Gottesfürchtige Pilger wie wir stehen auch am Ruhetag morgens um sechs Uhr auf. Die Pilgermesse ruft und die wollen wir natürlich nicht verpassen. In der großen Kathedrale Notre-Dame ist die Pilgerschar zwar sehr überschaubar (ca. 25 Pilger), aber die Stimmung ist grandios. Unzählige, brennende Kerzen schaffen eine ergreifende Atmosphäre und der Bischof selbst hält mit seinen Priestern die Messe. So frühmorgens und noch leicht verschlafen sind die Einwände gering, als eine sehr resolute Ordensfrau uns zum Einsammeln der Kollekte verdonnert. Eine Novizin singt mit einer glockenheller Stimme und alle Pilger lauschen ergriffen. Nach dem Abendmahl kommt unser großer Auftritt, aber mehr wie ein paar Groschen finden sich später nicht im Klingelbeutel.
Der Bischof hat sichtlich seinen Spaß und bittet nach dem Segen zu einem Schwätzchen. Die Fragerunde zeigt, dass fast alle Pilger Franzosen sind. Dazu gesellen sich vier Deutsche, ein Australier und ein kleiner Samurai (Japaner), der in Badelatschen läuft und einen Wickelrock trägt. Hätten wir auch solche wohlgeformten Beine, wäre dies auf jeden Fall unser Outfit für 2017. Aber so :).
Während alle nach der Messe Richtung Camino stürmen, frühstücken wir erstmal in aller Ruhe. Heute ist unser Ruhetag und wir müssen keine Kilometer reißen. Ein afrikanischer Priester leistet uns Gesellschaft und wir quatschen in allen Sprachen die uns so einfallen. Irgendwie klappt es und unser „Sprachschatz“ macht ihm sichtlich Freude. Dann besichtigen wir die Stadt und unser Entdeckergeist wird geweckt. Unzählige kleine und große Steintreppen, verwinkelte Gassen, kleine Geschäfte, Bars, Cafés, ständig gibt es etwas Neues zu entdecken. Zwar vieles sehr touristisch, aber das Städtchen hat doch seinen ursprünglichen, mittelalterlichen Charme behalten. Selbstverständlich besuchen wir die Chapelle St-Michel-d’Aiguilhe und so quälen wir uns die unzähligen Felsstufen hoch. Angeblich sind es 550 Stufen und oben angekommen ist man wirklich außer Atem. Die winzige Kirche steht auf einer 88 m hohen Vulkannadel und ist das Wahrzeichen von Le Puy. Die Aussicht ist gewaltig, gerade heute bei dem fantastischen Wetter. Man sieht von hier oben die ganze Stadt, aber auch weit in die Landschaft der Auvergne hinein. Das viele Laufen auf dem Kopfsteinpflaster fordert seinen Tribut und nach einem kleinen Snack geht`s hoch ins Kloster zum Mittagsschläfchen, wir wollen ja für später fit und ausgeruht sein. Für den Nachmittag haben wir noch eine Stadtrundfahrt mit dem Bummelzug geplant und am Abend wollen wir unsere erfolgreiche Pilgerreise „anständig begießen“:).
Gerd, Heinz und Hubertus, Gratulation und alle Achtung vor Eurer Leistung.
Der zweite Abschnitt der Pilgerreise ist geschafft. Wenn ich die Tagesberichte
lese so denke ich daß außer den Erinnerungen an – wegen der Strapazen –
wohlvergönnte Speisen auch tiefergehende Pilgereindrücke Eure Wanderschaft
prägten.
Anerkennung auch an Klaus der wieder eine Woche mitmarschierte um Euch Drei
auf Betriebstemperatur zu bringen.
Kommt gut zurück und nochmals vielen Dank für die Teilhabe auf dem Jakobsweg.