Die gestrige Gite von Jeanine und André war in Ordnung. Die Annehmlichkeiten (Pool+Garten) nahmen wir natürlich dankend mit und so erholten wir uns von den Strapazen der gestrigen Etappe im schönen Garten. Punkt 19.00 Uhr bat der Hausherr auf der schattigen Terrasse zu Tisch und wir warteten mit einem Bärenhunger auf’s Essen. Der kleine sehr übersichtliche Salat als Vorspeise machte nicht wirklich Freude und der Nudelauflauf zum Hauptgang war so exakt portioniert, dass man nur mit viel Baguette satt wurde. Das Schokoküchlein mit Himbeereis war zwar „sauguad“, aber mickrig klein. Trotz der Diätkost wurde der Abend richtig super und das lag an den beiden Schweizern Steffi und Florian, mit denen wir eine „Mordsgaudi“ hatten.
Da es morgen mit 36 – 37 Grad noch heißer werden sollte, wurde mit dem Hausherrn Frühstück für 6.30 Uhr vereinbart und dann ging`s relativ spät in die Federn.
Viel zu früh hieß es aufstehen (5.45 Uhr), Morgentoilette, Rucksack packen und auf zum Frühstück. Die Rechnung hatten wir aber ohne den Wirt gemacht, den André kam mit fast 20-minütiger Verspätung total verpennt aus seiner Wohnung und machte in aller Seelenruhe Kaffee und Frühstück. Aufregen nützt nichts und nach dem bescheidenen Mal verabschiedeten wir uns von Steffi und Florian und brachen Richtung Condom auf.
Die ersten Kilometer so früh am Morgen lassen sich zwar prima und flott laufen, aber die noch kommende Hitze merkt man schon. Kein Windchen weht und die Sonne gewinnt am strahlend blauen Himmel immer mehr an Kraft. Wir laufen durch den Weiler Le Baradieu und dann führt ein Schotterweg uns hoch zum Hof Moras. Kaum sind wir oben, führt schon wieder ein kleiner Pfad hinunter zum Bach Garaillon und dann weiter zum Stausee „Lac de Bosquetara“, der an einigen Stellen schon arg versandet ist. Große Fische zappeln im flachen Wasser (wir tippen auf Karpfen und Waller), die genau die richtige Portionsgröße für uns hungrige Pilger hätten. Der Magen knurrt zwar, aber auf Fisch haben wir bei der Hitze keinen großen Appetit. Immer mehr verschwinden jetzt die Getreidefelder und Weinanbau bestimmt das Landschaftsbild. Von weitem sehen wir schon die Stadt Condom mit ihrer prächtigen Kathedrale und gleich am Ortseingang kaufen wir in einer Boulangerie Proviant. Ein nettes kleines Café in der Altstadt ist schnell gefunden und mit bestem Blick auf die Kathedrale Saint-Pierre futtern wir unsere Brote.
Die hübsche Kleinstadt nennt sich selbst „Perle der Gascogne“ und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Jeder kennt sicherlich die Geschichten von d’Artagnan und den drei Musketieren. Die lebensgroße Skulptur des berühmten Gascogner steht zusammen mit Athos, Porthos und Aramis an der Kirche, wo wir ihnen natürlich als die „drei bayrischen Musketiere“ sofort Gesellschaft leisten.
Entlang des Flusses Baise wandern wir dann stadtauswärts Richtung Montreal-du-Gers. Der Anstieg in der prallen Sonne hoch nach Larresingle schlaucht ganz schön und so wollen wir an der alten Steinbrücke Pont des Carmes nochmals Pause machen. Mittlerweile sind es locker um die 30 Grad, Tendenz steigend, und so lassen wir es etwas gemütlich angehen. „Bei der Hitze nur keine Hetze“ ist unser oberstes Gebot, dazu noch viel trinken und so kommen wir ganz gut voran. Die Brücke ist sowas von enttäuschend, zudem ist weit und breit kein Rastplatz zu entdecken, so dass wir notgedrungen bis zum nächstbesten schattigen Plätzchen unter einer mächtigen Eiche laufen und dort rasten.
Die Pause dauert nicht lange, denn Ameisen und anderes Getier zwingen uns etwas überstürzt zum Aufbruch. Weiter geht’s zur kleinen Kirche Église de Routgès, die etwas versteckt in den Weinbergen liegt. Hier finden wir nicht nur einen brauchbaren Platz für die Mittagsrast sondern auch eine Trinkwasserstelle auf dem Friedhof. Zwischen den Gräbern und den alten Bäumen ist genügend Schatten und für die nächsten 45 Minuten heißt es somit: Siesta.
Die letzten 7 Kilometer auf der glühenden Asphaltstraße und noch dazu in der prallen Sonne sind eine reine Willensleistung und haben mit Pilgern nicht viel – oder doch ? – zu tun. Die Devise heißt jetzt nur noch Ankommen, egal wie. Auch wenn die Füße brennen und die Socken qualmen, gegen 15.00 Uhr sind wir in Montreal und das Thermometer an der Herberge zeigt stolze 36 Grad. Die Unterkunft macht einen richtig guten Eindruck und nach dem Einchecken geht’s zum Duschen und danach legen wir uns auf die faule Haut und machen uns einen schönen Tag.
Ihr lieben Musketiere, Hut ab was ihr schafft bzw. leistet! Diesen Willen haben nicht viele. Habt noch eine schöne Zeit und viel gute Laune.
Übrigens, eure kulinarischen Köstlichkeiten bringen meinen Magen jeden Abend zum Knurren ?
Lieber Heinz, Gerd und Hubertus
Ihr seid ja wirklich tapfer. Bei dieser Hitze. Bewundernswert und dann noch lieber Gerd
den interessanten Tagesrückblick zu schreiben. Toll !!!
Für morgen wünsche ich euch weniger Hitze, gute Laune und viele schöne Eindrücke.
Herzliche Grüße
Elli