab zur Kirche Église St-Maurice. Der felsige Steig mit losem Geröll ist unangenehm zu gehen, aber wir geübten Bergsteiger erreichen ohne größere Blessuren den Weiler Grésin mit der Kirche Notre Dame de l’Assomption.
Wunderschöne Pfade

Dschungelglück

Passüberquerung

Passüberquerung

Schade, in der schönen Kirche gibt’s keinen Pilgerstempel. Einige Häuser weiter kaufen wir aber leckere Walnüsse und Hubertus und Heinz schmausen ihren „Herzsnack“, während Gerd in die Röhre schaut. Nussallergie(:
Der Weg nach St-Genix-sur-Guiers zieht sich auf den Asphaltstraßen wie Gummi und nach nunmehr fast 5 Stunden ohne größere Pausen laufen wir ausgehungert und durstig in die erstbeste Brasserie. Leider nicht die beste Adresse, die Kellnerin ist unhöflich und lustlos, aber für ein belegtes Baguette und ein kleines Bierchen drücken wir beide Augen zu. Das Bier ist schal und das Baguette unterschiedlich belegt, Resteverwertung par excellence. Die Rechnung ist gesalzen, aber Ihr Hinweis auf das kommende Unwetter nehmen wir dankbar zur Kenntnis.
Blick über die Welt - ähh das Feld ^^

Französischer Jura

Kurze Rast

Endlich Rast

Gegen Nachmittag sind starke Gewitter mit Hagelschlag gemeldet und wir sollen im Freien Acht geben. Ihr Rat macht sie zwar nicht viel sympathischer, aber wir nehmen die Beine in die Hände und ab geht’s Richtung Romagnieu. Am Fluss Guiers geht es kilometerlang immer schnurgerade bis zum Lac de Romagnieu, der Weg zieht sich endlos und will einfach nicht enden. Die Autobahn hört man schon von weitem und über die Brücke kommt man in das Dörfchen Le Château. Die Luft wird immer schwüler und stickiger, links und rechts des Weges glotzen uns fette Charolais Rindern (im übrigen ein herrliches Fleisch) mitleidig hinterher wie wir uns mühsam vorwärts schleppen.
Oh mein Gott, schon wieder eine Kuh

Immer diese Pilger

So groß war ich mal, dann kam das Alter

Ich kann nicht mehr ?

Die letzten Kilometer haben es in sich und wir laufen auf dem Zahnfleisch. Unser Anblick ist anscheinend so mitleidserregend, dass ein hilfsbereiter Franzose in seinem alten Renault sofort anhält und uns die letzten 500 Meter zur Unterkunft fährt. Merci, du unbekannter Retter.
Unser Quartier lässt uns tief schlucken und ist mit Worten nicht zu beschreiben. Die Hütte ist Schrott, da gibt es nichts zu diskutieren. Der eilig einberufene Kriegsrat ist sich schnell einig: Hier schlafen wir auf keinen Fall.
Die Handys glühen und wenig später ist eine brauchbare Auberge in der Nähe gefunden. Also nochmals Rucksäcke aufsatteln und schnellstens ab zur neuen Bleibe. Hier finden wir, was unser Herz begehrt. Ein sauberes 3 Bett Zimmer, eine heiße Dusche, aber erstmal ein kühles Bierchen um die Lebensgeister zu wecken.
Er liebt mich... Er liebt mich nicht...

Impressionen am Wegesrand

Pilgerkoma

Pilgerkoma

Ein Gedanke zu “Tag 18, von Les Malods nach Romagnieu (25 km, 635 HM ⬆, 480 HM ⬇)

  1. Liebe Pilger, wenigstens seid Ihr kulinarisch offensichtlich gut versorgt, so als kleinen Ausgleich für das Schiet-Wetter… Wünsche Euch weiterhin das Aller-Aller-Beste auf den weiteren Touren.
    Hubertus, ich soll Dir viele Grüße von Willi Viessmann ausrichten, er ist in München, seine Mutter war (hochbetagt) verstorben und er hat sich nach längerer Zeit mal wieder gemeldet , ist übrigens schon im 7. Jahr in Peking und noch bis 2018.

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