Nach dem Besuch der Kirche St. Juan ging’s gestern noch zum Einkaufen in den Supermercado. Das gechlorte Wasser hängt uns mittlerweile zum Halse raus und so wird, wenn möglich, immer Mineralwasser und Obst für den kommenden Tag eingekauft. Beim Abendessen im Restaurant El Meson lernten wir Kathi und Angela kennen und da die Chemie stimmte, wurde es ein fröhlicher und geselliger Abend. Das Pilgermenü (Spargelsalat, Rindsgulasch und als Nachtisch Milchreis) war richtig lecker, nur der Rotwein war leider von der sauren Sorte und kaum genießbar.
Auf Grund einer Unwetterwarnung ging´s relativ zeitig nach Hause und ab ins Bett. Ab Mitternacht blitzte und donnerte es, der Starkregen prasselte bis frühmorgens in einem Höllenlärm auf unser Dach, so dass es ist mir ein Rätsel ist, wie Heinz bei diesem Gewitter schlafen konnte. Einge Tassen des starken Café corto brachten uns beim Frühstück wieder in Form und so ging´s doch relativ zeitig los. Die heutige Etappe ist lt. Führer kein Pappenstil, geht es doch gleichmal steil hoch auf den Alto de Mostelares. Der weithin sichtbare Tafelberg türmt sich wie ein Monster vor uns auf und die nächsten fast 2 Kilometer sind steil und es geht nur bergauf. Langsam aber stetig machen wir Meter um Meter, zwischendurch gibt´s eine Trinkpause und so kommen wir ohne Probleme am Gipfelkreuz an.
Der Ausblick von hier ist einfach gigantisch. Man sieht nicht nur in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Picos de Europa sowie die Kegelberge der Tierra de Campos, sondern leider auch eine dunkle Regenfront vom Westen auf uns zukommen. Minuten später regnet es heftigst und so stapfen wir in unseren Regenklamotten Richtung Itero del la Vega. Der Lehmboden des Feldweges klebt wie ein „Batz“ an unseren Schuhen und erschwert das heutige Laufen ungemein. Die nächsten 1,5 Stunden im Regen sind echt hart und so geht’s in die erstbeste Kneipe des Dorfes. Das Café Tuca hat nicht nur eine warme Stube, sondern auch einen leckeren Milchkaffee und gute Bocadillos. Hier lässt es sich aushalten und siehe da, nach der Pause hört der Regen auf und wir wandern im Trockenen bis Boadilla del Camino. Die Landschaft ist jetzt fast topfeben, nur unterbrochen von markanten Kegelbergen. Hier wird ausschließlich Getreide angebaut, riesige Bewässerungsanlagen stehen auf den Feldern die aber bei dem heutigen Sauwetter nicht im Einsatz sind.
Boadilla del Camino macht einen ziemlich heruntergekommen Eindruck, viele der Lehmbauten sind nämlich verwittert und verfallen. Auf dem Kirchendach entdecken wir 6 bewohnte Storchennesterund der Flugverkehr der Störche ist enorm. Ständig wird Futter für die Jungtiere herangeschafft und das Klappern und Betteln ist laut zu hören. In der Herberge „En el Camino“ machen wir Mittagspause und bestellen Salat und Gemüsesuppe. Die heiße Suppe erinnert zwar eher an einen Babybrei, ist aber richtig lecker und schmeckt.
Nach einem Café con leche machen wir uns auf die letzten 6 Kilometer nach Fromista. Der Schotterweg läuft nun immerzu entlang des Kanal von Kastilien. Der ca. 6-8 Meter breite Kanal wurde im 18. Jh. gebaut und dient heute nur noch zur Bewässerung der Tierra de Campos. Der Kanal gilt als Meisterwerk der Ingenieurkunst und vor allem die Fauna und Flora entlang des insgesamt 210 km langen Kanals soll einzigartig sein. Wir können leider nicht viel entdecken, aber das liegt sicherlich am wieder einsetzenden Regen. Gegen 16.15 Uhr erreichen wir bei strömenden Regen Fromista und sind heilfroh unsere Herberge gleich zu finden. Für ein Bierchen haben wir heute mal keine Lust, uns ist vielmehr nach einer heißen Dusche und einem leckeren Cappuccino. Aber das lässt sich sicherlich alles einrichten.
Hallo ihr Beiden,
bin vom Urlaub erst heimgekommen und werde euer
Vorankommen intensiver verfol-
gen.
Weiterhin erfolgreiches Pilgern
sowie erträgliches Wetter.