Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen bummelten wir gestern noch durch das schöne Städtchen Eauze mit seinen engen und verwinkelten Gassen. Nach dem Besuch der einschiffigen Kathedrale Saint-Luperc besichtigten wir das außergewöhnliche Fachwerkhaus Maison Jeanne d’Albert auf seinen hölzernen Fundamentsäulen und staunten über die vielen tollen, sanierten historischen Häuser. Nicht richtig Bock hatten wir auf die Stierkampfarena Nimeno II, dafür saßen wir viel lieber mit anderen Pilgern auf dem Marktplatz in der Sonne und ratschten über Gott und die Welt. Steffi fährt heute leider schon wieder nach Hause nach Luzern und so begleiten wir Sie ganz „gentlemanlike“ noch am frühen Abend zum Busbahnhof. Dann heißt es leider „Au revoir“ und nach einer dicken Umarmung können wir dir schon jetzt sagen: Liebe Steffi, du wirst uns auf dem Camino fehlen !!!
Zum Abendessen geht´s ins Hotel Henri IV, wo wir für 19.00 Uhr einen Tisch bestellt hatten. Das kleine Menü klingt gut und wenig später futtern wir einen gemischten Salat mit warmen Ziegenkäse, dann Poulet mit Sauce + Kartoffelgratin und einen leckeren Eisbecher mit Armagnac-Pflaumen zum Dessert. Der empfohlene Rotwein schmeckt lecker und sehr viel später verlassen wir das Restaurant Richtung Herberge. Am Marktplatz treffen wir doch glatt wieder Pilger aus Deutschland und die Einladung auf einen kleinen Absacker kann man wirklich nicht abschlagen.
Die folgende Nacht war eine einzige Katastrophe. Die Lüftung der gegenüberliegenden Bäckerei brummte wie bescheuert und somit war an Schlaf wenig zu denken. Nach dem Aufstehen mußten wir das Frühstück auch noch selbermachen, was die Motivation nicht wirklich verbesserte. Beim Brot rösten steckte Heinz fast noch die ganze Hütte in Brand und das war dann doch „das Zeichen“ unseres überstürzten Abmarsches und so waren wir kurz nach 7.00 Uhr „außer Landes“. Ein schnelles Croissant und den Frühstückskaffee gab´s zum Glück in einer Bäckerei stadtauswärts, bevor es entlang der vielbefahrenen Straße weiter Richtung Manciet geht. Dicke Brummis rauschen ohne Rücksicht an uns vorbei und das uns keiner auf die Hörner nimmt, ist nur unserer Vorsicht und Jakobus zu verdanken. Nach 30 Minuten ist der Spuk vorbei und wir biegen auf eine schmale Flurstraße ab, die nach Pénabert führt. Endlich kein Verkehr, nur links und rechts belaubte Weinberge, vereinzelt Sonnenblumenfelder und himmlische Ruhe. Herrlich!!!
Wir sind jetzt in der Region Bas – Armagnac, wo man den guten Armangnac trinkt (hier werden verschiedene Weißweine zu einem Grundwein gemischt, dieser wird einmal gebrannt, dann in frische Holzfässer gefüllt und nach einiger Zeit in ältere Holzfässer zum Reifen umgefüllt). Preislich sind nach oben keine Grenzen gesetzt, wie wir zu unserem Bedauern feststellen müssen.
Auf einem Grasweg geht es zwischen den Weinreben erst hinunter zum Bach Hitère, dann wieder hoch zum Hof Peyret. Von weitem sehen wir schon die riesigen Teiche der Fischzucht Pouy und später auch die Überwachungskameras an den Gewässern. Welcher Pilger klaut denn schon Forellen, Zander oder Hechte. Wir definitiv nicht, denn unsere Vorlieben beschränken sich ausschließlich auf Kirschen, Aprikosen, etc. und auch heute wird wieder gerupft und gefuttert bis die Bäuche platzen. In einer kleinen Brasserie im Dorf Manciet trinken wir einen großen „Cafe au lait“ und bestaunen die gegenüberliegende kleine, aber sehr schöne Stierkampfarena des Dorfes.
Da heute wieder sommerlich 34 Grad angekündigt sind, fällt die Pause gewollt kurz aus. Ein kurzer Abstecher in die Dorfkirche und dann führt uns ein Schotterweg entlang langweiliger Maisfelder hoch zum Hof Haget und zu der versteckt im Wald liegenden Kapelle Eglise de l`Hôpital. Die nächsten Kilometer durch den Wald sind wunderschön, der kleine Pfad schlängelt sich entlang des Baches bis es über eine Brücke wieder in die pralle Sonne geht. So langsam wird es Zeit für die Mittagspause und so suchen wir ein schönes, schattiges Plätzchen. Picknick- oder Rastplätze finden wir komischerweise grundsätzlich nie, irgendwie fehlt uns dafür das „Auge“ und so sitzen wir auch heute wieder auf dem Grasboden in einem Weinberg. Hier ist es zwischen den Reben zwar schattig, aber schön und bequem ist was anderes. Die Sonne brennt jetzt vom Himmel, aber erstaunlicherweise laufen sich die letzten Kilometer bis Nogaro trotzallem ganz gut. Unter einer prächtigen Platanenallee geht’s schnurstracks in die Stadt und gleich am Ortseingang finden wir in der Brasserie „Le Commerce“ ein richtig schönes Plätzchen. Die Kneipe ist rappelvoll, was schon mal ein sehr gutes Zeichen ist und die nette Kellnerin bringt uns auch noch so spät das Pilgermenü. Perfekt. Das Essen und die kühlen Bierchen sind super und jetzt fehlt uns nur noch die gute Unterkunft, dann wäre alles paletti.
Die SIMCA Aronde Pilgerkutsche hätte mir gefallen, aber taugt ja leider nur noch als Teilespender.
Ich hoffe Eure letzte Nacht war besser und Ihr könnt jetzt ausgeruht losmarschieren. Bei der Bruthitze eine Herausforderung und ich wünsche Euch ganz viel schattige Wege durch Wald und Obstplantagen und keine Wildschweine. Die tollen Menüs, die Ihr so wunderbar beschreibt und die Ihr hoffentlich noch ganz oft vorfindet, hat niemand auf der Welt so verdient wie Ihr !!!! Alles Gute weiterhin !