Unser Quartier „La Ferme Bohoteguta“ ähnelte eher einer durchgestylten, zweckmäßigen Jugendherberge und hatte leider überhaupt keinen Charme bzw. eine persönliche Note. Hier werden Pilger gut beherbergt und verköstigt, mehr aber auch nicht. Der Speisenraum dient zugleich als kleiner Einkaufsmarkt, Waschmaschinen und Trockner rumpeln und scheppern im Nebenraum und so fällt es schwer ein nettes Plätzchen zum Relaxen zu finden. Unser 3-Bett Zimmer sowie die Gemeinschaftsduschen und Wc´s war sauber und Duschgel gab´s mal umsonst. Nach einem kleinen Lunch hatten wir bei den mittlerweile 38 Grad keine großartige Lust auf irgendwelche Unternehmungen und so beließen wir es bei Wäsche waschen und einer ausgedehnten Siesta.
Der verführerischer Duft am Abend aus der Küche machte einen Mordshunger und beim leckeren Aperitif (Weißwein-Orange-Kräuter) lernten wir Simone und den Rest der Pilgerschar kennen. Das Essen war sehr gut und nach dem kleinen Vorspeisenteller (Chorizo, Salami, Melone, Gazpacho) gab es Kasseler Fleisch mit Zucchini-Karottenflan, dann Käse und zum süßen Finale baskischen Kuchen, Schokotörtchen und Vanilleeis. Am Tisch wurde sofort der neueste Klatsch auf dem Camino ausgetauscht und bei den Franzosen sorgten hitzige, politische Diskussionen in Sachen „Marine Le Pen“ für einen interessanten und unterhaltsamen Abend. „Vive La France, Vive la République“ sag ich da nur.
Kurz vor 5.00 Uhr klingelte der Wecker und nach einer etwas längeren Dusche ging´s zum Frühstück. Für Abwechslung sorgte heute ein leckerer Rührkuchen und zusammen mit dem Instantkaffee war alles ganz ok. Im Morgenrot marschierten wir dann Richtung Ostabat und laut Outdoorführer zählt die heutige Etappe mit zu den Schönsten auf der Via Podiensis. Wenn da nur nicht noch die 700 Höhenmeter wären, die uns sicherlich bei der heutigen Hitze ganz schön schlauchen werden. Aber Bange machen gilt nicht und so führen uns die ersten Kilometer durch eine sattgrüne,hügelige Landschaft. Wir laufen entlang großer Viehweiden, durchqueren kleine Wälder und auf einem Schotterweg geht es hoch nach Olhaíby. Das flotte Anfangstempo wird abrupt von einer Schafsherde gebremst, die gemütlich und in aller Ruhe auf der kleinen Flurstraße laufen und diese total verstopfen. Überholen ist leider unmöglich, aber nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei und es geht bergauf zum Hof Casabonne. Hier rasten wir kurz und entscheiden dann den historischen Weg über Ulhart-Mixe zu nehmen. Am Hof Jauregulberry geht’s nochmals steil hoch auf das Plateau von Archelako, wo es bei dem heutigen Traumwetter einen super Blick auf die Pyrenäen und das hügelige Vorland gibt. Auf den riesigen Weiden stehen Rinder der Rasse „Blond Aquitaine“, dazu entdecken wir auf den Feldwegen eklige Monsterwürmer (40 cm lang, dunkle Farbe, dick wie ein Daumen), sowie einen Rehbock und Greifvögel am Himmel, aber leider auch ein frisch gerissenes Rehkitz am Wegesrand.
