Das Chambres „La Victorian“ war sehr geschmack- und stilvoll eingerichtet, nur was nützen die schönsten Zimmer mit Bademäntel und Filzpantoffel wenn die Betten gerade mal 190 cm lang sind?. Aber der Reihe nach!
Da sämtliche Brasserien und Restaurants des Örtchens am Sonntag geschlossen hatten, ging es in die Dorf-Pizzeria. Der „Insalata du chef“ war knackig und gut, der Mafiafladen laut Hubertus aber der Schlechteste den er je gegessen hatte. Mit ein paar Bierchen spülten wir den Ärger runter und so lagen wir mit der nötigen Bettschwere schon sehr zeitig in unseren Kojen. Die Nacht war trotz der Zwergenbetten überraschend gut und nach einem schnellen Frühstück brachen wir ausgeruht und voller Tatendrang nach Lamothe auf.
Wie verabredet holten wir noch Steffi an ihrer Herberge ab und zusammen ging´s auf einer schmalen Asphaltstraße im Schatten großer Eichen und Pappeln hinunter zum Naturreservat und dann weiter zum Stausee Ténarèze. Der See ist irre groß, hat ein super Freizeitangebot und bietet für jeden etwas. Uns ist aber nicht nach Böötchen fahren, geschweige denn den Anglern zu zusehen und so pilgern wir auf dem schönen Uferweg fast um den ganzen See, bevor es am südwestlichen Ufer steil hoch zum Gehöft Ribère geht. Die nächsten Kilometer entlang der Weinberge auf Wiesen bzw. Feldpfaden laufen sich super, bevor es wieder kurz und knackig hoch zur Kirche von Lamothe geht. Das Dörfchen selbst bietet so ja nicht viel, aber zu unserer Überraschung gibt es eine bestens ausgestattete Snackbar an der Gité d’Elena und die hat mitten in der Pampa einfach „alles“.
Dosenravioli, Gemüsekonserven, Shampoo, etc., aber uns ist jetzt mehr nach einem Cappuccino und leckeren Schinkenbaguettes, was wir auch bekommen. Die Snackbar ist anscheinend ein beliebter Rastplatz, denn kaum 30 Minuten später ist die Hütte brechend voll und wir treffen Ralph aus Stuttgart (läuft bis Lissabon), der sich uns bis Eauze anschließt. Zusammen mit Steffi gibt es eine Menge zu erzählen und zu ratschen. Die Zeit bzw. die Kilometer vergehen wie im Flug und auf der ehemaligen Bahntrasse entlang eines Flusses laufen wir bis zum Weiler Escoubet. Vor lauter Quatschen bemerken wir fast gar nicht, wie ca. 50 Meter vor uns eine Wildsau urplötzlich aus dem Dickicht kommt, sich seelenruhig auf dem Weg positioniert und uns mordlüstern anglotzt.
Jetzt aber höchste Vorsicht!!! Mit einer Bache die Junge hat ist nicht zu spaßen, aber es ist nur ein junger neugieriger Keiler, der bald wieder im Zeitlupentempo im Unterholz verschwindet. Auf den Schreck wird erstmal das Tempo verschärft und schnell sind wir außer „Lebensgefahr“?. Um die Mittagszeit erreichen wir ausgehungert das Städtchen Eauze, unser heutiges Etappenziel. Unmittelbar an der Kathedrale Saint-Luprec finden wir eine nette Brasserie und bestellen gleich mal das „Menü du jour“ sowie das erste Bierchen für den Durscht. Kaum sitzen wir, kriegen wir auch schon Gesellschaft von Jos, dem „rauchenden Holländer“. Ralph dagegen hat’s eilig, bei seinen Tageskilometerleistungen von 30 und mehr gibt es wohl kein Wiedersehen. Darum „Buen Camino“ Ralph auf deinem Weg nach Santiago bzw. Lissabon und natürlich immer blasenfreie Füße. Bei der lustigen Runde bleibt es nicht nur bei einem Bierchen und die Gefahr am Mittag schon zu versacken ist groß, aber irgendwann raffen wir uns schweren Herzens doch auf und steuern Richtung Herberge, die zum Glück gleich um die Ecke liegt. Die Zimmer sind sauber und nach einer heißen Dusche halten wir erstmal ein ausgiebiges Mittagsschläfchen, bevor wir zu einer Stadtbesichtigung aufbrechen.
Meine lieben Herzbrüder
Ihr habt meinen letzten Pilgertag so sehr bereichert. Danke, dass ich ihn mit euch drei (junggebliebenen) verbringen durfte. Ich kehre mit einem Rucksack voller neuer Erfarungen und dem herzen voller Erinnerungen nach Hause. Danke.
Bon chemin à vous trois!
Ihr lieben Herzbrüder, Heinz, Gerd und Hubertus
Der countdown läuft.
Nur noch 10 Tage dann habt ihr euer 3. Pilger Etappenziel erreicht !!! Tapfer, Tapfer.
Wünsche euch noch für den Rest eurer Tour „viel Glück und viel Segen auf eurem Weg,
Gesundheit und Frohsinn“…
Freue mich schon rießig, wenn ihr wieder zu Hause seid.
Ganz liebe Grüße
Elli