Trotz des Sauwetters ging´s gestern nach dem Ankommen noch auf Gläschen Wein und nach der Siesta zum Einkaufen. Für den Abend hatten wir gleich noch einen Tisch in der „Hosteria de Los Palmeros“ reserviert, aber vorher wollten wir auf jeden Fall noch die Abendmesse in der Kirche St. Martin besuchen. Die Kirche selbst wurde Mitte des 11. Jh. als einer der Ersten im romanischen Stil gebaut und ist ein Meisterwerk und Vorbild der frühen Romanik in ganz Europa. Nach der Messe machte sich doch langsam der „Hunger“ bemerkbar und so steuerten wir direkt Richtung Restaurant. Unser Pilgeroutfit entsprach vieleicht nicht ganz der Etikette des edlen Schuppens, aber auch so schmeckte die bestellte Fischsuppe, der Seebarsch mit Limone, das Lamm mit Thymian und die Vanillecreme mit Zimt-Biskuit hervorragend. Die empfohlene Flasche Rotwein war erstklassig und so verließen wir erst recht spät das Restaurant und machten uns auf den Heimweg.

Bestens ausgeschlafen versprach der Blick aus dem Fenster am Morgen nicht wirklich Gutes. Dunkle Regenwolken und ein kalter Wind kündigten einen weiteren nassen Pilgertag an. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Población de Campos. Die heutige Strecke beschreibt der Führer als „Pilgerautobahn“ und schon nach wenigen Metern wissen wir warum. Direkt neben der Hauptstraße verläuft der Jakobsweg auf den nächsten Kilometern und das Laufen auf dem Schotterweg ist öde und ermüdend. Dazu kommt die Vielzahl von Pilgern – wo kommen die nur heute alle her ? – und so laufen wir alle wie Ameisen schön hintereinander bis Población. Zum Glück gibt´s gleich hinter dem Dörfchen eine Alternativroute über Villamentero. Auf diesem schönen Weg durch die Felder und Wälder der Tierra de Campos, später dann am Fluss Uzieca entlang, laufen wir die nächsten 7 Kilometer ganz alleine und sehen außer einer Vielzahl von Störchen auf den Feuchtwiesen keinen einzigen Pilger. Das kann uns nur recht sein und so genießen wir die Ruhe, die Natur und Fauna bis Villalcázar de Sirga. Hier führt die Alternativroute leider wieder auf den Hauptweg und die Pilgerautobahn hat uns wieder.

In Villalcázar de Sirga entdecken wir ein nettes Cafe und gönnen uns bei der heutigen Kälte einen leckeren Kaffee und ein dick belegtes Schinkensandwich. Das gibt neue Power und die können wir auch brauchen, denn kurze Zeit später schüttet es aus nicht nur aus allen Eimern, es donnert und blitzt und da kein brauchbarer Unterstand zu finden ist, legen wir einen Zahn zu. Nach einer knappen Stunde ist der zwar der Starkregen vorbei, aber der heftige Gegenwind lässt erst kurz vor Carrión de los Condes nach. Petrus hat anscheinend Erbarmen, denn kurz vor unserem Zielort reißt der Himmel auf und die Sonne lacht uns ins Gesicht. Auf dem Weg zu unserem heutigen Quartier in Carrión halten wir schonmal Ausschau nach einer Sportbar. Am Abend ist nämlich das Campions-Leage-Finale Real Madrig gegen Liverpool, und dass wollen wir bei den heißblütigen Spaniern auf keinen Fall verpassen.