Über die alte Römerbrücke und den Fluss Bidouze erreichen wir wenig später das Dörfchen Uhart-Mixe. Die Brasserie hat leider geschlossen, aber zumindest füllt uns eine schlecht gelaunte Kneibenwirtin die Wasserflaschen auf. Nach einem kurzen Besuch der Eglise Saint-Joseph führt uns der Weg gleich gegenüber der Kirche die nächsten 3 Kilometer immer nur bergauf. Der kleine, lichte Kiefernwald am Fuß des Berges spendet zum Glück auf den ersten Metern noch etwas Schatten, aber dann geht´s nur noch in der prallen Sonne weiter hoch. Mittlerweile kann bei der Affenhitze von Laufen keine Rede mehr sei, wir kriechen wie die Schnecken den staubigen Feldweg hoch bis zum Gipfel und nach knapp einer Stunde sind wir endlich oben. Im Schatten einer alten Kiefer gibts erstmal die wohlverdiente Trinkpause und der Wind auf dem Höhenkamm sorgt zumindest für etwas Abkühlung. Weiter gehts auf einem staubigen Feldweg entlang der Weiden und Wälder hinunter zum Weiler Hiriburia, wo sich kurz vor dem Örtchen die wichtigsten Jakobswege Frankreichs (Via Lemovicensis, Via Turonensis und Via Podensis) treffen und gemeinsam nach Ostabat führen. Die Hitze ist mittlerweile unerträglich und so verzichten wir auf den Aufstieg zur Chapelle de Soyarza, denn laut Führer gibts dort außer einer fantastische Rundumsicht rein gar nichts.
Dafür ist die Kirche im Weiler Harambeltz aus dem 12.Jh. mit dem prächtigen Altarbild aus dem 17. Jh. absolut sehenswert und nach einem kurzen Besuch der Kirche geht´s hinter dem Weiler gleich mal wieder durch einen Kiefernwald bergauf. Vom Hügelkamm sieht man endlich unseren heutigen Zielort Ostabat-Asme und als wir hoch oben am Himmel mehrere Bartgeier entdecken, die majestätisch ihre Kreise ziehen und nach Aas und müden Pilgern Ausschau halten, verschärfen wir instinktiv unser Tempo. Wir stehen heute jedenfalls nicht auf deren Speisenplan, denn ohne größere Hitzeschäden laufen wir schon eine halbe Stunde später am Etappenziel der „Gite Izarrek“ ein. Die Hausherrin ist zwar da, sieht und begrüßt uns, lässt uns aber dann noch mehr als eine Stunde draußen in der Affenhitze warten. Die „Alte“ hat anscheinend einen Sonnenstich und mit einer ordentlich Portion Wut im Bauch „dürfen“ wir schließlich gegen 15.00 Uhr unser Zimmer beziehen. Baskische Gastfreundschaft sieht anders aus, oder ???
Morgen habt ihrs endlich geschafft ?? Der Wahnsinn was ihr an Kilometern zurückgelegt habt und das auch noch bei der Hitze. Hut ab!
Viel Erfolg für morgen – Pilger heil!
Jana & Luitpold
Liebe Uschi,
das finde ich eine tolle Idee von dir, auch für uns „Pilger Ehefrauen“ Kerzen aufzustellen.
Nachdem wir jeden Tag „mitgefiebert“ haben und am Abend froh und glücklich waren, wenn unsere Männer wieder gesund und munter ihr Etappenziel erreicht hatten.
Ihr lieben 3 Pilgerer,
wünsche euch für morgen – eurem letzten Pilgertag dieser Etappe
alles, alles Gute, erträgliche Temperaturen, Gesundheit und noch viel Spaß zusammen.
Finaaaaale ohoooo! 🙂
Noch ein Tag und ihr habt es geschafft.
Ich wünsche euch eine tolle letzte Etappe mit allem was euer Pilgerherz begehrt!
Liebe Grüße aus Frankfurt
Karina
Lieber Gerd, Heinz und Hubertus
Ab morgen früh läuft der COUNTDOWN. Noch einen 19 km (?)-Marsch und ihr habt euer vorgenommenes Ziel für dieses Jahr erreicht – super.
Damit es auch am letzten Tag gut läuft, fahr ich nach München zur St. Jakobskirche und zünde 6 Kerzen (ich hör dich, Hubertus!). 3 davon sind für euch als Dank, weil ihr bis jetzt alles gut überstanden habt, und 3 sind für uns Frauen, die wir ja mitge-fiebert und ab und zu auch mal mitgelitten ?haben.
Toi, toi, toi für den letzten Tag wünscht euch Uschi